Mattheus Schlemmer to Sophie Sosnowski, April 8, 1849: Sheet #4
Original title: Sosnowski_0006_0004.jpg
Transcription
freiheit, Aufhebung aller alten Feudallasten,
Schwurgerichte [etc?] gewährleistet, [wurde] alle
Bundesvorrechte u. Titel aufgehoben werden
Allein Oestreich, Preußen, Baiern u. Hannover
haben diese Grundrechte bis heute noch nicht in
ihren Ländern verkündet, weil deren Regie=
rungen nicht wollen, d. h. die Fürsten wollen
nicht u. die Centralgewalt zwingt sie nicht,
weil sie nicht will oder kann. Gewiß, sehr traurig!
Dann schuf die Reichsversamml. die Reichsverfassung,
wornach die Fürsten bleiben u. über ihnen ein
erblicher Kaiser der Deutschen mit einem ver=
antwortlichen Reichsministerium u. einem Volks=
haus, d. h. einer Versammlung von Volksver=
tretern aller deutschen Staaten steht, also
ein Repräsentantenhaus, dem die gesetzgebende
Gewalt zusteht, während der Kaiser ein sus=
pensives Veto hat, wie der Präsident der Ver=
einigten Staaten. Zum Kaiser wurde am 28ten
r. M von der Reichsversammlung gewählt -
wer, glauben Sie wohl? - der König Friedrich
W. v. Preußen!!! Er hatte für sich 290 Stimmen,
während 248 Mitglieder der Reichsversamml.
sich der Wahl enthielten, also nicht wählten,
u. dies sind alle Oestreicher, Baiern nebst mehrer
Anderen. Nun haben wir kein freies Deutsch=
land, nur die Regierungswillkür ist wieder, wie
vorher; wir haben auch kein einiges - kein
großes, denn ganz Oestreich soll ausgeschlossen
sein, u. dafür stimmten Welker u. Mathy, welcher
Letztere heute vor einem Jahre den Fickler, einen
der ersten Volksmänner Badens u. Republikaner
in Karlsruhe selbst verhaften ließ, darauf badischer
Staatsrath u. später Unterstaatssekretär
im Reichsministerium wurde, natürlich zur