Sammlung: Höfeln Family Letters

Verfasser: Auguste Finckh (Palm)

Empfänger: Charlotte Fischer (von Höfeln)

Bezeichnung: Brief an Charlotte von Hofeln von ihrer Cousine Auguste Finckh, 25. März 1858.

Auguste Finckh an Charlotte von Höfeln, 25. März 1858

Original text

Kirchheim u/Tek. den 24 u. 25 Merz 1858 Meine liebe Charlotte! Endlich komme ich dazu liebe Lotte, Dir Deinen l Brief zu beantworten, u Dir zugleich mitzutheilen, daß ich eine glückliche Braut bin, mit Apotheker Palm in Schorndorf, derselbe mit ich schon vor 2 Jahren mich hätte verloben soll; nun damals hatte ich keine Freudigkeit, jetzt bin ich gewiß darüber, daß es so der Wille des Herrn ist, u daß es so recht ist u mir das Loos an der Seite dieses Mannes aufs liebliche gefallen ist, doch später mehr davon. Laß mich zuerst meinen u der lieben Mutter großen Dank aussprechen, für das Bild, mit dem ihr uns eine so große Freude gemacht habt, wir finden Dich wohl getroffen, über Deinen lieben Mann können wir natürlich nichts sagen wie über die Kinder, weil wir sie alle nicht gesehen haben. Das Bild wurde von allen Bekannten besichtigt u Alle hatten an den lieblichen Kindern eine rechte Freude; möge der liebe Gott ihnen ferner Wachsthum u. Gedeihen schenken. Nicht weniger hast Du mich mit dem zweckmäßigen Schleier erfreut; er war den ganzen Winter bei meinem, auf des Arztes Verordnung, täglich gemachten Spaziergang mein Schutz, u ich fühlte mich unter dieser Hülle so wohl verwahrt, wie in einem warmen Stüblein.- Ich machte 3 Theile aus dem großen Stück, eines für die Mutter, u 1 für mich wofür ich also recht herzlich danke u eines für Pauline Clostermaier, diese benutzt ihn für ihr 2tes im Januar geborenes Kind, Carl ein äußerst zartes Wesen das etliche Wochen zu früh auf die Welt kam, u das Tante Mine mit einer liebevollen Zartheit u Sorgfalt pflegt, die ich bei ihr gar nicht für möglich gehalten hätte, die liebe Pauline selbst, kann der Nachtruhe u Überhebung von Seiten ihrer Tante u Schwestern wohl brauchen, sie sieht immer etwas bleich u angegriffen aus; - ihr älteres Kind gedeiht herrlich, beide sind meine Pathchen. – Frau Enslin war dieses Frühjahr krank, jetzt geht es ihr wieder besser. Ich darf dem lieben Gott recht danken, daß er mich nach so langwieriger Krankheit hat wieder so gesund als vorher werden lassen, u besonders auch dafür, daß die liebe Mutter während der Zeit wo ich im Hauswesen gar nicht besorgen konnte, so wohl war wie früher selten, u es bisher geblieben ist, sie lag den ganzen Winter nur 1 mal Tag im Bett. – Nachdem ich Dir l Lotte voriges Jahr im April oder März geschrieben hatte verlor sich trotz der verschiedenster Curen mein Halsübel nicht, im Mai gieng ich nach Albershausen immer Kuh warme Milch zu trinken, des es fiel kaltes Wetter ein, ich zog mir durch den Zug im Haus eine weitere Erkältung zu, nun fühlte ich mich erst recht unwohl, nun giengen Onkels mit mir zu Dr Ludwig in Stuttgart, der schickte mich nach Cannstadt dort sollte ich Molken mit einem Mineralwasser trinken, u ihn den hohen Herren einmal wieder fragen- Wir giengen nach Canstadt mietheten uns ein Privatlogis in der Nähe des Cursaals, mittlerweile wurde es mir immer übler ich konnte beinahe gar nichts dickes mehr schluken, u keinen lauten Satz mehr sprechen. Da gieng die l Mutter