Sammlung: Höfeln Family Letters

Verfasser: Babette Fischer (Tritschler)

Empfänger: Charlotte Fischer (von Höfeln)

Bezeichnung: Letter to Charlotte von Hofeln, possibly from her sister Babette Tritschler, December 1, 1872.

Babette Tritschler to Charlotte von Höfeln, December 1, 1872

Original text

Kirchheim d. 1. Dec Advent 1872 Meine liebe Lotte! Schon lange wollte ich Dir jeden Son tag schreiben aber immer gab es abhalt= tungen du weist ja selbst wie die Zeit immer herum geht u. ich bin allein habe zwar ein Zimmer an zwei herrn ver mithet den ich zu betten habe das Zimmer u[n]d die Kleider rein zu halten so habe ich doch jeden Morgen drei Zim= mer zu richten ein Laufmädchen zum Stifelputzen u. wasserholen, die Arbeit geschiht mir Gott sei es gedankt nicht sauer denn ich fühle mich besser als den ganzen Sommer da hatte ich einen argen Husten u[n]d oft heftige Schmerzen im rechten Arm daß ich oft das Striken aufgeben mußte mußte auch einmal den Artzt brauchen weil ich mit einem mal kurzen Athem bekam fast nicht die Stige mehr herauf kommen konnte da muß mir alles auf brust und Herz gezogen sein doch auf den Gebrauch der Medicin hatt es sich bald gegeben aber die Schmer= zen kamen dann wider in den Arm meine Nase war immer troken da hatt mir jemand einen Ansatz für die Gliderschmerzen auf den Gebrauch dieses Mittels bekam meine Nase ausfluß und die Schmerzen im Arme nahmen immer mehr ab dieser Ansatz schmekt recht bit ter u. soll den Körper und das Blut rei nigen ich bin dem l. Gott recht dankbar daß Er mich dieses Mittel hatt finden lassen daß die Schmerzen nun gut zu tragen sind Aus anligend Trauerbrif sihst du wen wir verlohren haben, die l. Hanne ligt nun bei ihrem Sohn in Riderich begraben Sie hatt ihr irdisches Haus noch ganz bestellt vor ihrem Tod verlangte nicht nach Kirch heim gebracht zu werden weil das Leichenbezeugniß der Nane zu viele Unruhe veruhrsachen würde und das ihr das Platzchen auf dem Ridricher Kirchhof ganz gut gefalle, Kirche und Kirchhof sind ganz nahe bei dem Pfarrhause auch ist Sie recht gerne aus der Welt ge schiden wollte nichts mehr von Besserung hören sondern sagte haltet mich nicht auf - - - und nur stille und Ruhe verlangte Sie konnte das laute Beten nicht ertragen das that Sie selbst den Sie war bis fast zum Ende beim Bewußtsein. ich will nun nicht mehr darüber schreiben weil ich dir die Trauerreden unter Kreutzband schicke ich habe den Fritz für eine für dich gebeten, die l. Hanne ist nun mit all ihren l. Voran gegangen vereinigt das Widersehn wird herlich und Freudevoll gewesen sein vor ein paar Wochen war die Thei= lung das Vermögen ist gewiß zwischen 40 & 50 tausend gewesen und ging eben in zwei haupttheile von statt der Auguste erbten eben die Kinder ein paar Tage nach der l. Hanne starb der Dokt. Schrich von Plochin= gen nach längerem L zuletzt recht schwerem Leiden hatt sich noch recht bekehrt und immer dem l. Heiland gerufen, die Caroline wo den Pfarrer Mauch hatt ist wirklich auch recht krank es fehlt ihr im Unterleib da hatt Sie oft die schreklichsten Schmerzen die Pauline Kreuser ligt an einem Kranken Knie im Diaconissenhause in Stuttgart dort hat Sie die beste ärtzliche u. geistliche Pflege die ist aber die beste u. christlichste von den