Brief der Familie Schweitzer, 28. Januar 1875

Englischer Text

Original text

Mühringen, den 28. Jan. 1875 Meine Lieben! Ein Mann ein Wort heißt es bei mir. Ihr sollt laut meines Versprechens schon heute erfahren daß ich die l. Eltern GottseinDank im besten Wohle u. hoch erfreut mich ebenfalls so munter zu sehen getroffen habe meine Reise habe heut zu beschreiben eine recht angenehme Gesellschaft besorgte mir wo es nöthig war und das Gepäck bis nach Mühringen wie ich begierig bin zu erfahren wie es bei Euch geht läßt sich denken, l. Louise du wirst uns nicht Auf Andwort warten laßen ich hoffe daß Du Dich wie bei meiner Abreisen recht wohl befindest so auch das l. Kind u. die übrige Familie, hast Du seid meiner Abreiße dich wie ich hoffe auch genügend geschond so daß wir hir unbesorgt deßhalb sein können ich erwarte in Deinem Nächsten genauen Bericht wie mir die l. Eltern sagen werdet Ihr Brief erhalten haben von Ihnen nicht war es mal höchste Zeit daß ich den Bündel schnürte wie man sich hir mit meiner Ankunft freute hätte kaum vermuthet, Erwachsene wie Kinder Juden und Christen sollen nach mir gejammert haben Der l. Vater ist gestern gleich überfeld gegangen so daß ich dem Geschäft schon wieder vorstehe, l. Louise wir schicken Euch hir nützliche Dinge für die Haushaltung die l. Eltern wollten warten bis ich wieder hir war sonst hatten schon bälder abgeschickt daß der l. Bruder sein Geschäft verkauft kann uns nur angenehm sein es wird sich alles zum Besten lenken doch wen du kannst l. Julius so frage einmal den Jungen wo du gesagt wegen Wertheimer ich vergaß darum. Der l. Bruder schrieb auch wieder etwas wegen einer Parthie aber es wird sich nicht gut was thun laßen so lange er selbst nicht hir ist so ein wenig umschauen könnte man sich doch mit Sara H. schrieb er wäre es ihm nicht Ernst wolltet und so hören. was treibt die l. Auguste fragt sie nicht nach der D.ante soll nur recht brav sein da wird der l. Vater sie bald wie Euch alle mit seinem Besuche erfreuen. Hast du von der l. Berthe Brief gehabt heute erhielten wir Brief von Schanett u. Abraham aus Königsbach fragen und bitten zugleich daß wir die Lene einige Zeit hirher nehmen sollen. Die l. Eltern werden sie beschreiben [?] man kann so ein Mädchen schon brauchen. sie wäre mit mir hir her gereißt scheinbar sie war einfach [?] aufgehalten konnte nichts machen Ihr werdet es erfahren wen sie kommen wird denke bald, wie ist es mit Babett wird sie bleiben wen nicht so werdet Ihr Euch gelegentlich umsehen ich will heute mein Schreiben beenden erwarte von Euch bald viel angenehmes zu lesen grüßet mir meine Bekannten besonders Eure guten Freunde Her Weil und Nathan der Weise. Wie geths [sic] im Geschäft noch immer flau schreibt auch ob die Hosen Anzahlt wurden wofür Kramer [?] sich verbürgte. L. Louise will du dem Jettele antworten ich weiß nicht mehr die Adresse. Lebt recht wohl seid alle herzlich gegrüßet von Eurer Ernstine Schweitzer. die l. Auguste soll uns auch ein bischen schreiben. wie ist kannst noch nicht maß Wein trinken hast ordentlich Appetitt halte dich recht warm must gar nichts beigeben ich werd dir nichts zu sagen haben must selbst finden was zu deinem Besten dienet die l. Kleine Nachts recht brav. schreib mir viel u. ausführlich von hir kann heute nicht mehr schreiben als daß ich schon viele Besuche gehabt die meisten junge Leute aber [illegible]löffel kennen scheints sie nicht [illegible] tuts doch [last part in italics unclear]. [in Yiddish/Judeo-German] מיינע ליבע לויזע מאן ליבע קינטער ליט״ום דען ליבען גאטט געטאנקט דאז דיא ליבע ערנשטינא אונז זא גוטע בעריכט פֿאן אייך זאגטע אונד זא װאל אונז טראף דאז זיא זיך אױך װיטער רעכט ערפֿרייט מיט דער היימאט. דאך אונטערהאלטען מיר אונז פֿאן אייך נאכז 11[?] נאך פֿאן דען גלייכן װען דען ליבען פֿאטער צו ראטען. װירט ער שאן רעכט באלט דיא ליבע זאפֿיא קענענלערנען. אב שאן מיר רעכט נאטװענטיג אין געשעפֿט איין צו האלען [?] האבען. ניו װירט שאן רעכט װערטען מיט קינבעט שענג. האבען װארטען װאלען ביז ערנשינא זאגט װאז ניצליך איזט. זא װינשע דאז אייך אלע גוט שמעגען װירט. װען דיא נוטלען ניכט זא פֿיין מיר האבען אין איילע געמאכט טענגען דאז נאך פֿאר שאביז איר ערהאלט. ליבע לויזע װירסט דיך דאך געװיז רעכט שאנען. װען דער װיין ניכט טונט, קיין טרינקען. ביר אונד מיליך איז אױך נארהאפֿט. װען דוא ניכט זא פֿיל מיליך זא װירסט דען קינד נאך טהע מיט קאנטיז געבן. דאז די ליבע ערנשטינא שאן זא פֿיל געשריבען נעמט היינע [= מיינע] גריזע אונד באלט פֿיל גוטעז פֿאן אייך צו לעזען דאז װינשט דיינע מוטער געהע יא ניכט זא פֿריא אױז דען װאכן [signed in German] Malchen Schweizer [page 2, upper margin, upside down] wer erkundigt sich nach mir ich bin ja eingebildet [page 3, upper margin, upside down] Besondere Grüße der Babett soll mir auch schreiben