Collection: Schulz Family Letters
Author: Johann Schulz
Description: Schulz family letter, March 10, 1888.
Original text
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Issigau, den 10. März 1888
Lieber Vetter!
Deinen Brief haben wir bei bester Gesundheit erhalten, den 2. Februar das Buch den 10er die Karte wo uns vom Postamt 10 M ausgezahlt wurden und drittens [insertion:] den 15 [/insertion] haben wir den Brief das Gesetzbüchlein und den Neujahs [sic] Gruß erhalten. Worüber ich und meine Familie eine sehr große Freude hatten. Die Karte hat mir der Postbot im Münchigschen Gasthof wo jetzt auf den Oberlandshaus ist überliefert. Wo es Mann für Mann ging und Hand für Hand und ich vor Freude gar nichts mehr sagen konnte. Wir sagen alle unsern schönsten Dank. Lieber Vetter! ich habe schon oft gesagt ich wolle Dir auch einmal was schicken um Dir eine Freude zu machen und wenn es mein Blut kostet aber etwas großes kann
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ich Dir nicht schicken und alles andere hast Du ja selbst Das kannst Du Dir denken das dieses eine Freude ist wen man im einen Jahr 30 M geschenkt bekommt wo ich 5 Wochen dafür Weben muß ich muß 51 Meter für 6 M machen. Ich habe mir für die 30 M Schintteln1 gekauft Du weist es ja selbst wie es mit halben Häusern ist das mann da fort zu bauen hat und jetzt habe ich das andere halbe Par gekauft und habe mir erst in meinen alten Tagen so viel Plaz gemacht keine Kinder hilfe hatte ich auch noch nicht. Du willst wießen wo die Stümpf sind da wiesen wir auch nichts der Adel Stumpf ist vor einem Jahr gestorben von dem ist ein Sohn in Amerika ist auf der Bahn Lokomotiv führer. Adam Münch von Reitzenstein ein Beichtkamerad von Dir war ein reicher Mann
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und jetzt mit einem Schlag war er ein Bettelmann durch einen Bankerrod2 und war bald 4 Jahr im Zuchthaus, Adam Pülz war auch ein reicher Man er 6 Kinder 5 Söhne und ein Mädchen die 5 Söhne haben alle Gestutiert3 2 sind Kaufman einer ein Lehrer einer Studenten Lehrer und der jünste [sic] ist ein Pfarrer und das Mädchen hat einen Lehrer Geheirathet und er hat sich wegen Geistesschwech das Leben genomen (Aufgehängt) Georg Werner liegt auch an Tod. Heinrich Pößneker und seine Frau liegen auch an Tod. Auch wollest Du wießen was die Preiße von Fleisch und Gedreite4 sind ein Ztr5 Hafer kostet 7 M ein Ztr Korn 10 M ein Ztr Gerst 9 (oder 8?) M ein Ztr Kartoffel 4 M 1 £ Brod kostet 10 M keinen Weizen gibt es nicht mehr. 1 £ Schwein Fleisch kostet 60 M ein £ Rindfleisch kostet 50 M 1 £ Schweinesfett kostet 80 M
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ein starker Knecht hat 200 M eine Magd hat 80 M jährlich ein Zimmerman hat täglich ohne Kost 2 M ein Taglöhner hat 40 bis 50 M [sic] den Tag mit Kost. Wir haben jetzt schön Witterung aber vom 15 bis zu den 30 hatten wir soviel Schnee und Kälte das kein Mensch aus und ein komen kan die Bahn ist bestecken geblieben Lieber Vetter nehm es nur nicht ungütig das wir mit Nachricht so lange gewart haben den 25 haben wir erst zwei Zeitung bekommen die Bücher und die Zeitung bringen wir aber nicht ins Haus jetzt hat sie der Cristof Schimmel zum lesen geholt Einen Gruß von Christof an Dich und Nickolaus einen Gruß von Adel Werner ein Beichtkamerad von Dir. Ich wünsche der Anna viel Glück und Gesundheit zu ihrem Ehestand. Ich will nun schließen schreibe mir bald wieder. Viele Grüße an Dich und Deine Familie und an Nickolaus und seine Familie. Es grüßt Dich nochmals Johann Schulz
- 1. "Schintteln" = "Schindeln".
- 2. "Bankerrod" = "Bankrott".
- 3. "Gestutiert" = "studiert".
- 4. "Gedreite" = "Getreide".
- 5. "Ztr" = "Zentner".
Notes
Letter metadata