Collection: Marie Hansen Taylor Correspondence
Author: Peter Andreas Hansen
Recipient: Marie Hansen (Taylor)
Description: Letter from Peter Hansen to his daughter Marie Hansen Taylor, August 30, 1866.
Original text
[page 1 (sheet 1, right-hand side):]
Gotha, den 30ten Aug. 1866
Meine liebste Maria!
Herzlichen Dank für Deinen lieben Brief vom 7ten Aug. u. die in Aussicht gestellte Sendung von Lazarethgegenständen die immer noch sehr willkommen sein wird u. gewiß vom Comitee mit großen Dank aufgenommen werden wird. Auf unsere Nachfrage haben wir erfahren daß es an Chargen u. Bandagen* noch fehlt u. in Langensalza liegen noch viele, theils schwer verwundete Krieger denen die Erfrischungen gewiß sehr wohlthätig sein werden. Wir sind Euch sehr dankbar daß Ihr auch einen so großen Beitrag spendet u. bitten Dich allen die thätig dabei gewesen sind den herzlichsten Dank dafür zu sagen. Zoll wird nicht zu bezahlen sein, es sind Kisten von Bremen, Hamburg u. Paris für die Lazarethe hierher geschickt worden u. wenn ich nicht irre, zollfrei eingegangen. Daß Euere Reise hierher immer noch unsicher
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ist, ist mir natürlich sehr leid, meine Sehnsucht Euch wiederzusehen ist auch sehr groß u. lange schon habe ich mich darauf gefreut. Der Herbst scheint für uns frühzeitig zu kommen, der Wind fegt die Blätter schon in Menge von den Bäumen u. da muß ich gestehen daß ich dabei oft mit Sorge an Eure Reise übers Meer denke u. bei aller Sehnsucht die ich habe, doch zuweilen wünsche Ihr möchtet erst im nächsten Frühjahr als im Spätherbst reisen. Was den pecuniären Punkt dabei betrifft, so kann ich ja natürlich gar kein Urtheil darüber haben, und das scheint mir wahrscheinlich daß ein Aufenthalt in Neu-York, wie Ihr ihn vorigen Winter genommen, ebenso kostspielig wie eine Reise nach Europa ist. Gar zu gut begreife ich daß Du Dich einmal wieder nach einen ruhigeren Leben sehnest u. herzinnig wünsche ich es könnte Dir bei uns werden. Daß mein Brief zu Lilians Ge-burtstag so spät erst angekommen ist, thut mir sehr leid, ich begreife es eigentlich nicht u. vermuthe fast daß die Post von hier nach Hamburg damals noch nicht wieder
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im regelmäßigen Gange war u. der Brief dadurch eine Woche in Hamburg liegen geblieben ist. Sehr habe ich mich gefreut daß Lilian einen so schönen u. frohen Geburtstag verlebt hat, auch ihr Briefchen hat mir viel Freude gemacht, sie schreibt schon so hübsch. Ich sende ihr vielen Dank u. einen herzlichen Kuß dafür u. laß ihr sagen daß sie zum Geburtstag ein Musselinkleid u. zu Weihnachten ein wollenes Kleid von Großpapa u. Großmama Hansen bekommen sollte. Ich bitte Dich, liebe Maria, noch einmal mir das Maß der Kissenzügen zu schicken u. mir zu sagen wie viel Du davon brauchst. Wir haben sehr sparsam gelebt so daß wir bei all der bösen Zeit doch unsern Kindern ihre Geburtstagsgeschenke nicht zu entziehen brauchen. Wenn der Himmel uns doch nur erst die Sorge um Wilhelms Existenz vom Herzen nehmen wollte, die drückt gar zu hart, immer noch hat er nichts aus den Geschäft ziehen können u. ich weiß nicht wie das nur noch enden soll. Das Geschäft geht gut, aber es muß vergrößert werden wenn ein ansehnlicher Gewinn
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erzielt werden soll u. dazu fehlt das Capi-tal, weder [?] Bensack [/?] noch Henneberg wollen noch zuschießen, sondern verlangen von Wilhelm, daß er es thuen soll. Oft bin ich trostlos darüber u. sehe gar keinen Ausweg, mit welchen Hoffnungen u. günstigen Erwartungen sahen wir Wilhelm ins Leben treten u. wie kümmerlich geht es ihm jetzt. Ida u. Grethchen haben sich beide sehr bei uns erholt, wenn wir doch nur noch gutes Wetter bekämen daß sie die freie Luft noch recht genießen könnten, so lange sie hier sind haben wir nur wenig schöne Tage gehabt. Grethchen ist ein sehr gewecktes u. reizendes Kind, sie läuft jetzt mit großer Sicherheit mit und im Hause u. Garten umher. Die arme Tante Auguste liegt seit Montag schon zu Bette u. ist recht krank, ich bin sehr besorgt daß es nicht so bald wieder gut mit ihr werden wird, es scheint nervös zu sein u. noch hat sie das Fieber nicht wieder verlassen. Dazu kommt nun noch der Kummer über die Breistatt'sche Angelegenheit, Dein Brief der Sontag an kam hat sie in große Betrübniß versetzt, sie hatte sich schon lange vor der Antwort
*Footnote; page 1: Charge ‘(Pharm.) Serie von Arzneimitteln, die während eines Arbeitsabschnittes und mit dem gleichen Rohstoff hergestellt u. verpackt worden sind” (Duden Universalwörterbuch A-Z).
Letter metadata