Transcription

Lochau den 2 November 1879.

Unvergeßlicher Bruder!

Tiefgerührt im Herzen und aus Liebe zu Dir ergreife ich endlich die Feder wieder Dir zu benachrichtigen wie es mit und steht. Lieber Bruder die Erntezeit ist jetzt be= reits vorüber, denn wir haben gestern als den 1 November unsre letzten Rüben gar nach Haus und sind Gott sei Lob und Dank zufrieden mit unsern Gaben, welche wir zu genießen haben. Das Getreide ist wohlge= rathen wir haben 50 Schack gebaut, so wie auch das Futter für das Vieh reichlich gewachsen ist, allein die Kartoffel sind etwas geringer. Geliebter Bruder am 26 Oktober feierten wir unsre Kirchweih in Lochau wo unser Vater und Mutter und die 3 großen Brüder auch theil nahmen, da weilten meine Gedanken auch immer bei den entfernten Brüdern, allein da heißt es; es muß einmal ge= schieden sein und scheiden ach das Scheiden thut weh. Unvergeßlicher Bruder denke nicht, daß ich Dich vergeßen habe wie ich in den Eltern ihren letzten Brief von Dir