Collection: Schulz Family Letters
Author: Adam Rank
Description: Schulz family letter, March 25, 1892.
Original text
[page 1 (sheet 1, right-hand side):] Issigau den 25 März 1892 Lieber Vetter! Da es nun schon lange ist daß ich euch einen Brief geschrieben hab und bisher noch keine Antwort erhalten haben so bin ich gezwungen noch einmal die Feder zu er- greifen. Ich hab euch in den vorigen Brief die Krankheit meines Vaters geschrieben und nun muß ich euch die Trauerige Nachricht mitteilen das unser Vater am 5 Dezember gestorben ist. In seinen letzten Stunden hat er sich noch gewünscht das er die kleine [?] thar [/?] beichten wollte lassen und einen Brief wollte er noch erhalten von Amirika und beide Wünsche waren umsonst. Unser Vater ist mit den Feuerwehr und mit den Gesangverein begraben worden es waren zwei Fahnen dabei und es war gerade so windig sonst hätten noch 12 Fackeln gebrannt und die Musick gespielt [page 2 (sheet 2, left-hand side):] Lieber Vetter in seinen letzten Stunden wollte er noch Hilfe von Doktor haben wir haben sogleich nach den Doktor geschickt er ist auch gleich kommen und ich bin gleich auf [?] Steile [/?] in die Abotehke er konnte 14 Tage keinen Tropfen Wasser nieterbringen und die letzte Stunde konnte er Wasser und Arznei nieterbringen er hat woll gesagt es wird besser aber Leider war er in einer halben Stunde schon verschieden. mitsamt den das er 14 Tage keine Tropfen Wasser in Leib gebracht hat er nicht einmal gesagt das er Hunger hat und ist bis zu den 11 Tag allein aus den Bett aber die letzten 2 Tage konnte er nicht mehr Laut reden und wir mußten uns imer an das Bett setzen damit er uns gewießen hat was er wollte. Auch will ich euch schreiben das Gorg Drechsel schon 14 Tag nicht mehr allein aus den Bett kan er hat die Wassersucht und ist an ganzen Leib geschwoln Ich will nun schließen. Viele Grüße von allen unsren Kamraden und [insertion:] viele [/insertion] Grüßen von uns [page 3 (sheet 2, right-hand):] Lieber alter Freund Schultz! Du wirst es mir nicht übel denken, wen ich Dich mit einem kleinen Schreiben belästige. Du warst immer so freundlich und ließet in Deinen an J. Schulz geschrie- benen Briefe Grüße an mich ausrichten, und so erachte ich es auch für meine Schuldigkeit, auch etwas von mir hören zu lassen. Was meine Familie belangt so habe ich 8 Kinder, die aber bereits bis auf das kleinste, ein Mädchen versorgt sind, das Anwesen habe ich meinen kleinen Sohn übergeben, bei welchen ich und meine Frau unsere Versorgung haben, und haben auch nicht Ursache uns zu beklagen, soviel unsere Gesundheit und Kräfte es erlauben, arbeiten wir mit, und begnügen uns auch mit allen, wenn ich schon die 68 Jahre angebackt hätte würde ich dich in Amerika aufsuchen, aber dieses Unter- nehmen werde ich wohl aufgeben müßen. [page 4 (sheet 1, right-hand side):] Was die Schulzische Familie anbe- langt, teile ich Dir mit, das Dein Vetter Joh. Schulz, während seiner Krankheit von seinen Angehörigen sehr gut verpflegt wurde, sie suchten ärztliche Hilfe, und ließen es überhaupt an gar nichts fehlen, er hatte auch immer Hofnung auf Genesung aber es war umsonst, sein einziger Wunsch war, seine kleine Tochter gar confirmiren zu sehen allein es war ihm nicht mehr gegönt, er war fleißig besorgter Vater und guter Nachbar, überhaupt gegen Jeder- mann zuvorkoment, und so wurde er auch von der ganzen Gemeinde sehr bedauert. Wen die Entfernung nicht gar so groß wäre, würde ich dich ersuchen zur Confirmation der kleinen Tante beizuwohnen, aber es dieses ja nicht möglich, sei nur so freundlich, und beehre uns bald mit einem Schreiben. Unter den besten Grüßen an Dich und Deine Angehörigen verbleibe ich Dein ganz ergebenster Freund Adam Rank.
Letter metadata