Sammlung: Höfeln Family Letters

Verfasser: Babette Fischer (Tritschler)

Empfänger: Charlotte Fischer (von Höfeln)

Bezeichnung: Brief an Charlotte von Hofeln von ihrer Schwester Babette Tritschler, 1. September 1878.

Babette Tritschler an Charlotte von Höfeln, 1. September 1878

Original text

Kirchheim d. 1 Sept. 1878 Liebe theure Lotte! Wir waren alle sehr erfreut über den l. Besuch der uns mündliche & schrift liche Nachrichten von Euch lieben über(br)[ the author wrote the first syllable of the next word twice brachte ich mußte weinen bei dem Gedan= ken daß diese l. Leuthe von meiner [insertion:]l.[insertion]Schwe[ster] herkamen u. die l. Frau mir erzählte wie schön es bei dir eingerichtet sei & du auch ein so gutes aussehen habest auch von der l. Pauline wie lieb Sie sei das war mir Alles sehr erfreulich es war es uns uns recht leid daß die l. Leuthe sich nur so kurz bei uns verweilen konnten die Frau hatt einen recht guten Eind= druck auf mich gemacht den der Demuth und anspruchlosigkeit damit stimmte auch ihre überein, die Tochter war nicht bei Ihnen diese liesen Sie in Reuthlingen sind dann in Bo[c]hingen wieder mit Ihr zusammen getroffen. Zur verlobung Eures l. Sohnes sende ich Ihm & Euch meine besten Glück & Segenswünsche, der l. Ehestand möge Ihm ein Weeg zum Himmel werden, jetzt wird es Euch l. auch wie mir ergehen daß die Liebe nun zwi schen Euch & der Verlobten eine getheilte wird doch wird die Liebe der künftigen Schwigertochter bei den Vorzügen welche Sie namentliche in bezihung auf den Glauben Christlichen Glauben Euch wider reichlichen Ersatz biten. Unter lauter Geschäften ist mir der Sommer sehr schnell verflogen ach wie schnell geht unsere ganze Lebenzeit dahin am nächsten Sontag werde ich 70 Jahre alt ich kann die Gnade & Barm herzigkeit des Herrn nicht genug rüh men der mir so lange Gnadenzeit schenkt ich bin es nicht werth daß Er mich immer bei so guter Gesundheit erhält wenn ich nur an unsere l. Mutter denke wie Sie in Ihrem Alter mit Schmerzen & Krank= heit zu kämpfen hatte ich gehe zwar auch nicht ganz leer aus doch sind die Wege des Herrn lauter Güte & wenn auch nicht Alles nach Wunsch geht so ist es doch Güte welche uns zur Buße leiten soll. Meine l. Marie war dieses Frühjahr sehr leident sie hatte gar keinen Appe titt auch im Gemüth sehr verstimmt in ihrem Körper lauter unregelmaßigkeit da war ein Homeopathischer Artzt aus einer andern Stadt zu einer andern noch kränker ren Frau hieher berufen der ihr auch mittel gab & eine Luftveränderung anempfahl auf welches man einging sie ging zu solchem Curgebrauch nach Baden= Baden und blib dort 3 Wochen machte schon morgens einen angemessenen Spazir= gang im Wald dort trank man Kuhwar= me Milch machte noch weitere Spazir= gänge & fühlte sich bald viel wohler als zu hause kam auch zu unserer Freude recht gestärkt wider zurük während ihrer Abwesenheit lies ich [?]weis nen[/?] & putzten Alles auch noch sonst räumte ich auf was sein mußte daß sie es nicht gleich so unruhig hatte den Garten besorge ich fast ganz mit Hülfe der Magd das Geschäft im Garten macht mir vile Freude nur sollte man dabei wohnen können die entfer[n]ung ist mir von der Tante Haus bis in Maries Garten Schlirbach zu; zur Nachkuhr muß sich nun die Marie jeden Tag [?]Meitian[/?] machen & Narhafte Speißen essen bis sie wider ganz wohl sich fühlt mein Tochtermann geht auch in den Garten aber mehr zur erholung, den Er gibt auser der Schulzeit noch viele Stunden im Clavir & der Violin ich kann dir sagen daß Clavir & Violin gar prächtig zu= sammen lautet; wie wird es erst im Himel lauten muß ich oft dabei denken. Wir hatten diesen Sommer viel Regen aber auch recht warm gemüßen gab es im Überfluß auch viel Obst & Wein nur wird der Wein nicht gut werden es muß zu naß gewesen sein wir haben auch Traubenstöcke im Garten welche sich erst etwas färben die Träublein sind auch gar nicht süser geworden, mit Hagel= schlag ist unsere Gegend verschont gebliben aber in andren Gegenden gab es schwere und verderbliche Gewitter vor einigen Wochen laas ich von Wolkenbrüchen in Tirol & Schleßien daß die schönsten Thäler ganz vernichtet & in Seen verwandelt worden sind durch Bergrutschen & Schneelawinen welche das Wasser stauent auf meh rere Meilen. In den Reihngegenden spührte am 26. Aug. ein zimlich starkes Erdbeben es war morgens um 9 Uhr dieses ging vom Morgens 9 Uhr Köllen bis Amsterdam dauerte kaum 5 bis 6 Secunden aber verbreitete großen Schrecken es sei gewesen wie wenn der Boden unter den Füßen weggehen wollte Schornsteine fielen ab eine Frau wurde auf der Straße [left margin, rotated 90 degrees, top to bottom] ich danke Dir für die Mittheilungen von der l. Julie & Johanna von einem Stein getroffen & war Tod die Leuthe stürtzen auf die Straße Türen & Dachgibel wankten, das halte ich vor ein Zeichen der letzten Zeit der Herr zeigt den Menschen daß Er noch lebt und Alles in seiner kräftigen Hand trägt die Zeit ist kurz die Gerichte werden bald herin brechen so glauben viele Christen die herliche Gottesstadt wird sichtbar hernider kommen & der Herr mit vielen tausend heilligen, man soll wachend & betend bleiben daß damit wir nicht schlafend sind wenn der Bräutigam kommt, die [insertion:]Strik[/insertion] Muster sind schön man hatt hir die gleichen es war mir nicht möglich Zeit zu finden dir auch Muster zu stricken du bekomst aber in diesem Jahr noch eine, die Fr Pf. Kreuser ist den ganzen Sommer krank an störung im Unteleib doch geht es etwas besser. Lebe recht wohl l. Schwester mit den l. Deinigen nebst vielen Grüßen & Küssen von deiner dich herzl. libenden Babette T-------- [left margin, rotated 90 degrees, top to bottom] derüber den Zustand der l. Julie bin ich betrükt der Herr wolle sich Ihrer erbarmen