Kreuser= rinnen so sucht eben der Herr die Menschen mit Leiden u. Krankheiten heim da= mit man Ihn suchen mochte. Heuthe habe ich zwei herliche Pre= digen gehört beide handelten sie vom Reiche Gottes [?]unwendig[/?], von der Ge= rechtigkeit Fride & Freude und heil. Geist wie glüklich der Mensch sei welcher im Besitz dieser herlichen Dinge sey wie die Freude im heil. Geist alles irdische Glük auch den hochsten Genuß übersteige es sey etwas dem nichts zu vergleichen sei wie noth es thun allen Fleiß anzuwenden wenn [illegible 2-3 words due to paperfold] werden möchte den der größte theil der Menschen sind Feinde Gottes und unseres heilandes man kann sich selten mit jemand in ein christliches Gesp[r]äch einlassen da wird abgebrochen mann will nicht mehr wissen wenn man [?]einst[/?] in die Kirche und ein[m]al im Jahr [?]zum[/?] halbe Abendmahl geht dann ist man ein guter Christ viele Frommen Männer glauben daß die Zukunft des Herrn wie die Bibel es ausspricht im Ver gleich mit den Zeichen der Zeit nicht mehr so ferne sein wird 5) Liebe Lotte! nun ist es der zweite Advent gewor den bis ich zum schluß des Briefes komme. - - was mich in Deinem l. Brief am allerbesten freuthe ist die liebliche Aussicht auf ein frohes Widersehen den nächsten Sommer gebe Gott daß es wahr werde [illegible 4 words] wir wüßten beide nicht wo anfangen & aufhören zu erzählen und die l. Pauline hatte eine grose Freude an unserer Johanna, ich bin recht begirig das gute Kind zu sehen und meine es könnte Ihr in unser[m] Lande geholfen werden den die ärtztliche Wissen= schaft hatt in neuster Zeit die großten Fort= schritte gemacht daß Ihr Eltern Euch zur höch= sten angelegenheit machet die Leiden der guten Kinder taglich im Gebet vor dem l. Gott zu bringen ist zwar das allerbeste was Ihr thun könnt aber der Herr gebraucht Menschen zu als Werkzeugen zur Ausführung seines willens. [a]ufschiben würde ich es nicht mehr jetzt ist sie noch im besten wachsen ich denke sie wird jetzt 12 Jahre sein für Alexander wäre diese Reiße gewiß in bezihung auf seine Ausbildung von großen Nutzen, mir mußt du nur es 6 Wochen vorher schreiben damit wir Euch ordentlich Logiren können, in Kirch= heim ist seit zwei Jahren eine große Maschinen Fabrick welche 300 bis 400 Menschen beschäfti get dieß in allem Dach & Fach haben da hatt man gelegenheit jedes etw[a]ige Zimmer auch das kleinste anzubringen in folge davon sind die Lebensmittel sehr gestiegen, denke ein Ei kostet wirklich 2 ½ x auch die Fleischpreise sind sehr hoch und das Schuh werk kostet das doppelte was vor 10 und 15 Jahren die Speyerischen sind so zimlich noch im alten Preis. Meine Kinder haben bis Lichtmeß Wohnungs= wechsel, das frühere Töchterinstitut ist von den Herren der Maschinenfabrick zu Arbeiter= Wohnungen gekauft worden, nun haben Sie in dem alten Oberamtsgericht einge mithet, hinten am Marktplatz vorn hatt den ganzen Marktplatz zur Aussicht und einen Theil der Marktstraße es ist eine sehr geräumige Wohnung mit 5 ineinander gehenden Zimmern wenn ich noch in meiner alten Wohnug wäre, könnten wir zusammen sehen aber nun bin ich in der Carlsstraße in Meßerschmid Erhards Haus bei der Wittwe Er ist vor 4 Jahr gestorben ich habe es glaube ich schon geschriben vor es ge= schiht mir gar