Sammlung: Höfeln Family Letters

Verfasser: Babette Fischer (Tritschler)

Empfänger: Charlotte Fischer (von Höfeln)

Bezeichnung: Brief an Charlotte von Hofeln von ihrer Schwester Babette Tritschler, 22. März 1874.

Babette Tritschler an Charlotte von Höfeln, 22. März 1874

Original text

Kirchheim d. 22 Merz 1874. Liebe theure Schwester! Da ich heuthe wegen starken Karthare nicht zur Kirche gehen kann b[e]eile ich mich welches mir schon einige Zeit ein Anligen Dein l. Brifchen zu beantworten da die l. Marie wahrscheinlich nächsten Monath Wöchnerin & ich über diese Zeit zu ihr gehn möchte ich es deswegen nicht mehr länger anstehen lassen der l. Gott wird ihr doch wider beistehen daß es glüklich vorüber= geht, die l. Johanna ist wider Gott sey es dank recht gesund sie ist auch ein gut geartetes Kind wohl auch eigensinnig läßt sich aber gut zurechtweißen. Du hast uns widerholt eine rechte Freude gemacht mit der Photographie der l. Pauline der leidende Zug hatt einer lieben & freundlich Mine platz gemacht auch etwas stärker ist Sie auf diesem Bilde ich denke der Herr wird Ihr nach & nach die Ge= sundheit schenken betet nur recht flei= ßig zu Ihm Sie wird ohne zweifel ohne Zweifel die kleinen l. Händchen zum Geben aller guten & vollkommen Gaben zum herrn erheben welcher die Kinder so gerne zu sich kommen läßt; auch bin ich erfreut daß Ihr im ganzen einen guten Winter gehabt hatet das kann ich unverdinterweise auch rühmen schmer= zen im rechten Arm hatte ich öfters stärker aber es war immer zum ertra= gen. Du machst mir wie ich aus Deinem l. Schreiben merke die Hoffnung eines be= suches für diesen Sommer nun freute ich mich wenn das zur Ausführung käme, nur bitte ich wenn es zur ge= wissheit kommt mich gleich zu benach= richtigen um meine Anstalten dar nach zu treffen, weil es vileicht ge schiht daß ich diesen Sommer ganz zur Marie zihen würde weil es mit den Pensionarin ausgeht & Sie keine neue mehr nehmen wollen den es kommt nicht viel dabei heraus die Lebens= mittel stehen zu hoch im Preis auch ist man in vielerlei hinsicht genirt mit solchen Madchen dan könnten Sie nur ein Zimmer abgeben & ich bräuchte keine eigene Haushaltung mehr zu führen auch könnte ich der Marie weit mehr nützlicher sein als wenn ich abge= sondert wohne auch hätte ich eine bessere Kost denn ich mache immer wenige Umstände weil ich es nicht für der Mühe werth halte wegen mir alten, dann tretten wie ich schon im Geiste voraussehe wider neue Aufgaben an mich heran aber ich hoffe auf den herrn der wird mir Weisheit & Geduld schenken so geht es nicht wie mit der Julie ich halte mir den Spruch vom Paulus vor: Durch stille sein und hoffen werdet Ihr stark sein. solltest du also kommen so würde ich meine [roman:]Logie[/roman] ein Virthel= jahr länger behalten in jedem Fall wird die l. Pauline mit kommen dein l. Mann entschlißt sich vileicht auch noch einmal Deutschland zu besuchen. Von Friedrich Schwab erhielt und seiner Frau bekam ich letzten Somer ganz unerwartet einen Besuch im Herbst gingen Sie wider zurük in Feldbach haben Sie beide Ihre Verwandten von dort aus machten Sie verschidene große Reißen die müssen sich schon ein schönes Vermögen erworben haben wenn man so viel aus[geb]en kann. ich hatte dir ein Halstuch gestrickt wie man es hir trägt zu meinem bedauern konnten Sie es nicht mitneh= men weil Sie den Koffer schon mehrere Wochen vorher abgeschikt hatten. Weil du schreibst wann ich nur von einem Schinken hätte [?]den[/?] Ihr nie ganz aufzehren könnt muß ich dir mittheilen daß ich in kurzer Zeit zweimal amerikanischen Sch. gegessen welcher sehr gut, ein Putscher in [roman:]Cincinatti[/roman] hatt an seine Verwan= ten ein Faß geschickt auf das Pfu[n]d kam 5 x Fracht und erst kaufte mein Tochtermann seiner Marie einen großen Schinken Schöllkopf hatt nehmlich ein große Partie zum Verkauf hieher ge= schickt das Pfund kam auf 22 x & hir kostet das [Pfund] 24 bis 30 x auch 500 Barel Mehl hatt Er geschikt welches zum theil ganz unbrauchbar für Brod war. Dein l. Alexander hatt doch wider Anstellung bekommen trotz der schlechten Zeiten das ist ein Beweiß von seiner zuverläßigkeit es ist eine rechte Gnade von Gott wenn man brave Kinder hatt besonders in dieser Zeit 5) von Amerikanischen Zuständen list man wirklich viel in den Blättern, in folge der Noth & antriblosigkeit das Singen & Beten der Frauenzimer vor den Wirtshäusern auf diese Art die Wirthshäuser aufzuheben welches [roman:]Ihnen[/roman:] auch schon theilweise gelungen sein