Sammlung: Höfeln Family Letters

Bezeichnung: Brief an Charlotte von Hofeln von ihrer Schwester Babette Tritschler, 20. Februar 1882.

Babette Tritschler an Charlotte von Höfeln, 20. Februar 1882

Original text

Kirchheim d. 20 Feb. 1882 Herzlich gelibte Schwester! Ich wurde sehr erfreut durch das schöne Thüchle von deiner l. Pauline & mußte die pünktliche Arbeit bewundern sage Ihr den he[r]zl. Dank für das liebevolle Andenken es ist recht zu bedauern daß das gute Kind so viel mit Krankheit geplagt ist es scheint daß Ihr Leiden periodischen Charakters ist ; & vileicht die Natur zur regel rechten und einig gekommen ist dafür zur gewiße Zeit diese große Schwäche des Magens hatt daß die l. Pauline unter diesen umständen so großen Lust bezeugt eine Reiße nach hir= her zu unternemen & die l. Schwester auch Lust dazu hast ist zwar gewagt könnte aber auch durch die Seeluft eben so gut für die Gesundheit deiner l. P. von guter Wirkung sein Ach! was wäre das für mich eine Freude Dich auf dieser Welt noch einmal zu sehen da= zu ich mir ein Hoff[n]ung gemacht habe ich wollte wir wollten Euch so gut wie möglich ein an= genehmes Heim & Empfang bereiten auch mein Kind wollten Ihr möglichstes thun, aber die Reiße w macht nur bange wenn ich daran denke was du auf der hinreiße durch die Seekrankheit durchzu machen hattest doch geht die Seereiße jetzt viel schneller von statten dauert oft nur 10 Tage & da Euch dein l. Alexander nach Newjork begleiten will & meine Tochter oder Tochtermann Euch am Landungsplatz abholen wollen da hättes du dann für gar nichts zu sorgen; zu lande ist dir & deiner l. Tochter die große Reiße nach Arcansass gut bekommen worüber ich mich gar hoch verwundern mußte daß Ihr so unterneh= ment waret, das beste ist l. Schwester wenn du dein Vorhaben mit dem l. Gott ausmachest der wird den auch Freudigkeit dazu schenken. Was aber auch für dein Unternemen nicht gut wäre ist daß deutschland ein großer Krig bevor steht mit Frankreich & Russland gestern kamen sehr krigerische Artikel in den Blättern nun wir wollen sehen was geschiht die nächste Zukunft wird es lehren, daß du dich aus den gegenwärtigen verhältnissen heraus sehnest kann ich dir gerne glauben den es kann gar nicht anders sein als daß Eure Gesundheit unter den Wuthausbrüchen der bösen J. leiden muß ich glaube daß ein böser Geist in ihr ist ich bedaure dich von ganzen herzen Sie vermag denn die Johanna nichts über Sie die sollte Sie wenn ein solcher Wuthanfall an sie kommt hin[a]us führen. Ich glaube daß ihr so schlimmes Betragen keinen grund in dem Hochmuth hatt welcher der Nidrichkeit & demuth fremd ist & so mit widerstrebet sie dem Geist Gottes welcher Buße & Bekehrung bei den Menschen wirken möchte aber bei scheint es mir ist es leider umsonst denn der Herr läßt den Menschen den freien Willen Er zwingt das kommen in sein Reich nimand auf wenn man seine ernsten führungen nicht verstehen will Du möchtest der J. also ein Häuschen bauen dan hättest du doch Ruhe vor ihr ich hielte das auch vor das beste wenn ich nur auch zu den Kosten beitragen könnte, diese werden sich ohne die Bauten gerne auf # 300 belaufen du hast ja auch einen Bauplatz an deinen Garten oder willst du sie dortt nicht haben erinnere nur ganz unmöglich etwas beizutragen indem mein Einkommen kaum zureicht, der Herr wolle dich belohnen für Alles was du bisher an ihr gethan