zu Kreusers in Stuttgart, nun kam der Dr Kreuser, Albert, zu mir heraus, untersuchte mich u. sagte es sei durchaus nicht gefährlich, aber ¼ Jahr werde es dauern bis ich wieder gesund sei, es sei eine schleichende Halsentzündung deren Siz im Unterleib zu suchen sei, ich soll jetzt nur 3 Wochen nichts sprechen, als was ganz nöthig sei, nichts beißen, eben Suppen ?affe u weichgekochte Gemüsse essen, mich am ganzen Körper mit kaltem Wasser waschen damit ich abgehärtert werde, u brav abführende Wasser trinken, mit Molken; das ist bald gesagt, aber ein arg lang weilige Cur nun gottlob die Zeit gieng auch herum, nach u nach fühlte ich die so sehr geschwächten Nerven sich bessern u die große Müdigkeit verlor sich, ich konnte wieder weiter gehen, aber 11. Wochen mußte ich u die liebe Mutter in Cannstadt bei mir aushalten; während dieser Zeit hiehlten 3 Tantinen von Nürtingen bei uns Haus; nun gieng d. l Mutter heim ich mußte noch 5 ganze Wochen [insertion:]in Stuttgart[/insertion] bleiben wo noch allerlei Curen mit dem Hals ge= macht wurden, nun war es September geworden, Albert meinte eine Traubencur würde für mich zweckmäßig sein, er schikte mich ins Badische Oberland, nach einem reizenden Aufenthalt, Badenweiler bei Freiburg, dort gibts in fast allen Brunnen warmes Wasser, milde Luft, dort wachsen Trauben u über den Weinbergen erheben sich riesige Tannenwälder; nach 14 Tagen kamen wir endlich heim, ich Gott sei Dank gesund, wenn auch noch etwas schwach, nun durfte ich noch nach Stuttgart in den Herbst zum [insertion:]alten[/insertion] Herrn Kreuser er hatte mir den ganzen Sommer über unendlich viele Liebe bewiesen, hier war es nun eine Lust, die Fülle süßer Trauben, u ich durfte u sollte essen so viel ich konnte; auch hier in Kirchheim aß ich noch viele Trauben, sie brachten meinen Unterleib wieder in Ordnung. So war ich nun wieder bei der l Mutter, u konnte ihr ein wenig helfen in der Haushaltung. Tante Caroline war den ganzen Sommer in Boll gewesen, im November kam sie heim, zu ihren Schwestern, etwa 8 Tage war sie krank gesund zu Hause etwa da befiehl sie ein Nervenfieber das nach 3 Wochen ihrem Leben voll Sorgen Kummer u Unruhe ein Ende machte, die zärtlichen Schwestern fühlten natürlich diesen Verlust schmerzlich, aber Gott hat es gut gemacht, u uns eine rechte Last vom Rücken genommen, wir hätten diesen Winter nicht gewußt wo sie unterbringen die Schwestern wollten sie ebenfalls nicht um sich haben, u für meine kaum er= starkten Kräfte, hätte dieses leidenschaftliche schwermüthige Wesen nicht gepaßt. Unsern Herr Onkel Israel [insertion:]haben wir am 18 Merz durch den Tod verloren[/insertion] hatten wir ihn seit letzten Sommer, da der Schreinerin Sohn sich verheirathete im eigenen Haus, in seinem alten Stübchen, es war so besser wir konnten ihn mehr unter Aufsicht haben, die er doch immer bedurfte; bis über das neue Jahr hinein war er wohl, bekam einmal einen rauen Hals achtete es aber wie gewohnlich nicht, so viel fort wie früher ging er nicht, sein Plätzchen war den ganzen Tag am Ofen, an welchen er oft das Taschentuch hielt um die erkalteten Wangen damit zu wärmen. Abends spielte ich einen Choral er bekleidete [begleitete?] mich schloß aber dann gewöhnlich mit dem Ausspruch „das Singen packt meine Brust an; seine Gestalt sah mehr u mehr