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einer Republik in Deutschland viel tröstliches bringen würde, steht noch dahin. - Du fragst liebe Sophie nach Theodor, Oncle Wentz, u. Oelenheinz? Unser Bruder ist noch in Karlsruhe beim Kriegs-Ministerium. Ich habe jede Gelegenheit benützt an ihn zu schreiben, und auf= zufordern uns zu besuchen, er ließ aber oft Monate lang auf Antwort warten, und kam nicht. Was soll ich unter diesen Umständen in Karlsruhe thun? - Daß Oe= lenheinz gestorben, habe ich Dir geschrieben, seine Töchter benehmen sich ganz fremd gegen uns. Die Wentz'sche Fami= lie weisst Du; wo bei diesen weder Rang noch Reichthum als Abzeichen figurirt, sucht man sich zu entfremden, darüber ist mein Kummer jedoch nicht groß, denn diese Leute haben mich nie angesprochen, der Hauptgrundzug ihres Characters ist Egoismus, und Hochmuth. Sollte ich jedoch Gelegenheit finden liebe Sophie, so werde ich Ihnen Deine Grüße melden. Du räthst mir an, meine Kinder die englische Sprache lernen zu lassen? Dazu findet man hier zu meinem Leidwesen keine Gelegenheit. Sophie besucht noch die Schule, das heißt eine Privatanstalt von Eduard Wagner, welcher vor ohngefähr 8 Jahren dieselbe mit seiner Schwester Doris gründete, als Nachfolger der Fr. Köhler. August ist Schüler im Pädagogi= um, und hat für sein Alter, ziemliche Fortschritte gemacht, im übrigen ist er noch ein sehr kindlicher und etwas leichtsinni= ger Knabe, welch letzteres wie ich hoffe, sich allmählig verlieren wird. Sophie dagegen gibt sich beim lernen mehr Mühe, und ist überhaupt mehr ruhig in ihrem Benehmen. Vorigen Sommer ließ ich beide Kinder daguerreotipiren um sie Dir zu senden, fand aber die Bilder nicht gelun= gen, was mir sehr leid war, da ich Dich damit zu erfreu= en hoffte. - In der freundlichen Erwartung bald wieder

gute Nachrichten zu erhalten, grüßen wir Euch von ganzem Herzen; insbesondere lassen Sophie und August Deine Jugend bitten recht oft mit der Mutter deutsch zu reden.

Deine Dich liebende Schwester Karoline.