Sammlung: Baur-Eichner Family Letters

Verfasser: Maria Baur (Eichner)

Empfänger: Friedricka Baur (Eichner)

Bezeichnung: Brief von Maria Eichner vom 27. Juni 1912.

Maria Baur Eichner an Friedricka Baur Eichner, 27. Juni 1912

Original text

Holzmaden den 27 Juni 1912

Liebe Schwester deinen Brief hast habe ich erhalten, u mich holen darfst du nicht, ich will nicht mehr bei Euchner leben, ich habe müssen 42 Jahre lang bei Euchner harren ich hatte harte Zeit mit einen Blödsinigen Menschen u so arbeitsscheu wie der war ich danke alle Tag daß er fort ist er [insertion:](war)[/insertion] wüster als ein Stük Vieh, u arg der Kinder Spot, diese Woche hatte ich Soldaten im Quatir das möchte ich bald nicht mehr ich habe sehr vil Sorgen mit meinen Vermögen 

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der Wilhelm möchte mich bei sich haben, aber nur bis er mein Geld hätte, er ist sehr grob über mich er will nicht mehr ins Geschäft seine Arme tun we er flucht und schimpf wie unsinig die Kathrene meint immer ich soll mein Vermögen vor= her hergeben, ehe ich sterbe der Staat fall so viel an das ist mir Einerlei wann ich gestorben bin, kann der Staat alles nehmen der Oto ist in Ulm Soldat 

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diesen Herbst wird er frei die Martha ist in Kirchheim Laden Fräulein, die Rosa ist in Künzelsau in Dinst bei einem Kapelprediger sie hat es gut, bei uns gehen die Geschäfte sehr gut, die Leute verdinen viel Geld ich thue auch noch alle Tage spinen Flachs für andre Leute, einen Gemeinde Theil habe ich behalt da habe ich Gerste u Kartoffel es ist alles sehr schön meine andre Theil habe ich verpachtet 

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Dötles Christiane hat sich arg vernommen wegen ihrer Schwester sie haben gemeint sie lebe schon lange nicht mehr der Pau line Sohn ist nicht gut ankomm en mit seinem Heirathen sie soll eben kein Vermögen haben er kann eben auch nichts verdinen, u haben eben auch vil Schulden die Pauline wird den Sommer noch zu mir kommen der Wilhelm ist böse wenn sie kommt

Es grüßt dich Schwester Marie