Sammlung: Höfeln Family Letters

Verfasser: Babette Fischer (Tritschler)

Empfänger: Charlotte Fischer (von Höfeln)

Bezeichnung: Brief an Charlotte von Hofeln, möglicherweise von ihrer Schwester Babette Tritschler, 18. April 1871.

Babette Tritschler [?] an Charlotte von Höfeln, 18. April 1871

Original text

Kirchheim d. 18 April 1871. Liebe theure Schwester! Ich war sehr in Sorge du mogtest krank sein, weil du in der Regel nicht so lange mit dem Schreiben wartest nun bin ich froh daß dieses nicht der Fall war. Heuthe hörte ich im vorbei gehen von Pfarer Kreuser du hättest der l. Hanne geschriben der Tod der l. Auguste wird dir auch recht nahe gegangen sein ich möchte sagen Ihre Seele wird dem herrn recht gefallen haben darum eilte Er mit ihr aus diesem bösen Leben ich bekam die Photographie auch für dich man hatt solche von einem größeren Bild abnehmen lassen wo sie als Braut gemacht worden ist ihr Mann ist auch besonders gemacht in der Regel sind die Brautleuthe auf einem Porträt desto beser war sie um abzunehmen, die Marie und ihr Mann sind auch auf einem größeren Bild beide stehend aber zu groß zum weit versenden deswegen mußt du eben auch mit einem kleineren vorlieb nehmen das ich dir das nächstemal schicken werde weil du das Bild bei der Julie gesehen hast. Die Hochzeit ist Gott sei es dank recht gut vorüber gegangen, dieselbe haben wir aber auf den 14te verschiben müßen wegen der Fridensfeyerlichkeiten welche in Stuttgart auf das grosartigste gehalten worden dies elben wahrten drei Tage am letzten war die [roman:]Illimunation[/roman] tags darauf ware die Hochzeit gewesen das hätte sich nicht vereinigen lassen den von hier war die halbe Einwoh= nerschaft in Stut. von der großartigkeit dieser Feyerlichkeiten kann man sich keinen Begrif machen ich bin zu hause gebliben und habe es auch nicht zu bereuhen gehabt der Marie ihr erstes Wort war als sie heim; sie gehe in ihrem gan zen Leben zu keiner [roman:]Illmunation[/roman] mehr sie sei nur immer froh gewesen daß ich nicht dabi war so schrecklich war das gedräng auf dem Bahnhof habe es sich wirklich um das Leben gehandelt. Dort sei ein fürchterliches Geschrei von Frauen und Kindern gewesen es seien auch ein paar Kinder um das Leben gekommen Nachts 2 Uhr sind sie erst heim gekommen. Deswegen hat die Hochzeit erst am 14te statt gefunden von dem allerschönsten Wetter begün= stigt, dabei waren 34 Personen und 3 Kinder in meiner [roman:]Logie[/roman] versammelte man sich von der Kirche weg zog man auf die Post wo ein gutes Mahl der Gäste harte, was reich [illegible] war.- Daß ich keines von meinen l. Geschwistern dabi hatte und die Marie ebenfalls keine Schwester mehr, die Sophie gab sich zwar der Hoffnung hin sie werde bis zur hochzeit wenn sie nicht so mit presiren wider gesund aber nun lag sie schon 10 Wochen im stillen Friden, ihr Mann [left margin, rotated 90 degrees, top to bottom] der Krig hatt doch für die Deutschen ein glikliches Ende genommen aber wie schauerlich sieht es in [roman:]Paris[/roman] aus durch den Bürgerkrig ging nicht zur Hochzeit sondern machte an diesem Tag eine Reise nach Stuttart mit seinen Kindern, Er hatte sich im stillen die Marie zu seiner zweiten Frau schon ausersehen das hätte noch gefehlt zu meinem Glik wenn der mein Tochtermann geworden wäre, da hätte doch niemand mehr Achtung vor mir haben können, ich begreife gar nicht wie er sich so etwas hatt einfallen lassen können da die Marie öfter dabei war wo er betrunken heim kam und dan noch recht grob gegen die kranke Frau war diese hatt den l. Gott in den letzten Tagen ihres lebens so gebeten um ihre Erlösung lieber will ich nie das Haus ganz meiden als ein solch rohen gottlosen Menschen zum Schwi= gesohn haben. es ist mit nur leid um die Kinder weil es die Enkel vom Fritz sind, um wieder auf die Hochzeit zurik zu kommen, es waren dabei 8 Brautfräulein zuerst lifen die 2 ältesten Kinder von meiner verstorbenen Mine und die älteste Enkeltochter von [?]Oncles[/?] Bertha Klostermeier dan die Fräulein [insertion:]immer 2.