Sammlung: Höfeln Family Letters

Verfasser: Babette Fischer (Tritschler)

Empfänger: Charlotte Fischer (von Höfeln)

Bezeichnung: Brief an Charlotte von Hofeln von ihrer Schwester Babette Tritschler, 8. Juni 1879.

Babette Tritschler an Charlotte von Höfeln, 8. Juni 1879

Original text

Kirchheim d. 8 Juni 1879 Liebe theure Schwester! Endlich komme ich dazu deine beiden l. Brife zu beantworten, das viele unwohlsein der l. Marie macht daß ich wenig übrige Zeit habe, den bei Licht kann ich nicht mehr schreiben jetzt ligt mir wider die besorgung des Gartens ob welches Arbeit mir zwar zur Gesundheit dinet aber mich dieses Jahr doch mehr ermüdet als sonst kann deswegen auch nicht über schlaflosigkeit klagen wenn ich bedenke daß ich jetzt 70 zähle so fühle ich mich zu großem Danke verpflichtet daß mir der Herr noch so viele Kraft schenkt alles zu vollbringen dieses Jahr hatt man viele Mühe mit dem pflanzen derwegen dem Ungezifer welches wenn das gesäte am Keimen war wider hinweg gefressen hatt. mit dem setzen ist es auch nicht beßer da muß man 3 bis 4 mal nachsetzen wir hatten einen ungunstigen Frühling lange Schnee & kaltes Wetter dann vielen Regen aber ein großer Obstseegen steht in Aussicht den die Bäume standen im herlichsten Blüthenschmuk aber die Gewitter haben schon grossen Schaden da & dort angerichtet wir sind in das herrn Hand er thue was ihm wohl gefällt, Euer Garten wird nun auch recht schön & die Bäume herangewachsen sein Die Photographie deines l. Sohnes hatt uns recht erfreut es ist aus dem Knaben ein Mann geworden! Daß Er aber seine Heimstädte so weit entfernt von Euch gründen will kann ich nicht mit übereinstimmen hätte doch gewiß in Eurer Nahe auch auf anständige weise sein Leben machen können es ist doch ein großer Genuß & freude fur Eltern wenn man seine versorgten Kinder in Nähe haben kann wie war es nur in der krankheit eine woh[l]that daß dieser l. Sohn dich so treu hatt verpflegen können, wenn es aber Gottes Wille sein sollte so wird Er dir auch die Kraft schen= ken dich darein zu schicken. Daß Du so lange krank warest l. Schwester habe ich recht bedauert da wirst du Schmerzen & manche schlaflose Nacht gehabt haben mann schätzt wirklich die Göttliche Gabe der Gesundheit nicht genug denk daß die Marie auch an den Niren leidet auch so ineren Reuhmatismus doch ist es jetzt so erträglich sie trinkt morgens & Abends Kuhwarme Milch im Stall & geht dar[a]uf spaziren welches Sie aber oft recht ermüdet daß sie sich nach Tisch eine Stunde legen muß Blutarmuth ist auch im Spil es wäre mir oft schweer aber ich lege meinen Willen in den des Herrn nicht mein sondern Dein Wille geschehe! den Er führt doch Alles zum herl. Ziel. Ich weiß nicht mehr ob ich dir schon mitgetheilt habe daß dein Dötle seine Mutter die Gottlie= [b]in in Holzmaden besucht hatt Er war vileicht ein 1/2 Jahr in Holzm. & lies nicht nach bis seine Mutter sich entschloß mit Ihm zu gehen nach einer stürmischen Seefarth kamen Sie endlich in [roman:]Beltimor[/roman] an dort hatt die Gott= libin einen Bruder der Pfarr ist da wurde ihr Sohn recht krank u. starb nach mehreren Wochen das war ein harter Schlag vor das Weib der Bruder hatte sein Amt die Frau konnte nicht Deutsch & so hatt sie sich entschlo= ssen wider heraus zu gehen am 12 Mai ist sie dort abgereist weis