Bertha Meyer an ihre Familie, 9. Juni 1872

Englischer Text

Original text

Theuerste Eltern l. Schwestern! Horkheim den 9. Juni 1872. Wie soll ich den Brief beginnen, wo zuerst anfangen? Ihr habt mich so erfreut mit Eurem werthen Wohl das ich aus dem Brief ersah welchen ich Dienstag bekommen habe u. den mit dem Kistchen das ich Freitag erhielt, Ihr habt mir aber zu viel Sachen geschickt das kann ich ja nicht so leicht wieder ersezen sage daher heute und meinen herzlichen Dank werde die nechste Gelegenheit benuzen etwas davon abzugehben, es ist alles so schön u. gut angekommen die Stifele passen gerade wie angemessen die l. Louise hatt ein gutes Augenmaß über dem kleinen Schüsselein mußte ich lachen habe es gut aufgehoben, damit mir nichts verbrüht Meine Liebe Ihr werdet jetzt viel zu thun haben, mit der neuen Waare bis sie geordnet ist wollte Euch gerne dabei helfen. Wie geht das Geschäft in Imnau? Ist die l. Ernestine schon gewöhnt Da immer noch [illegible] Witterung wird droben auch noch milder sein besonders im Bad. Gestern war die Hochzeit vom Amerikaner Meyer u. Ihr meine Lieben werdet lachen wen ich Euch schreibe, daß ich dieselbe beigewohnt habe, das Sprichwort heißt: besser eine Huzbe als ein [illegible]. Ich wurde nehmlich von dessen Eltern dringend eingeladen dazu auch Meier selbst war da, so sagte der l. Isak ich soll mich nicht besinnen u. mit nehmen was kommt, so habe ich mich nur schön geputzt u. um 9 Uhr kamen die Troschken um uns abzuholen, ich lies mich schön frisieren, Sofie gab mir auch noch was ich brauchte, so daß ich nobel dagestanden bin, mein l. Isak hatt sich so herzlich gefreut als er mich so schön geputzt u. vergnügt sah, es war ein außerordentlich gutes Essen u. Chambanjer trank ich mehr als Wein. Es sind so noble reiche Leute die Frankfurter, ich will Euch nur nicht langweilen sonst werde ich von dessen Anzüge Euch l. Schwestern schreiben, die Braut ist so ein liebes Mädchen hat sich mit alle gern unter halten, sie hat sich so viel ich weiß 3mal umgekleidet. Morgens ein rohes seidens Unterkleid mit weiß Thill ober Kleid zu Trauung weiß Attlaß mit weise Seide das Oberkleid u. Schleppe von drei Ellen Da glenzten die Diementen. Die Mutter war noch viel nobler, ihre Schwester hatte ein Diementenschmuck an worauf von lauter Edelsteinen der Name stand. Ich bin auch wieder recht beschenkt worden mit Tischpresenten von der l. Tande von der Sofie u. der l. Isak schickte mir ein weiß seidens Helm etwas brachtvolles die Tandte Kleinigkeiten u. Sofie Strümpfle u. Stiefele von Wolle sehr schön. Nicht wahr so kann ichs annehmen wenn ich immer nur bekomme. Wie ist es denn bei Euch meine Liebe von mir habe jetzt viel erzehlt, hatt Julius noch nicht geschrieben? Isak weis von Brief nicht u. kann Ihm nie etwas davon sagen, doch das weiss er daß Du l. Luise geschrieben Du hast noch kein Brief hat aber nichts zu mir gesagt, Ihr werdet so gut sein u. mir in Bälde darüber Nachricht geben, wie es ist. Hermann hat ihn eingeladen das weiß ich. Von den Rindle haben sie nimmer viel ich soll für den l. Isak mich bei Euch für das Fleisch bedanken hatte ihm so gut geschmeckt, ich bin froh das Feiertage kommt, sonst wird er wieder fort wollen. Der l.Vater wird zu Hermann’s Hochzeit kommen, oder Du l. Mutter, wehr für Dich auch ein kleine Vergnügensreise könte gar nichts schaden, ich halte es fürs beste wenn ich zu Hause bleibe, obschon ich auch gerne dabei wehre, was meinst Du l. Mutter? Liebe Ernstine sey nur recht lustig es wird noch von hier ein Junger kommen, der Kallmann. Will Dir auch ein Auftrag geben, bringe für mich aus dem Laden Sachen mit gebe doch das Geld lieber Euch als Fremde, für den l. Isak ein Portmene, aber kein Mauschef (=schlechtes), weil er ein gutes brauchte, ich sehe dabei nicht aufs Geld, u. für Sofie etwas was Du für passend helst, Blumenhete oder sonst etwas für Hermann u. Minna nur Kleinigkeiten, Du mußt doch Geld genug ausgeben, für die Ubrige mir werthen Hochzeit Gäste habe schon gesorgt, kanst gleich adressieren u.mit nehmen, aber nur eine Adresse, daß kein Fremder bekommt. Besorge also gut. Kente noch vieles schreiben, habe aber so viel zu thun, ich will bügeln da muß ich schließen. Seit so gut u. schreibt so bald als möglich Antworth. Vergnügte Feiertage wünscht Eure Berthe. Ich lege da zwei Thaler schein bei kent davon die Sachen bezahlen, brauchen aber nicht so viel ausmachen. [page 4, left margin] Wenn Ihr schreibt dann schreibt Dein Brief richtig erhalten wegen dem Geld.