und noch thun willst. Daß Sie bei deinen l. Kindern & dem l. Enkel einen so angenehmen Aufenthalt gehabt hast freut mich von ganzen herzen ihr werdet wie im Himmel gewe= sen sein gegen zu hause dein l. Sohn muß eine glükliche Wahl getroffen haben sonst hättet Ihr Euch nicht so an die l. Frau anschlißen können es ist eben was schönes wenn man im Friden untereinander leben kann, grüße mir auch deine l. Schwegertochter mit Gelegenheit recht herzl. ihr Bild würde ich recht freuen Mein Schwigersohn sagt du möchtest doch wohl überlegen wert dem anlegen deines Geldes ein recht hohe Zinßen zu bekommen & besonders in so weiter entfernung Er hatt sich auch in den Schwindeljahren durch hohe Zinßen verloken lassen & ist ein vieles gekommen mich hatt es auch betroffen es kommen auch wider bessere Zeiten auch bei Euch hir bekommt man vom Staat blos 4 pro. von prifat 4 ½ auch 5. Die Tante Gaisser ist jetzt gestorben dem Kloster= meyer verkauft man Alles, Er hatt sich mit seinen fünf Kindern aus dem Staub gemacht nachdem Er vorher [?]anitian[?] gehalten Er wird nun schon drüben angekommen sein den am 4te. sind sie abger[e]ißt seine söhne haben Logie gemithet die Berthe welche 22 Jahre alt ist muß die Haushaltung führen diese ist sehr tüchtig die kleinen seien gar hübsche liebe Kinder aber was kann der jetzt alte Mann noch arbeiten die Söhne meinen Er könne doch des Tags einen Dollar verdinen was will das heißen wenn das die Eltern hätten noch erleben müssen Der Fritz Finkh kommt auch ein Geld bei K.-- Herr Dockt. [roman:]Hauff[/roman] ist vor 10 tagen im 80ten Lebensjahr einen Schlaganfall erlegen, er hatte keine eigentliche Braxiss mehr den Er konnte fast nicht mehr gehen mußte ganz kleine Schrittle nehmen aber seine Besuche im krankenhause konnte er nicht aufgeben dort hatt Ihn der Schlag getroffen man mußte Ihn nach hause fahren am andern Tag ist Er gestorben nachdem Er noch einmal zum klaren Bewußtsein gekommen war. Mein l. Max gibt mir auf ich soll die l. Tante bitten ab Sie keine Brifmarken für Ihn hätte er hatt nehmlich eine Markensamlung vileicht hast du noch welche aus Arkansass Brifen sie gehen gut weg wenn man sie auf der Rükseite naß macht. Ich bin recht begirig l. Schwester wie dein l. nachster Brif lautet in bezihung der Reiße hie her. hir hatt man so gar geschickte ärtzte meine Marie war bei dem ersten Artzt in Tübingen Der hatt Ihr Leiden für große Blutarmuth erklärt & ihr viel Wein zu trinken verordnet, & der echten rothen Französichen Wein welcher ihr auch recht gut bekommt & es [n]un viel besser ist. Das wäre gewiß für dich auch gut l. Schwester & der l. Pauline könnte vileicht noch geholfen werden wenn der l. Gott seinen Seegen dazu gibt. Lebe wohl l. Schwester auch meine l. Marie grüßt dich die l. Pauline Johanna & Julie recht herzlich ich muß Euch l. auch noch ein ernstliches Lid zu lesen anbefehlen besonders der l. Julie 438 in unserm Gesangbuch Mache dich mein Geist bereit wenn man in einen solchen Alter steht wie Wir muß man allen Fleiß und Eifer anwenden einzukommen zu der Ruhe des Volkes Gottes, jeder neue Tag den ich erleben darf sehe ich an vom l. Gott als ein Geschenk zu meiner weitren bessrung In der hießigen Zionskappehle sei ein sehr guter Prediger welcher viele Zuhörer hatt da würdest du das alte nicht vermissen es grüßt & küßt dich deine dich treu l. Schwester Babette Tritschler