Collection: Schulz Family Letters
Author: Cristiana Schulz
Description: Schulz family letter, November 10, 1891.
Original text
[page 1 (sheet 1, right-hand side):]
Issigau, den 10. November 1891.
Lieber Vetter!
Es ist jetzt beinahe ein Jahr, das wir den letzten Brief von euch erhalten haben. Wir haben uns gefreut, das bei euch alles gesund ist das ist aber leider bei uns nicht unser Vater ist schon einhalbes Jahr, krank wir waren schon bei allen Doktern, wir haben schon allerlei Hausmittel gemacht alles was uns die Leute sagten haben wir gemacht und machen wir und und alles hilft nichts, er ist ninter1 auf Steben und hat sich untersuchen lassen, der Doktor hat ihn ein Rohr, in den Hals gestoßen; dann hatt er gesagt er hat Leiden, an Kehlkopf, er hat eine Maschiene kriecht2 da muste er alle Tage, dreimal den Hauch von der Arznei einahtmen. Er kann weiter nichts wie Semmel, Milch, und Kaffe, essen blos ganz leichte Speise, an einer Semmel mus er drei Stund essen,
[page 2 (sheet 2, left-hand side):]
bis er sie ninterbringt. Er hat den Sommer über fühl gelitten er muste Zeuch3 trinken was ihn alles zerschanden gebißen hat er hat keine Haut mehr in den Mund gehabt und vor edlichen Wochen konnte er fünf Tage keinen Tropfen Wasser ninter bringen da könnts ihr euch denken wie uns da war wier sind oft an den Tisch und sind wieder weg wie wir nahe sind. Gebaut haben wir mit hatt 190 Mark gekost und unser Vatter hat schon ein so vieles Geld gekostet jetzt können wir nicht mehr zum Doktor gehen kann es gehen wie es wiel es ist halt eine lang wierige Krankheit und keine Hilfe ist nicht mehr zu finden man mus es halt Gott übergeben. Wir haben uns sehr gewundert das Michael Hohner auch krank wurde. Lieber Vetter wir haten den Sommerüber sehr schlechtes Wetter es war keinTag ohne Regen und Gewitter. Die Heuernte
[page 3 (sheet 2, right-hand side):]
war sehr schlecht die Wiesen waren erfroren wo die Leute oft 10 Futter Heu ernten haben sie heuer auf denselben Flecke bloß 4 geernt und jetzt müßen es die Leute wieder aus den Scheunen reißen weil sie es naß nein gebracht haben. Die Getreideernte war auch sehr schlecht es hatt Stücken gegeben wo mann die Ähren von den Winterkorn zählen kann, die Gärste, der Hafer, und das Sommerkorn war auch nicht viel besser. Bei den Karttoffeln war es zimlich auch so wer weiße gehabt hatt die haben was mehr gebaut wo die wo blaue und rote gehabt haben aber halb mußten sie die Leute auf den Felde lassen sie waren halb zusammen gefault. Lieber Vetter in Deutschland ist jetzt schlechte Zeit nichts gebaut keine Arbeit die Weberei geht schon einviertel Jahr nicht. Die Bäcker wollen immer backen sie wießen nicht mehr wo sie Mehl herbringen sollen und das Mehl ist auch nicht mehr zubezahlen
[page 4 (sheet 1, left-hand side):]
wir haben in der Zeitung gelesen, das drei Dampfer Weizen von Amiricka heraus gekommen sind, aber was ist das unter so viele. Lieber Vetter wir hätten schon länger geschrieben aber die Frau Drechsel war bei uns und hat die Adreße von euch gehabt und hat gesagt wir haben schon [?] fort [/?] Zeitungen bekommen und jetzt wollen wir doch endlich einmal danken wir haben gesagt sie sollen es ein bischen mit schreiben wie es hausenrum aussieht. Der Georg Drechsel war jetzt [insertion:] eine Zeit lang [/insertion] auf den Bad, und heute ist er meiner Mutter begegnet und hat gesagt das er noch nicht geschrieben hat. Georg Drechsel wohnt jetzt nicht mehr hier, er wohnt in Hof, sein großer Sohn hat das Schloß angenohmen, und sein kleiner ist 18 Jahre alt er Studiert und will ein Geistlicher werden. Ich will nun schließen neues wüßte ich so weiter nichts blos das in Reitzenstein die vorige Woche Feuer war es ist das alter Fischershaus wegebgebrannt Viele Grüße von Heinerich Tuß, Heinerich Brendler, Ad.4 Strank, Gorg D'sel. Viele Grüße von uns allen an Dich und Deine Bruder Nickolaus. Wir hoffen auf recht [underline*2:] sehr [/underline*2] baldige Antwort Gristiana5 Schulz.
- 1. "ninter" is East Franconian for "nach hinten".
- 2. "kriecht" = "gekriegt'".
- 3. "fühl Zeuch" = "viel Zeug".
- 4. "Ad." = "Adam."
- 5. "Gristiana" = "Christiana".
Notes
Letter metadata