sauer das geschribene wider nachzulesen deßwegen mußt Du mir die Schreibfehler zu gut halten. Von der Julie hast du mir gar nichts mitgetheilt mochte nur wissen ob sie für sich ist ob sie beide zusammen sind, ich bin betrübt wenn ich an Sie denke mit ihrem eingebrochenen Sinn da wird der Herr noch mit andern mitteln kommen müssen wenn noch etwas an ihr zu verbessern ist das kann geschehen wenn sich Johana verheu= rathet den da muß Sie sich nach dem Toch= termann richten das wird sie nicht thun wollen wenn ich ihre Adrese hätte würde ich ihr schreiben, so ist mir auch ein herzens= jammer wenn ich an unseren Bruder denke daß er so Elend & unvorbereitet aus der Welt gegangen ist. ob Ihn auch der Herr in gnaden angenommen hatt, ich und seine Frau schreiben uns manchmal sie hatt ihm ein Grab gekauft welches 100 Jahre nicht ausgegeben wird und einen Stein setzen lassen welches mich freut so kann man Ihn doch finden Meine Marie läßt dich herzl. grüßen und für Dein l. Brifchen danken hatt wirklich so vielerlei zu thun für den Christtag es wird eine Freude diesmal sein weil sie laufen kann und vieles versteht aber nicht viel noch sprechen kann das Christkindle kommt am heil Abend da gehe ich auch hin zu geben und zu empfangen, meinem Tochtermann gebe ich ein Wetterglas, der Marie stricke ich ein weißes Halstuch von feiner Wolle diese trägt man hier sehr stark man [?]legt[/?] solche den langen weeg zusamm= en hängt sie so über die Achsel vornen ? mit einer Brosche zusammen, der kleinen stricke ich ein Kittelchen und ein Wägel= chen mit einem däckle jetzt weist du Alles nicht wahr ich werde durch das Kind auch wider kindisch wie gerne wollte ich Deine gute Pauline auch mit etwas erfreuen wenn mann es sicher schiken könnte. Mit dem neuen Jahr bekommen wir Gaasbeleuchtung welches auch mir recht angenehm ist denn unsere Latern= en Beleuchtung ist herzl. schlecht ich sehe bei der Nacht draußen gar nicht gut gehe deswegen unsicher und ängstlich dan wird mir auch geholfen. verzeihe mein schlechtes geschreib die Feder ist nicht für meine Hand auch ist mir Leid daß gleich am Anfang ein Fleken ich weis nicht wie von der Tinte hingekommen ist, Die Pauline Klostermeier war diesen Sommer recht Brustleident war in einer Molken kuranstalt in Tirol sie kam zwar gebessert zurück aber den Husten hatt sie nicht verloh= ren sie muß Kuhwarme Milch trinken und das im Stall von der Kuh weg des= wegen hatt ihr Mann eine Kuh gekauft das heißt viel nicht wahr? Die Mine Klopfer war diesen Herbst hier die ist noch recht rüstig zu 73 Jahre Nun habe ich Dir vieles mitgetheilt was mir nur eingefallen ist wir wollen uns im neuen Jahr doch öfter schreiben alle 4 höchstens 8 Wochen nach empfang das Porto ist jetzt sehr mäßig dan darf man auch nicht so viel auf einmal schreiben die Kuhwarme Milch wäre für Dich auch gut thun es auch wenn Du keinen husten hast ist es doch gut für die Brust du hast die Pflicht dein leben für deinen Mann und Kinder so lange als es Gott zuläßt zu erhalten & der Herr schenke Euch l. Alle [?] auch [/?] leib und Sele gesegnete Feyertage und ein glukliches Neues Jahr der Herr wolle mit uns Allen sein, mit 1000 grüßen u. kußen an Deine l. Kinder besonders küßt dich im Geist Deine treue Schwester B. Tritschler