Transcription

Pforzheim 8 Novbr 1851

Meine theuerste Frau Schwägerin!

Nachdem ich an meiner 16 monatlichen Strafzeit 7 Monate 10 Tage in dem neuen nach [?]anischer Art eingerichteten Zuchthaus in Bruchsal erstanden hatte, wurde ich auf mein Bittgesuch, wozu ich nur durch den Hinblick auf meine Familie bewegen werden konnte, auf Anlaß des Geburtsfestes des Großherzogs mit 40 anderen Gefangenen, meist politische, am 2ten Septbr entlassen. Es wurde mir zwar schon wäh= rend meiner Gefangenschaft, sowie auch nachher auf meine Anfrage die Zusicherung gemacht, daß ich meinem Berufe als Anwalt nach einiger Zeit wieder leben darf. Allein theils ist diese Zusage zu unsicher u. unbestimmt, theils sehe ich die Zukunft Deutsch= lands höchst trüb u. traurig, denn der große Kampf der Prinzipien ist auch noch nicht ausgekämpft, die Demokratie ist nur niedergeschlagen, nicht besiegt; theils endlich wünscht meine Frau sehr, Sie wieder ein= mal zu sehen, u. weil Sie dann doch sowohl an Ihrem jetzigen, als an einem früheren Orte Ihrer Wirk= samkeit auf [unreilliche?] und unreelle Weise be= handelt worden sind, so kam ich auf den Gedanken, Ihnen den Vorschlag zu machen, oder bei Ihnen anzu= fragen, was Sie davon hielten, wenn wir uns mit Ihnen vereinigten u. so mit vereinigten Kräften selbst eine Lehranstalt für Frauenzimmer oder sonst ein Geschäft gründeten, so daß sie nicht mehr von solchen Entrepreneurs abhängig wären. Wir brächten ein Kapital von 9000 - 10,000 [?]. Ich bin in der englischen Sprache so weit, ebenso ich jeden Schriftsteller lesen kann, u. zum Sprechen bedarf ich nur üfterer Uebung; denn ich habe im J. 1850 von Juni an bis Jenner 1851 bei einem Sprachlehrer Unter= richt darein genommen, u. kam so schnell so weit, daß er mir im 6ten Monat aus einem englischen Buche