Sammlung: Höfeln Family Letters

Verfasser: Babette Fischer (Tritschler)

Empfänger: Charlotte Fischer (von Höfeln)

Bezeichnung: Brief an Charlotte von Hofeln von ihrer Schwester Babette Tritschler, 6. April 1881.

Babette Tritschler an Charlotte von Höfeln, 6. April 1881

Original text

Kirchheim d. 6 April 1881 Liebe theure Schwester Schon lange möchte ich wider etwas von Euch l. wissen & doch ist das schreiben an mir aber leider sind seit letzter Zeit meine Augen schwacher geworden namentlich thut mir die helle so weh ich traue auf Gott er wird es doch nicht noch schlimmer wer= den lassen. Daß du mit deiner l. Pauline eine so große Reiße unternemen & glüklich wider heimgekommen bist mußte ich mich sehr verwundern ich hätte gedacht Euer beide Gesundheit wäre zu schwach dazu ich hätte nur bei Euch sein mögen wo ihr so allein dort waret & habt diese Land mit seinen Bewohnern kennen gelernt ich will nur wünschen daß deine l. Söhnerin inzwischen wieder gesund gewesen sei, so wie ist den Euch l. die [insertion:]weite[/insertion] Reiße bekommen Habt Ihr einen guten Winter gehabt? das solte auch freuen aber der Winter war ja bei Euch so auser= ordentlich kalt mit viel Schnee, daß die l. Julie mit Johanna wider auf ganz bei Euch l. sind ist für mich eine große beruhigung wünsch von herzen daß auch Liebe & Friden mit Ihnen eingezogen sein moge, die l Johanna wird dir eine rechte Stütze sein in deinem Hauswesen. und so habet Ihr ein recht nettes Familienleben wo Liebe waltet da thut mann alles gerne einander der l Apostel Paulus sagt auch ganz richtig einer trage des andern Last! Dann wird es keinem zu schwer. 10 Apl. mein Schreiben erlitt einen Stillstand den ich bekam einen Krankheitsanfall als ich letzten Donerstag morgens aufstehen wollte & mich anziehen beschlich ein schrecklicher Schwindel mit Kopf= schmerzen so! daß ich mich nicht zu halten wußte & gleich wider zu Bette ligen mußte es hätte nicht viel gefehlt wäre ich eine Beute des Tode geworden ich dankte dem l. Gott von ganzen Herzen daß Er mich nicht schnell von der Welt abgerufen hatt, nun geht es mir doch wieder ich sehe meine künftige Zeit die mir der Herr noch schenkt als ein Geschenk seiner Gnade & Barmherzigkeit an zu meiner weiteren Zuberei= tung der Leiden so uns der treue Heiland zuschickt sollen uns antreiben zur wachsamkeit & zum Gebet. d. 16. Apr nun ist mein Brif wider so lange liegen geblieben weil ich imer wider Schwindel bekam & diesen Morgen erhilt ich deinen l. Brif der von so traurigen Inhalt war, das ist der großte Schmerz welcher uns treffen kann wenn wir den Ehe= gatten verlihren nur die gewiße Hoffnung denselben im Lande des friedens & und der Seeligkeit wider zu finden kann diesen Schmerz lindern, es wird keine lange Zeit mehr anstehen werden wir uns Alle im großen Vaterhaus durch die Gnade des Herrn wider finden da wollen wir Ihm loben & danken der sein Blut für uns vergossen hatt damit wir Fride hätten den durch seine Wunden sind wir geheilet da wird man Freudengarben bringen den unsere Threuensaat ist uns u.s.w. Du hast an deinem l. Mann recht viel verlohren & ist für dich recht schmerzlich diesen l. Mann zu vermissen, weil Er aber reißefertig war auf den Weg zur Ewigkeit, so denke ich Er habe einen glüklichen Tausche & Alle Leiden des Körpers hinter sich gelassen welchem die Ruhe zu gönnen ist, Ich muß dich schmerzlich bedauern l. Schwester wegen der Juli die hatt einen bösen Geist in sich der sie & ihre Umgebung plagt ich doch so glüklich daß Sie wider von Euch l. aufgenommen worden ist mußte aber gleich denken wenn sie nur so bleibt weil Sie kein Vermögen besitzt wird man sie in keine Anstalt thun können wir wollen