Collection: Schulz Family Letters
Author: Johann Schulz
Description: Schulz family letter, November 27, 1889.
Original text
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Issigau, den 27. November 1889
Lieber Vetter!
Deinen Brief haben wir erhalten wo wir um Söhnsucht1 darauf gewartet haben. Wir haben in den ersten Zeitungen die Du mir geschickt hast gelesen das ein großes Unglück mit Wasser vorgegangen ist wo rüber [sic] wir manige Nacht nicht Shlafen [sic] konten wo ich gedacht habe es hätte Dich mit betroffen. Deine dreinal geschickten Zeitung haben wir erhalten woraus wir sehen was im fremden Lande basiehrt2 was uns früher nicht vorgekommen ist. Die Zeitung bringe ich aber nicht ins Haus. Lieber Veter Du hast mir geschrieben das Dein Karl sein Knecht heraus mahen wollt Ich habe bis her Woche für Woche auf gesehen. Ein junger Straubel von Issigau wollte auch heraus wollte seine Mutter und seinen Bruder mit hinein
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nehmen sei so gut und schreibe mir das nächstemal ob er heraus gemacht sei. Wir hatten bisher Sommerszeit und heute den 27 haben wir den ersten Schnee. Wir hatten diesen Sommer imer schönes Wetter nichts leidet von der Hitze und Regen Schaden wir haben dieses Jahr reichlich Kartoffel gebaut da haben wir eine große [insertion:] Freude [/insertion]. Lieber Sei doch so gut und schreibe mir einmal genauer was die Erdberren nach unsern Berren für Bern sind sehen sie vielleicht unsern rotberren gleich wen mich die Leute fragen muß ich sagen das weiß ich selbst nicht wenn Iich drinen wäre müßten Dir meine 2 Mädchen oft mit pflücken helfen. Wen ich freilich Dein Leben betrachte da ist es freilich ein großer unterschied ich muß mich die ganze Woche plachen3 und schinden wan ich 6 Mark verdienen wolle was Du es nicht brauchst. Ich habe mir schon oft
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gewünscht ich wolle ich könne einmal mit Dir schessenfahren4 und das ich sprechen köne wie Du ich bin jetzt Schuldenfrei bei uns wird jetzt alles so theuer das kein Mensch nichts mehr bezahlen kan das £ Schweinefleisch kostet 1 Mark [sic] das £ Rindfleisch 70 M das Schebsenfleisch5 60 M bei uns wird jetzt mehr Pferdefleisch als Schweines gegessen das £ kostet 50 M ich esse aber keins auch der Kaffe und Zucker ist sehr theuer das £ Zucker kostet 50 M das 'Pfund' Kaffe 160 M auch das Holz kann man nicht mehr bezahlen durch die Maschinen. Adolf Münch machte einen Handwerksbursch. Ich freie mich so über Deine Kinder alls wen es meine Kinder wären. Viele Grüße von Heinerig Tuß er kan Deiner noch nicht vergessen wen er Deine Briefe lest muß er weinen er sagt oft wen ich selbst mal mit fort wäre könte ich es jetzt vielleicht auch so haben
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Einen Gruß von Heinerich Brandler er wollte Dir selbst einmal schreiben. Einen Gruß von Adam Kinßel es ist die vorige Woche wieder ein Mädchen nach Amirka 2 Söhne sind schon drinen die haben in schon viel Geld geschickt Georg Werne ist Tot. Anderras Strobel lebt noch und ist wie ein Kind. Wir sind bisher Gott sei Dank alle Gesund und wünschen das Dich und Deine Familie [insertion:]unser Brief [/insertion] mit Gesundheit antrifft und wünschen ein Gesundes Glückseliges neues Jahr. Ich will nun schließen. Viele Grüße an Dich und Nickolaus und an euhre ganze Familie.
Johhan Schulz.
- 1. "Söhnsucht" = "Sehnsucht".
- 2. "basiehrt" = "passiert".
- 3. "plachen" = "plagen".
- 4. "Schesse" = "Kutsche".
- 5. "Schöpsen" = "Hammel".
Notes
Letter metadata