[/insertion] zwischen den zwei letzen ging die Marie auch alle weis gekleidet die Marie hatte auch ein weises Mull Kleid mit mässiger Schleppe glatten Leib mit Knöpfen seiden überzogen auf dem Leib herunter einfach Arrmel nur weises seidenes Band hinten mit kurzer Schleife der Rock ganz glatt innen Tüll Schleier oben schmal unten weit geschnitten dieser ist sehr schön auf dem Kleid herum gefallen, die Kleidung war sehr einfach und doch schön, der Myrthenkranz hatt zum ganzen gepasst, von seiner Seite kam der Vater und seine zwei Geschwi ster mit ihren Ehehälften ein Vetter welche sie führthe 6 Person welche auch recht hübsch gekleidet nach ihrer Art sich auch sehr gut benommen haben diese sind Alle auf der Post übernachtet haben am andern bei mir zu mitag gegessen u. dan abgereist, der Fritz Finkh kam zur Hochzeit u. Frau Pfarrer Kreuser statt der Hanne welcher ich es nicht zumuthen konnte dann der her. Decan von hir der Pfleger Amtspfleger [roman:]Hirzel[/roman] dan noch die übrigen Verwante von meines Mannes seite durch Krankheiten u Todesfälle fehlten 5 oder 6 Personen Abends waren die Herrn geladen welche täglich mit meinem Tochtermann auf der Post speissten. da wurde noch getanzt nach dem Clavier das Prautpaar nahm aber [?]nicht[/?] theil am Tanzen was mich freute, bis 1 Uhr habe es gewährt um 12 Uhr ging ich und das Brautpaar heim jeder an seinen Ort. Der Herr wolle der Marie und ihrem Manne seinen Seegen u. Friden schenken dan haben sie genug das übrige wird Ihnen schon zu fallen wenn sie auf den wegen des Herrn wandeln die hochzeitrede habe ich noch nicht die werde ich Euch abschreiben es ist ihnen darinnen gesagt worden auf welchen Grund sie ihren Hausstand aufbauen sollen [At this point the letter ends abruptly] [There is no relation between what seems to be a funeral speech on pages 5 and 6 and the previous pages 1-4]. 5) Liebe, nun wohlhan drüben ist sie beim Herrn, also zieht er euch durch sie um so machtiger zu sich, Sie hatt durch Wort und Werk ihre Kinder dem Herrn zuzu= führen gestrebt, nun hört dieser mittelbare Zug durch die mittelbare Liebe auf, aber um so unmitelbarer und kräftiger möchte er auch der Kinder Herzen der vorangegangenen Mutter nachzihen, durch das selige Heimweh nach der, oberen Heimath, das endlich seine selige Stellung findet. Zu mir will ich sie ziehen, und; zihen will ich sie zu mir. Das ist eben unser Trost und unsere Freude in aller Trauer, daß wir Christen wissen, unser Weg geht zum Herrn. Nicht ins dunkle Grab für immer, nein durch Tod und Grab in die Herlichkeit und abermals wir [?]nähern[/?] uns nicht erst mit eigener Kraft Anstrengung den Zugang zu Ihm erkämpfen der Herr in seiner Gnade hilft uns durch seinen Zug. Und so, ob auch die [?]Treung[/?] dem Herzen wehe thut, was ists ob wir eine früher oder späther volendet haben, die Einen sind schon beim Herrn; und andere zieht Er noch zu sich, aber eines sind wir mit unsern heim= gegangenen, eins im Leben und Tod, durch Ihn den Heiland den auferstandenen. Eins seid ihr trauernde Angehörige gewesen mit der Entschlafenen in der Liebe, eins seid ihr auch jetzt noch mit ihr mitten in allem Trennungsschmerz durch den Trost des Glaubens, eins zu sein, vereinigt mit ihr deren ist in der seligen Ewigkeit, das ist jetzt noch im dunkeln Thale eine Hofung. Diese Hofung aber, die nicht auf Sand gegründet ist; sondern ruht auf der felsenvesten Verheißung des Herrn: „Ich will sie Alle zu mir ziehen“ möge der Herr in euren, und in unser Aller Herzen lebendig und kräftig machen, bis auf den Tag, da er sie einst an uns erfüllen wird in der Herlichkeit: Amen.