zerfallen aus, doch dachten weder wir, noch er an ein nahes Ende, er hatte sich in seinen Gedanken Rechnung noch auf 8 – 10 Jahre gemachte. - Am 4. März nun war meine Verlobung, 2 Tage vorher wurde er unter dem Siegel der Verschwiegenheit in das Geheimniß eingeweiht, länger als einen halben Tage könnte er nicht schweigen, mit großer Freude ver= kündete er es der Nachbarschaft, hatte er doch schon lange auf dieses Ereigniß gewartet, u an meinem Geburtstag gesagt, „jetzt ist die Auguste 26 Jahre jetzt hats ¾ geschlagen; - als nun mein Bräutigam kam u dieser sowie sein Vater ihn so freundlich begrüßten u sogar nach Schorndorf einluden war er voll Freude, u ganz glücklich. – Nach 8 Tagen gieng ich nach Göppingen Heinrich kam herüber u holte mich dort ab in abermal 8 Tagen am 16 März [insertion:]war[/insertion] der l Mutter und meines Bräutigams [insertion:]einziger[/insertion] Schwester Geburtstag sollte ein großes Familienfest zwischen den beiderseitigen Verwandten in Schorndorf gefeiert werden. Wir Brautleute freute uns natürlich sehr darauf die l Mutter zu begrüßen, siehe da stieg der l Friz allein aus dem Gefährt, die liebe Mutter sei unwohl u der Herr Onkel sei sehr krank erst sei vor einigen Tagen hatte er sich mit einer Lungenentzündung gelegt. – Die Verwandten kamen, aber die Hauptperson fehlte, ich fuhr mit Friz zurück u mein Heinrich begleitete mich, wir begrüßten am andern Morgen Herr Onkel er hatte eine Freude am Bräutigam, der Arzt erklärte die Krankheit nicht für tödtlich, die alten Mägde kamen zum Besuch er meinte am Palmsonntag wieder in die Kirche gehen zu können sprach aber in den letzten Tagen viel weniger die l Mutter las ihm etwas zur Erbauung, so vergieng der Mittwoch, am Donnerstag machten wir die ersten Besuche bei den nächsten Verwandten u kamen ganz vergnügt heim; in zwischen war Dr Hauff da, u sah jetzt selbst daß es dem Ende zugehe, auf die Frage ob man ihm ein Mittagssüppchen bringen dürfe antwortete er „ja ein wenig Brühe wir schickten die Magd damit hinauf, während sie ihm den 2ten Löffel voll reichte, gieng es nicht mehr hinunter, während wir am Essen saßen sprang sie mit den Worten ins Zimmer, der Herr Onkel stirbt; wir versammelten uns alle um sein Bett, die l Mutter sprach den Vers “Erscheine scheine mir zum Schilde zum Trost in meinem Tod u laß mich sehn dein Bilde in meiner letzten Noth,. in 10 Minuten während welcher der Athem immer kürzer worden war er verschieden; wir befahlen ihn der Gnade Gottes, hoffend daß er ihn werde auch angenommen haben, er sieht ja alle Umstände in denen sich der Mensch be= findet u hat auch die Umgebung gewußt in die der Herr Onkel in früherer Zeit war. – Für ein Brautpaar in so ein Tod im eigenen Hause ein gar schmerzliches Ereigniß, wie ist doch Freude und Leid im Leben so gar nahe bei einander. - Das Begräbniß machten wir ganz einfach, er wurde mit dem Trauerwagen hinausgefahren, der durch einen Kranz von den ersten Frühlingskindern geschmükt war, eine Chaise folgte in welcher Tritschler, Enslin Clostermaier u Friz saßen, einige Frauen u Weiber aus der Nachbarschaft folgten, ich mußte es meinem Bräutigam ver= [s]prechen dazubleiben, die Waisenkinder sangen am Grab u a. Ruhe ist das beste Gute, er war in seinem Leben auch eine Art Waisenkind gewesen, Friz hielt einen kurzen