Sammlung: Höfeln Family Letters

Verfasser: Babette Fischer (Tritschler)

Empfänger: Charlotte Fischer (von Höfeln)

Bezeichnung: Brief an Charlotte von Hofeln von ihrer Schwester Babette Tritschler, 29. März 1868.

Babette Tritschler an Charlotte von Höfeln, 29. März 1868

Original text

Kirchheim d. 29 Merz 68. Meine l. theure Schwester! Dein l. Brif von 10 Jan. hatt mir einen schweren Stein vom herzen genommen als ich die bekante liebe Handschrift erblik te weil ich nicht gewohnt bin so lange auf einen Brif warten zu müssen Daher ich Dich krank glaubte, ich dankte Gott daß es nicht so war der Herr wolte Deine schwache Gesundheit stärken um Deiner Kinder willen mit meiner Gesundheit ist es auch so daß wenn ich noch eine Haus= haltung zu versehen hatte wie es dort war und ohne Magd würde ich nicht mehr ein stunde sein, aber wie meine Haushalt= tung wirklich ist übersteigt die Arbeit nicht meine Kräfte ist mir im gegen= theil gesund meine Augen sind auch sehr schwach und thut mir die helle wehe Dein zweiter l. Brif hatt mich sehr an= gestrenkt zu lesen nehme das nächste mal bessere Tinte, auch mußt Du in Zukunft auf die Adresse setzen Hamburg od. Bremen sonst geht der brif über [illegible spot] [?]lesen[/?] ich musste auf den ersten noch 28 [illegible spot] Porto bezahlen oder war der Brif vileicht zu schwer für einen einfachen gibt es bei Euch noch keine [?]fomires[/?] Papyrer? Ich mußte dem l Gott recht danken daß es sich bei der l. Julie noch Leib & Geist wider gebessert hatt & dieses Zuchtigung bei Ihr nicht umsonst gewesen ist, wie ist es doch so gut für Euch & auch für mich wenn man in Ruhe & Friden seine Tage hienbringen darf da ja doch jeder Tag seine eigene Plage hatt wenn nur die weite Trennung nicht wäre unter uns Schwestern Du glaubst also l. Schwester eine Reiße hieher nicht mehr auszuhalten ich glaube auch daß ich nicht mehr im stande wäre weil auch alles an= strengt aber ich bin 11 Jahre älter als Du das ist ein unterschid, wir hätten uns schon gefreut wenn Du diesen Sommer gekommen wärest wer weis ob eine Seereise Deiner l. Pauline nicht gut wär. Sie muß ein l. Kind sein und will einen Uhrmacher in kindlicher Einfalt heirathen und selber Putzmacherin werden da käme Brod genug in das Haus der l. Alexan= der bleibt also dabei: Uhrmacher zu werden es ist recht & freut mich daß Er zu diesem Geschäft lust hatt im Amerika kann ein Uhrmacher vil bäl der zu Vermogen kommen als in Deutsch= land der Vater mußte etwa bis in sein Alter am Werkbank sitzen und brachte nicht viel vor sich Ihr könnt auch eurem Kinde [insertion:]einst[/insertion] einen schönen Laden einrichten, zu wem wollet Ihr ihn in die Lehre geben zu Herrn Rupelino Kahn der wird schon lange für sich sein, Kaufmann Pfei= fer hatt auch einen Schwager der Uhrmacher ist, über die gute Nachrichten von der l. Johanne bin ich sehr erfreut Ihre Confirmation wird an Ostern statt finden der Herr möge Sie bewaren vor Verführung & Leichtsinn wir möchten so gerne Ihre & auch Alexanders Photographie haben. Die Marie hatt ein schönes Album voller bilder Deine l beiden Mädchen muß ich oft ansehen das Sophele wird ein recht schöner Engel sein bei der großen Kinderschaar im Lichtreich wie freue ich mich dorthin zu gelangen wo schon so viele uns vorangingen welche hier geduldet & gelitten haben unter denen besonders unsere l. Mutter war es die in diessen März tagen Ihre lezte schwe= re Krankheit zu bestehen hatte die gleiche Leidenszeit mit unserem Heilande. Lotte es solt mein einiges bestreben sein auch dem zu gefallen der sein Leben für uns Sünder gegeb in den Tod gegeben hatt heuthe Vormitag horte ich eine sehr erbauliche Predigt von H. Decan Writzel ich dass der Heiland durch die Fusswaschung welche Er an seinen Jüngern vollzogen uns ein Beispil gegeben im geistigen Sinn wir uns ganz reinigen solt lassen von unsren Sünden & dadurch die Wieder= geburt erlangen diese Reinigung soll auch immer erneuert werden weil immer wider sich neuer Schmutz anlegt, der Herr wolle uns stärken mit seiner Gnade am jewendigen Menschen daß wir recht demütig & klein in den eigenen Augen seyn möchten aber doch stark im Geist & in der Macht seiner Stärke was wird es doch für eine Freude über kurz oder lang sein wenn wir uns im Lichtreich wider finden werden mein sehnlicher Wunsch ist das keines von uns verlohren gehen möge. Vom l Bruder habe vor einigen Wochen auch einen Brif bekommen auch seine Kinder haben geschriben und Dir gedankt für die kl. Geschenke 3.) seine Kinder müssen Alle brav sein besonders hatt Er an seinem Sohne Wilhelm eine rechte Stütze, Er sei sehr geschikt