Brief der Familie Schweitzer an Isaac Schweitzer, 3. April 1865

Englischer Text

Original text

Mühringen 3. April 1865:

Lieber Isak!

Die l. Mutter last nicht nach Dich zu fragen, warum Du uns auf deinem getreuen Schreiben, uns versprochenen Brief bald nachfolgen zulassen nichts anzeigest, auch von den überschickten Koffer nebst Inhalt bis jetzt nichts erwiderst, hofentlich wirst Du Dich wohl befinden, was wir dir auch unserseits angeben können, vorige Woche war ich die Berthe in Heilbronn um Specerei waaren anzubieten.

Berthe bleibt bis jetzt in Horkheim so lange es Ihr gefallt es scheint das wir in diesen Artikel schnelleren Absaz finden als in sonstigen Artikel so viel uns Levin erzehlt hat Wormser ein Advokat aus Stuttgart wegen Emil, ersterer wird aber wenig gewinnen, das württembergische  Geseze wider anderst lauten, Emil beruft nicht mehr eintreten und auch es nahe bezahlen allein ich bekümere auch nicht viel um diese Sache, ich habe kau[m ?] auch zu sorgen, wir hoffen, von Dir umgehend Antwort

Du erhelst einliegenden ein Guldenschein, dir auf Ostern etwas zuzusagen, wenn Du Zeit hast wie da ich Dir rathen nach Horkheim zu gehen über die Feiertagen.

Indessen bist Du bestens gegrüßt von Deinem Vater

H. Schweizer

Wenn meinen Kasse erlaubt werde ich im Mai nach Stuttgart gehen und sodan Dich besuchen. d.o.   

 

[new letter]

 

Theurer Bruder!

Lang warten darf nicht verdrießen heißt es da auch, aber endlich wird man es doch müd, wir harren jeden Tag auf Brief von Dir aber bis jetzt noch immer vergebens, wie wir wünschen wirst Du dich doch recht wohl befinden wie wir Gott sei Dank auch, Emil erzählt immer noch von Karlsruhe bald von Guten bald von Bösen von letzteren natürlich mehr, er ist ein ächter halber Stadtherr oder bildet es sich vielmehr ein, scheint er muß sich nicht arg gestreckt haben er war heute mit seinem Vater da u. lies das Klagschreiben von Doktor Levin aus Studtgart das an Herrn Schulthe dahin geschickt wurde lesen intersiert [sic] uns aber wenig

das allerwichtige ist das unsere Schwester Berthe wohlbekannt sich nach Horkheim begeben hat wie wir aus Ihrem Schreiben vernehmen, gefällt es Ihr bis jetzt dort das zurzeit ist das wir jetzt ganz süßen Kaffee trinken der Grund deshalb hat Dir der l. Vater schon angezeigt wir hoffen das auch dieses beitragen das wir mit Gottes Hilfe große [Hebrew word] werden, mit dem Brunn ist seid längerer Zeit nichts mehr geschehen wir hoffen das es sich in größter Balde gut endet, auch haben wir diese Woche einen Prinzen bekommen, einen jungen Bertel.

Nun glaube ich Dir viele Neuigkeiten mitgetheilt zu haben u. bin in der Erwartung das Du uns in aller Bälde auch einen großen angenehmen Brief zugehen lasset

schließt Deine treue Schwester Ernstine Schweitzer.

in Mühringen an Eiach

Alle die sich meiner erkundigen sind aufs beste gegrüßt wie uns Rosenfel[d] heute sagte kommt sein Sohn Donnerstag hier an ich kann es erwarten und Du wirst in gehen lassen die Mühringer lassen die alle grüßen

d.O.

 

[new letter]

 

Lieber Isak!

Diesesmal wissen wir gar nicht was wir denken sollen daß der schon so lange der große versprochene Brief nicht ahnkommt, u. nun die l. Mutter nicht mehr langer wardet u. wir nun auch wissen wollen warum und uns diese Ankunft von Koffer u. Hemden anzeigst u. wie sie gehen oder stehen. Emil ist so viel er spricht gerne hier macht aber das Herr Wormsers Hause keinen so guten Nahmen u. ich mich schon einige mal darum ahngenommen habe.

Wie Dir der l. Vater u. Ernestine schon angezeigt haben daß wir jezt auch Spezerei haben, u. die l. Berthe in Horkheim ist wie sie uns schon angezeigt hat so gefällt es ihr sehr gut auch die l. Dante [sic] u. l. Cusins haben eine große Freude mit ihr l. Isak sei so gut u. schreib bei empfang dieses damit wir nicht mehr in sorgen wegen deiner sein müßen. Wie geht es Isak Löwenstein lasse in grüßen auch Deine Colegen überhaupt alle die sich meiner erkundigen seid gegrüßt. Wo gehst Du über Ostern hin.