Lebenslauf worin er die Verwandtschaft aus einander setzte, dann eine Ansprache an die Lebenden, daß sie nicht denken u sagen sollen was dieser Verstorbene hätte lassen sollen u leisten können sondern daß sie sich fragen sollen, ob nicht etwas von ihrer Seite sei an ihm versäumt worden. – Im ganzen müssen wir abermals sagen der Herr hat alles recht gemacht, er legt wohl eine Last auf, aber er hilft sie auch tragen, u jetzt in der Braut wo es ohne dieß mehr zu thun gibt sind wir der Sorge für ihn enthoben; aber er hat mir doch manchmal leid um ihn gethan, ich meinte immer ich müßte ihn mit seinem Stok um die Vesperzeit die Treppe herauf poltern hören, so wird man alles in der Welt gewöhnt auch das weniger angenehme. Nun liebe Lotte sollst Du auch vernehmen auf welche Weise ich zu meinem Bräutig= am gekommen bin, O, es hat auch vielte Thränen, viele Gebete u schlaflose Nächte gekostet, aber jetzt bin ich eine recht vergnügte Braut. – Noch während ich krank war, gabs allerlei Heirathsanträge; an Ostern wars ein Jahr schrieb Herr Geier, Kreusers Tochtermann, im Namen von Palm mit einer warmen Empfehlung für den selben, aber wie gesagt ich war zu unwohl um daran zu denken. – nun kam ich im Herbst nach Hause, u hätte sollen einen Pfarrer nehmen im Hohenlohischen, es ist dieses so weit weg, nach Eßlingen hätte ich auch sollen, einen Kanzlei Beamten, ich wußte mir nicht zu rathen u zu helfen, ich wollte aber den Willen Gottes es im Verein mit Mutter u Bruder herausfinden, nun kamen wir überein wir wollten zuerst den H Palm fragen, durch Geier, ob er noch nicht versehen sei; denn Friz hätte seinen künftigen Schwager doch auch gerne gekannt; Palm kam nun u traf Friz glücklicher Weise hier an, u die Beiden empfanden gleich eine Zugneigung zu einander, - von da an war es nicht mehr weit zu dem entscheidenden Schritt; u die Unruhe u Sorglichkeit hörte von selbst auf. Je mehr ich meinen l Heinrich kennen lerne, je höher schätze ich ihn auch, er gehört zu denjenigen Menschen die man näher kennen lernen muß, ehe man sie lieben lernt; er hat einen christlichen Sinn u sucht sein Leben nach den Geboten Gottes einzurichten, ohne daß er einer be= sonderen Richtung angehören würde; er ist von sanftem u stillem Wesen, was mir außerordentlich wohl tuth; u in seinem Fach ganz tüchtig; dem Äußeren nach ist er von den größten seines Geschlechts, ein wenig mager, sieht aber seit er Bräutigam geworden ist, schon besser aus, hat blonde Haare u blaue Augen, u eine große Liebe zu seiner Braut daß ich oft meine ich verdiene es gar nicht so, die Mutter hat ihren neuen Sohn schon recht lieb gewonnen, ebenso ist Friz ganz mit meiner Wahl einverstanden, er meint es sei gerade recht daß ich keinen Pfarrer habe, die Mutter könne noch genug am eigenen Sohn bekommen man wisse gar nicht wie es diesem Stande in Zukunft ergehen werde, u dann sei ihm ein redlicher Sinn u rechtschaffenes Wesen im Laienstand lieber als ein Prediger der seinem Amt nicht recht vorzustehen weiß. In meiner neuen Heimath Schorndorf gefiehl es mir recht gut. Heinrich wird die Apotheke von seinem Vater übernehmen, die Eltern ziehen dann in den oberen Stock, u behalten ihre Güter Gärten u 2 Kühe, am Garten kann ich auch Antheil bekommen. Das Haus ist zwar nicht so freundlich gelegtn wie unseres hier, daß man