noch nicht ob sie an= gekommen ist ich gehe in nächster Woche nach Holz um zu sehen ob sie da ist. Und der l Andreas war auch krank, ich nehme recht Antheil an Ihm & auch an dir l. Schwester der Herr hatt bei Euch angeklopft. - - bald mit l. bald mit Leiden kommst du o! mein Gott zu mir theile mir doch auch mit wie es bei euch lieben jetzt steht & bei der l. Julie ist es immer noch beim alten? der Herr wird sie noch nicht brauchen können Sie wird noch nicht gründ= lich Buse gethan haben, die l. Johanna hatt gewiß vieles mit der Mutter durchzumachen ich werde Ihnen auch nächster Tage schreiben. Der Herr wolle dir doch auch vergelten was ihr an der Julie thut & schon gethan habet. ich bin auserstand sie zu unterstützen mein Einkommen brauche ich nothwendig denn ich habe immer hier viel zu geben die Geschäft= losigkeit & die folge derselben ist die Armuth gros auf der andern seite ist der Luxus eben so gros auch der Unglaube der größte Theil der Menschen glauben keinen Gott mehr der Glaube an einen Heiland ist noch viel weniger Er sei eben ein frommer Mensch gewesen, deswegen ist wohl zu begreifen daß es jetzt an der Zeit ist wo der Herr mit seinen Gerichten kommen wird & Rache nehmen von den Übelthatern der Tag des Herrn kommt wie ein Fallstrick über Alle die auf Erden wohnen es heißt schaffet Eure Seligkeit mit Furcht & Zittern über Deutschland kommt das Gericht am schrecklichsten besonders aber über das Land Preußen es gibt einen Religions Krig man soll den katolischem Glauben annehmen da müssen viele ihr Leben lassen gebe Gott daß wir den herrn nicht verläugnen, das sind Weisagungen aus dem Wort Gottes, bei deiner l Dote der Fr. Bauner hatt ich ein schönes Lid gelernt von den Zehn Jungfrauen, du hast vieleicht auch von ihr gelernt oder geschriben ich kenn es nur stellenweise wenn du es weist so schreibe es mir doch ab das würde mich recht freuen. Bei der Fr. Pfarrer Kreußer geht es ein klein wenig besser, aber bei der [left margin, rotated 90 degrees, top to bottom] du must meine Briefe selbst Curgiren das durchlesen ist mir zu anstrengend. Fr. Pfr. Mauch nicht die muß nun eigene Person haben welche die Haushaltung führt & ist fast nicht mit Ihr auszukommen da hat der Herr Pfarrer sein Kreutz in Handen aber etwas muß er doch auch haben wenn man sonst Alles hatt. L. Schwester der Botschafter ist recht erbaulich zu lesen, & danke dir dafür da ich aber an dem was ich schon habe zum lesen für meine schwachen Augen zu viel ist wird es beßer sein keinen mehr zu schicken, es folgen auch wider Sontags= blätter habe solche seit dem neuen Jahr eigen hatest solche schon längst bekommen wenn mir nicht eine Numer von Januar gefehlt endlich fand ich diese unter andern vielen Zeitungen heraus. Von der Pauline Klostermaier ist dieses Frühjahr der älteste Sohn [roman:]Herman[/roman] nach New Joyrk gereist er ist Kaufmann das jüdische Haus wo Er in Stuttg. war hatt ihn hinein geschickt sie haben mehrer Geschäfte in Amerika jetzt sei er in St. Luis er ist ein zarter Mensch u fürchte ob er dort nicht das Fiber bekommt. ich und die l. Marie grüßen dich nebst deinem l. Mann auch das l. Brautpaar nebst deiner l. guten Pauline auf das herzlichste, ich freue mich von euch l. Allen bald wider gute Nachrichten zu bekomen deine dich lib. Schwester Babette Tritschler