recht ernstlich beten für Sie dem Herrn wäre es ein kleines ihr Herz zu ändern, wen Sie sich im ruhigen Zustande ist würde ich ihr vorstellung machen & sagen daß du solche Wuthausbrüche von ihr nicht mehr ertragen könnest da woltest du sorgen daß sie das Zimmer verlassen müsse & nicht mehr herein kommen dürfe bis sich der Sturm bei ihr gelegt habe, deine Gesundheit hatt ist deiner l. Pauline willen noch von großen Werth. Deinen l. Sohn bedaure ich recht daß Er nach einer so langen & beschwerlichen Reiße seinen theuren Vater nicht mehr am Leben antraf doch hatt Er Ihn noch sehen können wenn das schröckliche Wetter nicht gewesen ware hätte auch dieses nicht mehr sein können & die junge Frau hatt die große Reiß auch schon wider gemacht hoffentlich hat Sie sich nun an das neue Clima gewöhnt ich lasse Ihnen beide die he[r]zlichsten Grüße sagen nebst meinen tiefen Bedauern über den Verlust des l. Vaters. Nun muß ich dir auch mittheilen daß die jüngere Tochter unsers l. Bruders schon seit dem Spethherbst versprochen ist der Bräuigam ist Buchhalter bei einem [roman:]Benquer[/roman] die haben schon ein gutes Einkommen, auch hatte Gelegenheit den jungen Mann kennen zu lernen denn Er war bei unserer Schwägerin in Kost & Logie & fand daß Er ein sehr liebenswürdiger bescheidener & dabei einfacher Mann war ich konnte nicht merken daß Er jungen mit Käthgen in besonderem Verhältniß gestanden wäre man lebte unter einander ein Geschwister den Er war schon 6 bis 8 Jahre im H[a]use ich dachte im stillen wenn nur seine Wahl auf Käthchen fallen würde aber solche Herrn wo wählen können sehen gewöhnlich auf Stand & Vermögen, Er weist was Er bekommt den ich kann sagen daß Käthchen die besten Eigenschaften besitzt welche ein Madchen ziren Sie ist hübsch von stiller sanfter Gemüths [illegible] art, sehr fleißig sparsam, geschikt & schämt sich keiner Arbeit auch kann Sie schön singen Sie haben ein Clavier das war oft die Unterhaltung nach dem Nachtessen das erweckte bei mir die Erinerung an meine Jugendzeit es war mir immer eine Freude wenn unsere Mutter auch mitgesun gen dann war Sie auch ein wenig heiter Anstands halber hatt Herr [roman:]Neumeyer[/roman] dann ein anderes [roman:]Logie[/roman] gemithet, die Hochzeit wird nächsten Monat statt finden Sie haben eine Wohnung in der Marienvorstadt gemithet die ist vor dem Lauferthor & ich theilte der Schwägerin auch meinen Wunsch mit da sagte sie mir es würde Sie auser= ordentlich freuen & doch müßte Sie erschreken wegen der Aussteuer die Mädchen hatten eben noch gar nicht viel von Weißzeug ich sch[e]nkte Ihr einen Rest Leinwand von 24 lM. welches noch von der Marie übrig Das gab doch ½ Duzend Hemden & jetzt muß ich noch ein schönes Hoch= zeit geschenk geben ich habe wirklich eine harte Zeit in bezihung auf das geben Confirmantengeschenk 5. bis 6. dem Fritz Finckh wird seine älteste Tochter confirmirt [insertion:]der[/insertion] schickte ich auch etwas als nächster verwanter, dann kommt ein Geburtstag u. so geht es fort wenn ich nicht zu rechnen würde ich herzl. gerne geben dann sind die Armen so ich vom Verein zu besuchen habe da kann ich nirgend leer kommen da halte ich es für die erste Pflicht & gebe recht gerne Meinen letzten Brif wirst du erhalten haben ich habe deinigen erhalten als der meinige schon auf der Reiße war, & die Blätter hatte ich schon vorher abgeschickt, das rei[c]hliche Porto reicht nun auf lange aus & danke dir dafür Ich soll dir auch die herzlichste Theilname von meiner l. Marie & ihrem Manne über den schweren Verlust den du durch den Tod deines l. Mannes erlitten aus drüken Es grüßt & küsst dich unter Thränen Deine betrübte Schwester Babette Tritschler