im Geschäft, kommend Herbst kommt Er zur Zihung auf welches es Ihm bange ist da Er Ihn fast gar nicht entberen kann seine Frau ist schwächlich und denke mir Er will uns dieses Früh= jahr mit seiner Frau besuchen Er schrib mir daß Er sich die Julie noch gut vorstellen könne hingegen Dein Bild habe Er nicht mehr da must Du Ihm eine Phothographie schicken ich wünsche recht, daß Du uns das nächste Jahr besuchen könntest dan gingen wir miteinander nach Nürnberg, dort sey so viel gebaut & verschönert worden daß zum [?]Erstauen[/?] sey es sei eine ganz neue Vorstadt entstanden zwischen dem Wöhrderthor & der Peng= nitz dort sey die Stadtmauer durchbrochen worden und also die Vorstadt mit der Stadt in Verbindung gesezt. Der Bruder klagt wie Alles so theuer sey ein Pfud Brod 6x ein Schock Eier 12. Rindfleisch 18. Schweine fleisch 20. Rindschmalz 32. Da ist es hier noch etwas billiger aber gegen früher doch viel theurer, mein einkomen ist in diesem jahr fast ausgegangen da ich auch noch manches Nothwendige für die Haushaltung anzuschaffen hatte [illegible] wenn noch etwas ubrig ist schaffe ich davon eine Nähmaschine an den [ink spot] das ist ein nützliches Möbel in der Haus= haltung das es muss nun der Marie Aussteuer gemacht werden dann können wir es selbst thun und können vil leicht noch nebenbei etwas mit ver= dinen damit ich mir von den Zinsen übrig bleibt eine h. Schwab etwas schicken mit dem gehe ich immer nun baar [insertion:]Geld[/insertion] kann ich Ihm nicht schicken den bis man die Gulden zu Thaler macht wäre es nicht der Mühe werth, sollte dieses Jahr ein gutes Wein wachsen möchte ich Ihm am libsten ein paar Eimer Wein schicken weil Er Wirth= schaft hält ich hatte dieses schon letzten Herbst im Sinn aber der 67 er Wein hatt eine Säure auch der beste ich kann blos guten schiken welcher auch die Reisse aus= halten kann Dein l. Mann thut also diesen Sommer viel bauen da wird Er froh sein, wenn es vorbei ist mit der Dürre wird Er selber die meiste Mühe haben doch wenn alles im reinen ist habet Ihr Euer schönes und sicheres [?]ein[/?]kommen, Über den kurzen Ehestand von der Tochter der Fanny konnte ich nur wundern das ist hir unerhört mit 14 Jahren heirathen und nur 6 Wochen hausen wie man sagt ich halte es für den größten Unverstand von den Eltern ein Kind in den Ehestand zu geben ich würde es so gar für sündlich halten den so ein Kind kann doch ihren Pflichten noch nicht nach kommen weil der Verstand noch nicht da ist. meine Marie hatte schon oft heurathen können allein sie ich nehme immer die ausrede daß Sie noch zu jung sei ich möchte sie noch recht gerne 2 bis 3 Jahre bei mit behalten bis zum August wird sie 20 Jahre alt ich wünsche daß sie wenigstens 22 J. werde erreichte aber davon sie hatt bei einem [illegible 2 words] Besuch in Horb die Bekundschaft eines dort= igen Herren gemacht welcher Ihr sehr viele Aufmerksamkeit geschenkt auch schon ein h nunmal geschrieben hatt u. Sie mir erklärte den könnte Sie mögen sei ein [illegible due to paperfold] Mann mit geraden offenen Charakter ein Apotheker 25 Jahre alt der Sohn eines [?]Renamtmanns[/?] ich hätte am libsten einen entschidenen Christen für Sie gehabt aber die sind so rar als Gold blos die Züchtigung der höchstens bringt manch= mal so etwas zu wege, ich habe den l. Gott gebeten wenn es nicht nach seinem Willen sei so woll Er ein Hinderniß in den Weg legen der Mensch soll jetzt schon im Besitz eines schönen mütterlichen Vermögens sein Marie meint Sie wür= den einander aus reiner Neigung neh= men das gehört gewiß in einen glüklichen Ehestand hier weiß zwar niemand etwas davon auch habe er sich geäußert gerne noch länger zu warten ich uberlasse es somit dem l. Gott. Die Mittel wo Du für Deine l Pauline gebrauchst werden nach meiner Ansicht gut sein, und da nun das l. Frühjahr an= rükt wird die gute Frühlingsluft das Ihrige beitragen mit Gottes hilfe wird das l. Kind wider recht werden. bei uns hatt sich der Frühling [?]schon[spot][/?] recht schön gezeigt und die Veilchen hatt schon ihren angenehmen Duft verbreit als wir auch einmal gerade über [illegible 4-5 words due to a paper fold] und Kälte in den Winter zurük versetzt wurden, mann hatt die besten Aussichten auf ein Obstseegen wenn die [?]Früjahr kälte[/?] nicht schadet. Sei so gut du schreibe mir bald mein Brif sollte schon lange fort sein aber so oft ich schreiben wollte thaten mir die Augen so weh heuthe war es nicht der Fall es war schon einige mal im Frühjahr so, lebe recht wohl l. Schwester es grüßt Dich und den l. Andreas nebst d.l. Kindern 1000 mal Deine treue Schwester Babette Tritschler