Original text
[page 1 (sheet 1, right-hand side):]
Issigau, den 13. November 1887
Lieber Vetter!
Da ich gehört habe das Du an die Ortsboliezei geschrieben hast und Du wiessen wollest wie es in Issigau steht dann hat mir der Bürgemeister Deine Maschiene gezeigt. Die Vollmächtigen sind Ernst Müller Georg Otto Adam Stumpf Johan Fiedler Johan Fiedler Gemeinteschreiber1 ist Herr Kantor Hahn. Die Maschiene sind in Issigau ziemlich auch so. Es sind jetzt zwei Schulen hier, ein Kantor und ein Lehrer. Das Schulgeld kostet das Jahr für ein Kind einen Thaler. Jetzt will ich Dir schreiben von der Shulz Familien mein Vater ist 30 Jahr tot meine Mutter 23 Jahr mein großer Bruder ist 7 Jahr tot 7. Jahre auf dem Bett gelegen keine Kinder hat er nicht gelasen. Seine Frau war Barbra Fränkel ist 2 Jahr tot. Das
[page 2 (sheet 2, left-hand side):]
halbe Haus habe ich par 2 gekauft um 400 Mark. Ich treibe mein Webershandwerk. Meine Frau ist von Bobengrün eine geborne Sommerman. Wir haben 5 Kinder gehabt die drei großen sind gestorben ein Sohn werde jetz 23 Jahr einer 21 ein Mädchen werde jetzt 17 Jahr die zwei jünsten Mädchen sind noch am Leben die große wird im Frühjahr mit konfiermirt die kleine wird 9 Jahr. Meine Schwester Anna Kathrina mit ihrem Manne Heinrich Völkel ist jetz in Hof und haben auch 6 Kinder. Lieber Vetter da ich Deine [?] Maschiene [/?] ansah habe ich woll gedacht wenn ich mit meiner Familie bei Dir wäre weil mein Vater Deine Maschiene anschaute, verblaste es sich und weinte und hate eine große Freude das sein Vetter ein so Mann ist. Indessen mein Vater
[page 3 (sheet 2, right-hand side):]
dagegen ein kleiner ist und esse den Sonntag mit seiner Familie ein halbes £ Fleisch Lieber Vetter ich will es Dir zu wießen dun wie sich die Ernte und der Sommer befunden hat der Regen war so haufig das Frühjahr das man keine Früchte auf das Feld bringen kann. Anfangs Juli ist die Troken so gekommen das auf dem Felde alles verbrant der Heubau war bei uns ziemlich gut Winterkorn auch gut Gerste Hafer Kraut Kartoffel u.s.w. war ganz gering wo mann es nicht an Feld bringen konte wo es die Leut noch nicht gedenken wie an 1842 wenn sollte bei uns die Arbeit stocken wo würde es bei uns woll schlecht werden. den bei uns haben die kleinen Leute nicht mehr wie im
[page 4 (sheet 1, left-hand side):]
Sack 2 Sack und ein Bauer 80 Sack wo sie sonst 2 bis 300 Sack [?] badeten [/?] das Vieh ist bei uns so billig das die Bauern beinahe nichts vekaufen könten. Ich wünsche das unser Vetter diesen Brief bekommen wird und ich wünsche das wir wieder antwort auf Weihnachten bekommen werden das wäre uns lieber als ein Weihnachts geschenk Viele Grüße an meinen Vetter und seine ganze Familie. Lieber Vetter die Atdresse wird dir wollbekant sein An Johan Phillipp Shulz Hausnumer 53 Lieber Vetter warum hast du den in diesem Brief den du geschrieben hast keinen Buchstaben von der Schulz Familie hören lassen
- 1. Dialect spelling for Gemeindeschreiber.
- 2. "par" = "bar".
Notes
Letter metadata