Sammlung: Höfeln Family Letters

Verfasser: Johanna Regina Mauch (Finckh)

Empfänger: Charlotte Fischer (von Höfeln)

Bezeichnung: Brief an Charlotte von Hofeln von ihrer Tante Johanna Finckh, 15. August 1868.

Johanna Finckh an Charlotte von Höfeln, 15. August 1868

Original text

Kirchheim, d. 15. Aug: 1868 Meine liebe Lotte ! Schon lange ist es mein Wille, mich mit Dir zu unterhalten da ich nun wieder auf dem Sprung bin, nach Schorndorf zu gehen, u: Deine Babete Dir ohnehin wichtige Mittheilungen zu machen hat, so freue ich mich, meinen Wunsch ausführen zu können. Auch hast Du mich veranlaßt, daß ich mich noch für die Nachwelt, auch dem Wunsch meiner Kinder in meinen alten Tagen habe machen laßen. - - Indeßen weißt Du daß Auguste seit ihrem letzten Wochenbett leidend ist, ich war auch heuer wieder in Bad Berg [insertion:]bei Canstadt[/insertion] mit ihr, das gehen ist ihr Beschwer= lich, der Schmerz geht vom Hüft aus, durch die Füße, bald da, bald dort, dabei Blut Armuth. - Indeßen gebe ich die Hoffnung nicht auf, daß der Herr dem nichts unmöglich ist, auch seine hülfreiche Hand uns reichen werde, es wäre für den Mann u: die Kinder so gar nöthig, ich konnte dem Herrn sey Dank, für seine Gnade, immer wieder die leidende Tochter unterstüzen, aber meine Jahre sind schon über 70. durch seine Barmherzigkeit gekommen, er weiß auch wie viel wir brauchen, zu unserer Auszeitahnung, u: auch die Leiden der Tochter alles soll uns dahin bringen, daß wir das Eine was Noth thut erlangen. - - Auguste hat jezt nur noch 2. Kinder Theodor 7. Jahre, Johanna ein sehr lebhaftes Kind, schwer zu erziehen 5 ½. Jahre, meine l. Schwester hatte sie schon zum 3t mal längere Zeit hier, so lange wir im Bad sind, aber es ist eine Aufgabe u: große Liebe von meiner Schwester hier, daß sie das Kind behallt, jezt ist es wieder zu Hauß Mein Fritz ist glücklich verheurathet im Pfarrdorf Riederich bei Metzingen, er hat uns erst besucht mit einer Johanna welches nächstens 1. Jahr alt ist ein sehr kräftiges liebes Kind. In Gopp: u: Faurndau sind meine Geschwister und sammt ihren Kindern wohl. Sehr leid hat es mir ge= than, daß ich so lange ich im Bad war, um den Besuch, deines l. Bruders u: seiner Frau von Nürnberg gekommen bin, es hat alles eine Freude an Ihnen gehabt.- - Und nun wie lebst Du mit mit Deinem l. Mann u: Kindern, was macht Julie, u: wo ist ihre Tochter? Wir haben schon seit längerer Zeit, eine große Hitze hier, es soll einen vorzüglichen Wein geben Nun wird es eine unruhige Zeit, bei Babete geben bis die l. Marie an ihrem Platz ist, es soll wie ich heute hörte, ein braver Mann sein, ein Oconomm nicht weit von Oetlingen [insertion:)entfernt[/insertion], Morgen wird sie ab= gehohlt mit eigenem Gefährth, es ist schwer für eine Mutter, eine Entscheidung für ein Kind, für die ganze Lebenszeit, wo auch der Abend ihres eigenen Lebens davon abhängt. - - Nun lebe wohl liebe Lotte! wir hoffen gute Nachrichten von Dir zu erhalten, mit herzliche Grüßen, auch von meiner l. Schwester, Dir u: Deinem l. Mann, u: Kindern mit Julie Deine Dich liebende Joh: Finckh. In Nürtingen leben noch 2.Tanten Mari, u: Luise. Beide sind kränklich, u: können noch nicht faßen, daß ihnen ihre Schwester Mine, ihre Pflegerin durch den Tod entrißen wurde. -