Über Migrant Connections

Die Migration ist eine bekannte gesellschaftliche Herausforderung in Europa und im Ausland. Ihre historische und aktuelle Komplexität kann nicht ohne die Mitarbeit aller betroffenen Bürger bewältigt werden. Migrant Connections ist eine digitale Forschungsinfrastruktur für die historische Migrationsforschung zur deutschen Migration in die Vereinigten Staaten im 19. und 20. Jahrhundert. Ihr Ziel ist es, die Forschung zu transatlantischen Kommunikationssystemen sowie zu Räumen der Wissensproduktion und Mobilität zu fördern. Die Plattform konzentriert sich auf die Integration und Verknüpfung verschiedener digitaler Theorien und Methoden zur Entwicklung, Verknüpfung, Analyse und Veröffentlichung großer Mengen historischer Daten, um verschiedene Lesarten zu ermöglichen. Migrant Connections führt die folgenden Teilprojekte und Sammlungen aus den Vereinigten Staaten und Deutschland zusammen, die eine Vielzahl von Materialien - von Briefen und Tagebüchern bis hin zu Gedichten und Nachrichtenartikeln - repräsentieren, um vor allem verborgene und vernachlässigte Quellen zu untersuchen und neue Erkenntnisse über relationale Perspektiven zu gewinnen. Durch die Einbeziehung verschiedener Quellen von/von/und über Auswanderer & Daheimgebliebene, Frauen & Männer, Junge & Alte, Juden & andere Konfessionen, Deutsche, will die Plattform die Frage erforschen, wie Menschen mit unterschiedlichem sozialen, religiösen oder ethnischen Hintergrund migrationsbedingte soziale, politische oder wirtschaftliche Herausforderungen erlebt haben. Zu den Teilprojekten der Plattform gehören:

"Mobile Lifeworlds in German-American Letters," ein digitales Crowdsourcing- und Citizen Science-Projekt, das Briefe aus dem deutschsprachigen Raum an Einwanderer in den Vereinigten Staaten sammelt. Zusammen mit der Deutschen Auswandererbriefsammlung (DABS) und in Zusammenarbeit mit der Forschungsbibliothek Gotha, der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB) und der Universität Trier bildet diese Sammlung einen der Grundpfeiler für einen digitalen Korpus der transatlantischen Korrespondenz während des gesamten neunzehnten Jahrhunderts. Die Sammlung (Transkription, Übersetzung und Metadaten) wird durch Web-Publikationsplattformen, Deep-Learning-Methoden und Citizen Scholarship erstellt.

"Traveling Texts in German-American Newspapers" ist eines der Forschungsergebnisse von "Text Mining America's German-Language Newspapers, 1830-1914: Processing Ger(wo)manness", einem Forschungsprojekt am Deutschen Historischen Institut von Jana Keck. Anhand digitalisierter deutschsprachiger Zeitungen aus dem 19. Jahrhundert aus Chronicling America (Library of Congress) untersucht das Projekt Nachdruckpraktiken und Genrekonventionen in deutsch-amerikanischen Zeitungen, um populäre Zeitungsliteratur und die von ihr geschaffenen Migrantennetzwerke zu untersuchen. Das Projekt kombiniert verschiedene Theorien und Methoden aus der digitalen Geschichte, wie z.B. Text Mining, um Texte aufzuspüren, die über Staaten und Jahrzehnte hinweg nachgedruckt wurden; überwachte und nicht überwachte Methoden des maschinellen Lernens, um Zeitungstexte automatisch in verschiedene Genres zu klassifizieren; Netzwerkanalyse, um geografische und zeitliche Muster und Beziehungen zwischen Publikationsorten zu untersuchen; und Korpuslinguistik sowie Close Reading, um textliche und visuelle Unterschiede von Texten zu untersuchen.

"Writing Across Borders: Diaries and Journals as Narratives of Migration" ist eines der Pilotprojekte von COESO (Connecting Research and Society), das die Zusammenarbeit zwischen der europäischen Gemeinschaft der Sozial- und Geisteswissenschaften, der Bürgerwissenschaft und der Gemeinschaft der offenen wissenschaftlichen Kommunikation fördern soll. "Writing Across Borders" wird Bürgerwissenschaftler mit neuen Fähigkeiten ausstatten und gleichzeitig ein Netzwerk von Forschern schaffen, die an der Arbeit mit historischen Dokumenten und an der Teilnahme an Aktivitäten des maschinellen Lernens interessiert sind. Der Schwerpunkt der Initiative liegt auf der Beschreibung, Transkription und Interpretation von Materialien, die im Rahmen des GHI-Washington-Projekts "Mobile Lifeworlds in German-American Letters" gesammelt wurden. Während der Schwerpunkt des Projekts "German-American Letters" auf dem Austausch von Informationen über den Atlantik liegt, konzentriert sich die Initiative "Writing Across Borders" auf Tagebücher und andere Formen von Ego-Dokumenten. Diese Quellen zeigen, wie Migranten ihren Transit reflektierten und berichten von wechselnden Perspektiven während ihrer Reise von einem Kontinent zum anderen. Die Ego-Dokumente enthüllen die Netzwerke, Praktiken und das Wissen, das nötig war, um mit der sich oft stark verändernden Umgebung zurechtzukommen. Im Gegensatz zu Familienbriefen, die ohne Kenntnis umfangreicher Familiennetzwerke oft schwer zugänglich sind, sind Tagebücher in der Regel in sich geschlossener. Daher eignet sich dieses Genre besonders gut für die Beteiligung von Bürgerwissenschaftlern.