das Grüne vor Augen habet; steht aber auf dem besten Punkt auf dem Marktplatz u hat was mir besonders lieb den ganzen Tag die Sonne, die Bauart ist ganz alterthümlich große breite Fenster ähnlich wie in Alberhausen, ich bekomme 5 Fenster[insertion:]Zimmer[/insertion], darunter eine große u freundliche Wohnstube besonders freut mich das Fenster an das mein Arbeitstischchen zu stehen kommt, mit der Aussicht auf die alte gotische Kirche (am H. Helfer bekomme ich einen guten Prediger) meine Küche ist äußerst geräumig u hell, in das ohnedieß kleine Schlafzimmer bekomme ich einen Ofen; Die Mutter von Heinrich ist eine recht liebe Frau, die ihre Leute alle gut behandelt hat, sie ist für ihre Kinder äußerst besorgt, ich habe 2 Schwäger von welchen der eine Ökonom u verheirathet einige Stunden entfernt wohnt; der jüngste ist [roman:]Commis Voigeur[/roman] ich habe seine Bekanntschaft noch zu machen, Mathilde Heinrichs Schwester, ist in Schorndorf verheirathet an einen [roman:]Dr[/roman] Maier, sie ist eine recht verständige Frau, auf deren Umgang ich mich freue, u der Vater ist ein Ehrenman nach dem alten Schlag; es hat noch viel Verwandte drüben ich bin schon so zu Hause daß mirs ist als wäre ich längst mit der Familie bekannt. Der Abschied von der l Mutter wird mir freilich schwer fallen, u ihr noch mehr doch tröste ich mich damit, daß sie recht oft auf längeren Besuch kommen kann Unsere Hochzeit ist auf Mitte Juli bestimmt, sie wird voraussichtlich groß werden, wenn wir auch nur Onkel u Tante u einige Freundinen ein= laden werden, ich werde ein schwarzes seidenes Kleid tragen Schleier u Myrthenkranz. Von meinem l Bräutigam erhielt ich einen gewirkten Shawl zum Geschenk der mich besonders deswegen freut, weil er ihn von seinem ersparten Geld gekauft hat. – Es gibt jetzt macherlei Streitereien im Haus wir geben so viel als möglich auswärts, doch sind die Arbeiterin überall rar, Angnes hilft mir auch einen Gruß von ihr. Mit beiliegenden 2 Paleods wünsche ich deinen lieben Knaben eine kleine Freude zu machen; wenn sie ihnen nur auch passen, ich sorge fast daß ich den für Alexander zu kurz gemacht habe, Du kannst wohl den unteren Saum aufmachen, u mußt dann meiner Ungeübtheit zu lieb von den beigelegten Flecken, darauf setzen, auch lege ich etwas Litzen bei. – Sie sollen nur den Eltern u dem l Gott gehorsam sein, dann wird gewiß etwas rechtes aus ihnen u wenn sie einmal nach Würtemberg so will ich für sie sorgen so weit es in meinen Kräften steht; ich habe schon meinem lieben Bräutig= am von ihnen u Dir erzählt; ich denke aber immer die Eltern werden vielleicht die Reise mit den Kindern machen u ihren Wohnsitz wieder in der alten Heimath nehmen. – An eine Hochzeitsreise von mir nach A= merika ist nicht zu denken, es wird eben auf etliche Tage in die Schweiz oder nach Tyrol reichen, Heinrich ist bisher als Gehilfe bei seinem Vater u kann nicht so lange vom Geschäft weg sein, es ist aber nicht das erste Geschäft in Schorndorf die ander Apotheke die hart daneben gebaut ist Geht viel besser da sagt die liebe Mutter immer „Du darfst gar nicht neidisch sein, u die Frau Haug hat mir den Spruch zugerufen „Was Gott beschert bleibt unverwehrt. – Nun wir werden schon unser bescheidenes Theil bekommen. – Onkel von Zell ist im Herbst nach Fauerndau gekommen was