Nun lebe wohl  u. nach einer Baldigen Antwort entgegen sieht

freut Deine Schwester Luise Schweitzer

von Samson aus Letten haben wir die vorige Woche auch Briefe gehabt, schreibst Du ihm auch?

Wir haben heute zum ersten so ziehmlich ausgewogen  

[New letter, in Yiddish:] 

מײן ליבער איזאק

 

דוא װירסט דיר װאל טענגען דאז דוא אונז דיזעז מאל װיטער רעכט אין זארגען בראכסט דער שאן זא לאנג פערשבראכנע בריף נאך ניכט אונז צוגעקאמען גאט געבע דאז קיינע בעטייטונג עמיל זאגטע אונז מאנכעז װאז מיר ניכט זער ליב איזט װען דיא אסטערן ארטער אױך זאנסט אום יאר זא שבעליך אטער װיא איירע קעכין זאגט נור האב גענוג צו עזען האבען זא האב דיר שאן עפטער געזאג נור ניכט שינירט װאן דיא זא פארנעיימע אונד פראמע װארמזער אירע לייטע ניכט זאט געבן װאלען דא ברױכסט דוא ליבער איזאק דיך אױך ניכט שעמען אונד טריישט שפּרעכען דאז דוא מיט דען באר באדען דאלער אױך ניכט טארט בלייבסט װען זיא ניכט איין זעהען װאז מאן פערטינט אטער דאז מיר אױך מענשען זינט; דער ליבע פאטער אונד שװעזטערן האבען דיר שאן אלעז מיטגעטהיילט זא װינשע דאז דוא אונז דיין װאלבעפינטען אונד רעכט באלט אומגעהענט מיטטהיילסט אונד רעכט גוט בעזאך העלסט װירסט צו איינען פאן דען ליבען טאנטען דיין בעזוך מאכען זאלען דיר איין מוסטערקאפער מיטגעבען װירסט געװיז גוטע געשעפטן מאכען רעכט באלט ערפרייט פאן דיר נאך דען װאונש פאן דיינער מוטער
 

[signed Machen Sch. in Latin characters]
 

[new letter]

Mühringen den 8. April 1865

Lieber Bruder!   

Als wir Dein so lang ersehntes Schreiben erhilten wollten wir eben diesen Brief fortschicken so warteten wir noch einige Tage wir ersehen aus Deinem Schreiben das Du Dich wohl befindest u. vor lauter Vergnügen keine Zeit zum Schreiben hattest ich gönne es Dir von Herzen

Moriz Rosenfeld kam Donnerstag hier an ich mußte aber den Brief selbst holen er macht rechte Sprüche hat sich aber zu seinem Vortheil gemacht  Wie mir Emil sagte hat er einen großen Brief von Dir erhalten hat ihn aber nicht lesen lassen.

[continued in the middle of the page] Zu deinen Sacktüchern zeichnen haben wir keine Zeit mehr gefunden auch haben wir Furcht sie könnten nicht nach Deinem Geschmack ausfallen so wieder schreibt den Grundwunsch ich will schließen u. ersehe einer baldigen Antwort entgegen

Ernstine

דער ליבע פאטער אונד שװעזטערן האבען דיר שאן אלעז מיטגעטהיילט זא װינשע דאז דוא אונז דיין װאלבעפינטען אונד רעכט באלט אומגעהענט מיטטהיילסט אונד רעכט גוט בעזאך העלסט װירסט צו איינען פאן דען ליבען טאנטען דיין בעזוך מאכען זאלען דיר איין מוסטערקאפער מיטגעבען װירסט געװיז גוטע געשעפטן מאכען רעכט באלט ערפרייט פאן דיר נאך דען װאונש פאן דיינער מוטער [signed Machen Sch. in Latin characters]


Mühringen den 8. April 1865

Lieber Bruder!

Als wir Dein so lang ersehntes Schreiben erhilten wollten wir eben diesen Brief fortschicken so warteten wir noch einige Tage wir ersehen aus Deinem Schreiben das Du Dich wohl befindest u. vor lauter Vergnügen keine Zeit zum Schreiben hattest ich gönne es Dir von Herzen

Moriz Rosenfeld kam Donnerstag hier an ich mußte aber den Brief selbst holen er macht rechte Sprüche hat sich aber zu seinem Vortheil gemacht Wie mir Emil sagte hat er einen großen Brief von Dir erhalten hat ihn aber nicht lesen lassen.

[continued in the middle of the page] Zu deinen Sacktüchern zeichnen haben wir keine Zeit mehr gefunden auch haben wir Furcht sie könnten nicht nach Deinem Geschmack ausfallen so wieder schreibt den Grundwunsch ich will schließen u. ersehe einer baldigen Antwort entgegen
Ernstine