soll ich denke daß diese Art & Weise diesem Übel ab zu helfen am Ende auch einen schlechten Ausgang nehmen könnte & halte es für besser wenn die Regirung ab= hilfe schaffen würde. [?]Warlich[/?] steht es nach der ansicht aller erleuch teten Männer recht schlim auf der Welt das aller bedrohlichste ist der Kampf mit dem Papstum der Aberglaube & Unglaube behersche die Geister eben so der Materalismuß Socialdemocratie gehe Hand in Hand mit dem [?]Insichten[/?] die [insertion:]letzten[/insertion] Gerechte stehen vor der Thüre daß kann man auch recht gut nach den täglichen Berichten ansehen in Stuttgart lebt wirklich eine hellseherin es ist zugleich eine fromme Person durch die hatt der Geist gesprochen nehmlich der Geist einer schon vor drei Jahren verstorbenen Frau welche ihrem Manne versprochen hatt von was ihr vom Herrn erlaubt werde ihm bericht zu erstatten wo sie in der Ewigkeite ihren Platz bekommen habe diese sagte: daß es Ihr durch die heilige Dreifaltigkeit nicht früher erlaubt worden sei obgleich sie schon oft darum gebeten habe ihm von ihr bericht zu geben auch habe sie ihm nicht erscheinen dürfen sie habe 55 Kinder zu unterichten sie selber erhalte untericht vom Apostel Petrus sie sei auch bei der Ankunft unserer[?]Rainging[/?] Pauline zugegen gewesen habe gesehen die große Freude zwischen ihr u. ihrer Mutter der Fr. Herzogin ihre strahlenden Gewänder seien herlich anzusehen die Herzogin habe zu ihrer Tochter was du auf mein Klei dern siehst das sind die guten Werke die ich an den armen gethan habe nur habe ich nicht immer den würdigsten gegeben den kindern Gottes welche in Armuth sind hätte ich vor allem geben sollen das freut den herrn & ist ihm der angenehmste Dank wenn man gutes thut auch das geringste bleibt nicht unbelohnt auch sagte Sie daß jetzt die Gottlosigkeit auf der Welt so groß sei daß sich der Herr eilend aufmache seine Gerichte vollends auszu fahren das Papstum soll gestürtzt werden, die heil. Stadt Rom in der unter der Regirung [illegible] nischer Kaißer & Päpste die schrecklichsten Gräuel an den Christen ausgeübt worden sind soll er kommen durch die feurigen Lawinen des Vesuves anzündet werden Paris welches als der Stuhl des Satans bezeichnet wurde soll durch ein großes Erdbeben ganz zerstört werden & Berlin die Schule des Satans soll mit Feuer & Schwefel vom Himmel heimgesucht werden das waren ent setzliche Ereignisse denn noch eines wenn dieses sich bewarheitet [?]darhinlich[/?] daß [roman:]Napole[o]n[/roman] der III nicht gestorben sei son dern wohlbehalten in Frankreich lebe & an dem Tage wo diese Worte gespro chen werden sich im Elsass befunden habe naturlich unter Namen & Verhält= nissen Er habe sich auf den Rath eines in Wachs paßiren lassen und dieses Bild sei in den Sarg gelegt worden der Engländer welcher diesen Rath ertheilt hatt sei schon gestorben dan sagte sie auch zu ihrem Manne noch im Vorhof des Paradiesses sehen wir uns das erstemal persönlich wieder Du mußt das aber vor Dich behalten mir ist es verboten worden habe es auch noch nimand mitgetheilt auch hatt sie gesagt daß das Deutsche Reich in diesem Jahr noch wieder zerfallen werde ich meine in drei Theile der Kaisser von Oestreich & seine Gemahlin sollen Lutherisch werden Sie hatten be= reits schon das heil. Abendmahl in zweierlei Gestalt empfangen öffen lich weis man davon nichts Krig sollen wir auch noch in diesem Jahr bekommen die Person sagte von sich sie sei eine Prophetin der Herr habe bei 100 Propheten und Prophetinen auf der Welt umher erwekt welche Wekstimmen an die Menschen sein müssen Satan bedien sich auch seiner finstern Kräfte über den Menschen Wir in unserm Theil wollen uns bereit halten mit der Hilfe des heil. geistes wie treue Knechte & Mägde die ihres Herrn warten. Daß auserordentliche dinge eintrett [?]werden[/?][überschrieben] müssen wenn die gläubigen das Feld behalten wollen das kann ich glauben der Herr wolle uns stärken daß ich bei Licht noch schreibe wirst du der Schrift ansehen wenn du es nur noch sch lesen kanst Feder & Tinte waren [illegible 6 words] [überschrieben] eine schwere aufgabe es grüßt u küsst dich mit deinem l. Mann Andreas Alexander & Pauline 1000 mal Deine dich libende Schwester Babette Tritschler auch Marie lasst Euch Alle recht herzl. grüßen [left margin, rotated 90 degrees, top to bottom] wenn die Person wider erwacht erweißt sie allem dem was sie gesprochen kein Wort sie würd auch von Zeit zu Zeit ins Lichtreich hinüber geführt davon wird sie vil zu erzählen