wegen der Nähe von Göppingen manche Annehmlichkeit hat, er mußte 6 Wochen wegen seinem Fußleiden im Bett zubringen, u konnte erst bei der Confirmation wieder sein Amt versehen, er will mir die Hochzeitpredigt halten. – Der rothe Friz ist seit wenigen Wochen in [?]Born[/?] in einer Stelle, er hat bis jetzt gottlob seinen Eltern Freude gemacht; in Albershausen ist alles noch beim Alten die alte Frau feierte vorGestern im Kreise ihrer Kinder und Enkel den 83 Geburtstag vielleicht ist es der letzte sie war diesen Winter wieder bedrükend krank, ist dem Geiste nach noch munter aber dem Leib nach recht zerfallen. Unsere Milchfrau wurde diesen Winter auch von ihren langwierigen Brustleiden erlöst; die alte Revellion der Töchter bei Babette nähten ist vorigen Sommer auch gestorben; ebenso der blühende Reinhold Heß jüngster Bruder von Mathilde. – Das herzogliche Schloß steht bis jetzt noch unbewohnt. Von meinen Bekannten hat sich Julie Hauff mit dem hiesigen Apotheker Moll verlobt u wird im Mai Hochzeit machen ich gehe lieber nach Schorndorf. Von unserem Vetter Tritschler haben wir während seines Aufenthaltes wenig gesehen auf heute Abend luden wir ihn zum Essen ein; Babette wird sich sehr auf das Wieder= sehen freuen, wenn sie nur mit Gottes Hilfe glücklich über das ihr bevorstehende Ereignis hinüber kommt, das gleich wünsche ich auch Dir liebe Lotte, aber jetzt wenn es nun 3 K. geworden sind wirst Du doch eine Magd nehmen, daß Du deinen Körper nicht zu sehr anstrengst. – Noch habe ich Dir nichts von meinem Bruder geschrieben er ist zu unserer Freude u Hilfe in mancherlei Angelegenheiten immer noch in Bissingen, besonders freut mich diese Nähe für die l Mutter wenn ich einmal fort sein werde. Unsere Evangelische Kirche hat gegenüber der katholischen vorigen Sommer eine große Beeinträchtigung erlitten durch das Conkordat das unser König mit dem Päpstlichen Stuhl abschloß, u worin den Bischöffen viele u gefährliche Rechte eingereimt sind, in nächster Zeit soll es vor den Kammern verhandelt werden. – Ich bin glücklich daß ich in meinem Heinrich einen ruhigen Mann habe, der deinen einfachen biblischen Glauben hat, in dem ich mich mit ihm[paper fold] eines fühle, ich fühle es jetzt schon man läßt sich durch das Andere leicht zu etwas bestimmen, an das man vorher nicht gedacht hätte. auch nehmen mich meine Brautschaft u die Geschäfte auf Besuch machen die sie mit sich bringt mehr meine Gedanken in Anspruch. – Die Wiederbringung aller Dinge habe ich gelesen u hat mir besonders das von dem l Großvater gesagte wohl gefallen auf daß wir doch alle drüben einmal vereinigt werden, das laß unsere Hauptsorge u Anliegen sein; schon ist die Hälfte meiner Brautzeit verflogen u die andere wird ihr rasch folgen. wenn man im Glück ist merkt man es gar nicht. Schließlich empfehle ich Dir meinen lieben Bräutigam er hätte Dir selbst einige Zeilen geschrieben wäre er hier gewesen am nächsten Sontag wird er kommen. Recht herzliche Grüße von allen Verwandten und Bekannten besonders der l Mutter u Friz. auch Grüße an Deinen lieben Mann, Deiner Beschreibung [left margin, rotated 90 degrees, top to bottom] nach denke ich er würde gut zu Heinrich passen; zwischen uns bleibt es beim Alten ich bin mit inniger Liebe u einem herzlich Kuß auch Deinen Kindern Deine tr. Auguste Finckh