Sammlung: Rustemeyer Papers

Verfasser: August Stockebrand

Empfänger: Bernard Rustemeyer

Bezeichnung: Brief von August Stockebrand an Bernard Rustemeyer, 20. Juli 1924.

August Stockebrand an Bernard Rustemeyer, 20. Juli 1924

Englischer Text

Original text

Lieber Vetter Bernhard ! + Familie! Wie seit Jahren so bin auch jetzt zur Kräftigung meiner Gesundheit <illegible> in Bad Salzschlirf zur Bekämpfung meiner Gichtleiden, mann wird doch immer Älter und es finden sich immer andere Leiden meine Augen sind sehr schlecht zudem <illegible> fing seit diesem Frühjahr ein Nieren und Blasenleiden umzu <illegible> sodaß ich glaubte es ginge nicht lange mehr so Gott will <?geth?> es jetzt wieder besser. Bruder Franz <?geth? es nicht mehr, wie du weißt ist er ja bei seiner einzigen Tochter in Düren mein Sohn der seit Januar in Cöln als Assistensarzt tätig ist behandelt ihn es ist traurig daß ich nicht mal hinfahren kann, <?waß?> die Franzosen nicht leiden, wann darf ich mal wieder ein freies Deutschland <illegible> aber ich glaube nicht daran, die Franzosen wollen aber Deutschland total kaput machen, sind auch jetzt schon nicht mehr weit davon entfernt, den die <illegible> sind kaput zudem die <?Behebung?> und Arbeitslosigkeit, und Geldmangel, in den letzten Jahren hatten wir Geld über Geld und jetzt fast keins mehr, den unsere Regierung hat von <end page>

<start page> von einer Billion Mark eine Mark gemacht und für eine Mark kann mann 1 Brot oder 1 Pfund Fleisch kaufen das wird dir alles sagen, Ihr alle lieben Vettern könnt froh sein daß ihr dort seid und hier <illegible> Jammer nicht mehr mitmachen braucht. Mein Geschäft ruht immer noch weil noch kein Roggen zu Branntwein Verarbeitet werden darf, ich habe auch in meinem Alter keine besondere Lust mehr dazu Mein lieber Vetter + Frau wünsche ich Euch zu Eurer Schwiegertochter herzliche Glückwünsche, selbige wird wohl gut sein sonst hätte Bruder Joseph Euch wohl abgeraten. So wünsche der jungen Frau viel Glück und Segen bestelle Lieber Bernhard meine Grüße und Wünsche auch ich würde mich freuen wenn ich mal eine Schwiegertochter bekäme, diesen Winter wird sich mein Sohn als Doktor niederlassen und dann auch wohl ans Heiraten denken, unser altester Sohn scheint kaum Lust zu haben schade. Nun lieber Vetter bei deinem nächsten Briefe schreibst du wohl warum Bruder Joseph den nichts von sich hören läßt du kannst nur alle Vettern herzlich grüßen, auf diese Zeilen wirst du wohl lange gewartet haben, entschuldige mein langes Schweigen, viel war mein Augenleiden schuld, du mußt mein schlechtes Schreiben ebenfalls entschuldigen Hoffentlich wirst du selbiges noch lesen können

II. Lieber Vetter Bernhard, hier im Bad ist es für mich sehr langweilig, möchte auch keine besondere Bekanntschaft anknüpfen, da mann dann die nötige Ruhe nicht mehr findet. Ich hätte wohl meine Frau mitnehmen können, aber selbige ist für Müßigtun nicht, und da Deutschland im vorigen Jahr alle arm geworden ist und noch weiter verarmt, so heißt es jetzt wieder Sparen und Arbeiten, aber es wird uns wohl nicht mehr nützen, denn wir sind zu Alt. Nun will ich diesmal schließen mit dem Versprechen, wenn ich gesund bleibe, dich nicht wieder solange auf Antwort warten zu lassen, ha. In Körbecke ist soweit noch Alles am Leben. Vetter Josef Giese gt

Bunse<?n?> ist nicht mehr weit her leidet sehr an Astma mein Sohn hat ihn seit vorigem Herbst behandelt, wenn es gut geth hat er Glück, sonst alle Verwandte und Bekannte noch gesund Deine Grüße habe soweit alle bestellt, und ist mir aufgetragen dich wieder zu Grüßen so nimm jetzt hiermit hin Nun empfangt ihr Alle die Lieben sowie alle Vettern Josef Anton und Ferdinand meine herzlichsten Grüße und daß uns der liebe Gott noch weiter leben Läßt, und besonders du lieber Vetter Bernhard empfange meine besten innigsten Grüße von deinem Vetter August Stockebrand Entschuldige nochmals mein schlechtes Schreiben, es geth nicht besser mehr.