Transcription

Pforzheim d 11tn Juli 1852.

Liebe Schwester!

Deine Nachrichten vom 17tn Mai die uns Euer Wohlsein meldeten, waren mir wie ein Lichtblick in mein trübes, vom harten Schicksal tief gebeugtes Gemüth, besonders hart schon deßhalb, weil ich mich auf meine, durch traurige, schwäch= liche Erlebnisse ganz geschwächten Körperkräfte, nicht mehr verlassen kann. Dieses Alles hervorgerufen durch den Egoismus und die Schwindelei eines Mannes, der in sträflicher Rücksichtslosigkeit gegen seine Familie einer eiteln Weise sich hingab, während andre Ge= schäftsmänner in hiesiger sehr belebter Stadt, dieses nutzlose Getreibe nur mit Verachtung ansahen. Du warst im Irthum, liebe Sophie, wenn Du glaubtest, daß wir in unserm Unglück, Mitleid und Theilnahme bei Andern ansprechen könnten; ich wurde, wohin ich mich um Hülfe wandte, mit Hohn, oder Geringschätz= ung zurückgewiesen. Daß die besitzenden Klassen der Monarchie zugethan, war mir bekannt, nicht aber, daß deren Anführer die Besiegten, und sogar deren schuldlose Angehörige, mit wahrhaft ra= finirter Boosheit verfolgen und berauben würden, wahrscheinlich aus Unkenntniß des Hasses mit der sich diese Leute <insertion>einander</insertion> gegenüber standen. Die Erhebungskomödie ist jetzt ausgespielt, denn die alles überstürtzende Demokratie glaubte, es bedürfe bei dem deutschen Michel keines weitern Entwicklungganges mehr, und könnte alles mit ihr in wenigen Tagen