Sammlung: Schweitzer-Guggenheimer Letter Collection

Verfasser: Isaac Schweitzer

Empfänger:

Hirsch Schweitzer

Marie “Malchen” Bernheimer (Schweitzer)

Louise Schweitzer (Durlacher)

Ernestine Schweitzer

Bezeichnung: Brief von Isaac Schweitzer an Familie Schweitzer, 4. Oktober 1868.

Isaac Schweitzer an Familie Schweitzer, 4. Oktober 1868

Englischer Text

Original text

Fincastle October 4th/1868 Liebe theure Eltern + Schwestern! Ich erhielt während in Philada das Ueberschickte durch Elise sowie auch den Brief samt Photographien + sind solche nach meiner Erinnerung nicht sehr gut, hoffe, daß auch Ihr alle meine Briefe erhalten habet den welchen ich von Lexington aus geschrieben. Die Feiertage sind gut vorüber gegangen Rosch Haschana war ich in Philada + Yom Cippur hier habe Nachts noch den Store aufgemacht 35 Dollar eingenommen. Hoffe daß auch bei Euch die Feiertage gut + zufrieden vorüber gehen, es ist heute [Hebrew, probably Sukkot] ist aber blos schön in Deutschland da man in Amerika nichts davon sieht. Ich habe Euch in einem vorigen angezeigt daß ich nach Salem ziehen werde diesen Plan habe aber wieder aufgegeben, indem ich etwas wo ich denke mich beßer behagt, habe davon bemerkt in meinem Brief von Lexington, nämlich daß Onkel Abraham mich in Lexington haben will. Salem ist wie ich weis ein ziemlich guter Platz für Geschäfte, jedoch hatte ich mir doch eine neue Kundschaft gründen müßen, dagegen Lexington bin ich schon überzeugt daß es ein sehr guter Platz ist + habe alte 15jährige Bekantschaft schon in das Haus gezogen wo Onkel Store haltet, auch hatte es sich nicht gut gethan wenn Henry fort wäre da er immer die Bücher gehalten + Onkel gar kein Schreiber ist so wäre viel vernachlaßigt worden, Onkel Abraham hat mir den Vorschlag gemacht während wir in Baltimore waren + Waare ein- kauften, ich solle nicht nach Salem gehen sondern er will mich als Theilhabe[r] aufnehmen, was mir ganz erwünscht ist, Onkel ist ein schwacher Mann + kein gelernter Kaufman + Henry ist etwas nachläßig deshalb nimmt er um große Geschafte zu thun wie man sie in Lexington ohne Mühe jedoch mit Verstand thun kan einen jungen fleißigen Mann. Habe Gelegenheit in Lexington in einem Jahr 2000 bis 2500 Dollars zu überlegen + bin dabei auch der Prinzipal vom ganzen Geschäfte, da ich die Einkaufe besorgen werde. Onkel sah daß ich 10 pcent billiger kaufen kann als ich [sic] . Ich werde bis ohngefahr 15ter December noch hier bleiben um Alles in Ordnung zu halten indem Onkel Sal. + Familie in 10 Tagen hierher ziehen werden weßhalb ich meine Augen offen haben muß um das meinige in Sicherheit zu haben. Ich habe vielen Respeckt, den ich für Onkel Salomon hatte verloren, jedoch habe ich ihm gezeigt daß ich ihm gewachsen bin, ich bin froh sobald ich mit ihm nichts mehr in Geschäftsangelegenheiten zu thun habe, indem mir seine Handlungsweise nicht gefällt, sondern hoffe auf ehrlichem Wege durch Fleiß + Sparsamkeit weiter zu gelangen als er mit all seinem Schwindel, ich muß auch Onkel Ab. + Henry helfen aus einer Knote [?] zu kommen den Onkel Sal. für sie gesponnnen [?] hat. Ich habe so viel Waare gekauft als ich nöthig hatte so daß ich nichts mehr schuldig bin wenn ich von Fincastle fort gehe, denn ich möchte meinen Namen nicht gebrauchen laßen, wenn ich fort bin. was ich auch Sal in Philada sagte, er hat gesehen daß ich ihm nicht weiter traue als ich sehe. er wird daher das Geschaft auf Simons Namen führen indem er selbst nicht kann. Ich bin Gott sei Dank seit meiner Nachhause Kunft mit den Geschäften ziemlich zufrieden + hoffe bald sehr gute [sic] zu thun da der Winter beßer ist als der Sommer. Guggenheimer freuen sich daß ich noch einige Monate bei Ihnen hier bleiben haben mich lieber als Onkel, thun alles was ich nur verlange. ebenso die in Philada habe oft dort gegessen. Ich fühle Gott sei Dank sehr gesund + wohl. Hoffe dasselbe von Euch bald wieder zu hören schreibet Eure Briefe hierher die andern die Ihr nach Salem geschrieben habe ich hierher geordert. Ich möchte Euch allen gern Winter Kleider schicken ist aber zu weit will solche einmal selbst bringen. Habe schöne Oberröcke + Anzüge auch feinen Pelz für Damen, ich habe beinahe alles was Manner + Frauen gebrauchen, habe viel zu arbeiten. Die Waare marken + verkaufen Guggenheimer sagen wenn ich fort bin thut Onkel nicht mehr so viel wie ich gethan habe Habet Ihr nicht gut gethan in Imnau? Habe Elise noch nicht geschrieben aus Mangel an Zeit weis nicht ob sie noch in New York ist oder bei ihrem Bruder. Ich werde Euch bald wieder schreiben und mehr deutlich, habe in Philada einen jungen Mann getroffen der mit mir auf dem Schiff war + in demselben Zimmer schlief hatten eine große Freude, auch habe die zwei Söhne von Meyer Levis in Carlsruhe Schwester Söhne von Wormser getroffen die konnten sich nichts als verwundern, so trifft man viele Menschen an. Was Elise schreibt daß Ihr Amerika so gut gefällt so ist das kein Wunder wenn man nichts zu thun hat als faulenzen, wenn aber ein Mädchen dienen soll + arbeiten so ist es noch besser in Deutschland sein als in Amerika sie findet es auch anderst. Amerika ist für Damen gar nichts die nicht gleich verheirathet oder verlobt sind dagegen für fleißige Männer ist es der einzige Platz der Welt wo man sich schnell empor- schwingen kann zum Manne. Es ist zum Vortheil jedes jungen Mannes in Amerika gewesen zu sein dann kann er sagen er hat die Welt gesehen + kennen gelernt + weis was er von den Menschen zu denken hat. Ich danke für das Ueberschickte, jedoch blos die Geld [?] [illegible] hat meinen Beifall erhalten. Die andern Sachen sind nicht nach Amerikanischem Stiel, ich habe die Schuhe Moden Guggenheimer gegeben da das kaum etwas lächerliches ist. Wenn Ihr zu der l. Bertha schreibt grüßet solche ich werde ihr sobald ich Zeit habe auch schreiben. Behaltet alles was ich Euch schreibe zu Euch selbst. Grüßet mir alle Verwandten in Horkheim Konigsbach Mühringen + alle die Eure Kunden sind. Euren recht baldigen Brief entgegensehend verbleibe für Euch liebende Sohn + Bruder Isaac Schweitzer Schreibt auch wieder nach Lexington jedoch braucht noch nicht von vorher gesenden. Grüße von Guggenheimer + alle unsere andern Verwandten. Es kann sein daß Bertha Schwarz auch hierher kämet wird ihr aber nicht behagen da Fincastle kein Platz ist wo Deutsch gesprochen wird. + sie kaum etwas englisch [illegible] geht mich aber alles nichts an.