Sammlung: Höfeln Family Letters

Verfasser: Babette Fischer (Tritschler)

Empfänger: Charlotte Fischer (von Höfeln)

Bezeichnung: Brief an Charlotte von Hofeln von ihrer Schwester Babette Tritschler, 5. September 1882.

Babette Tritschler an Charlotte von Höfeln, 5. September 1882

Original text

Kirchheim d. 5 Sept. 1882 Liebe gute Schwester Der heuthige Datum erinert mich daß es unsers l. Vaters Todestag ist schon sind es 53 Jahre daß Er die Welt ver= lassen hatt & wie nahe ist vileicht mein letzter Lebenstag am 8ten dieses zähle ich schon 74 Jahre wie schnell gingen nur diese Jahre dahin gebe Gott das ich es vollends zum seeligen Ziel bringe, damit wir droben im seeligen Vaterhaus uns wider finden bei unsern l. Eltern & andern l. vorangegangenen wo keine Trenung & kein Leid mehr sein wird die fr[e]udige Hoff[n]ung dich nebst deiner l. Pauline ist mir auch wider entschwunden zeitgleich ich an der Au[s]führung zweifelte, den die Reiße über die See wäre doch recht gewagt gewesen & Denke das es so Gottes Wille war denn der Mensch denkts & Gott lenkts, obgleich wir nur angenehme Zeit hätten verbringen Den ich hatte schon ein recht nette Häuschen im Auge für Dich zu mithen in unserer nächsten Nahe mit der Aussicht in den Schlossgarten wir hätten in den Hauskleidern zusammen kommen können auf dieser Welt gibt es immer zu überwinden, geht es nicht nach unsern Sinn, geht es doch wie Gott es will. Frau Pfarrer Kreusser ist am 25 Juli in die ewige Heimath abgerufen worden ihre Kräfte haben immer mehr abgenomen acht Tage wurde Sie ganz betligerig & hatte auch viele Schmerzen im Unterleib Die zwei letzten Tage wurde Sie aber ganz ruhig konnte auch kein Wort mehr sprechen kaum etwas zum aufrichten herunter lassen den Tag vor Ihrem Tod war ich noch dort Sie hat mich noch recht freundlich angesehen Ihr l. Bruder der Pfarrer war bei Ihrem Tod hatt Ihr noch Worte des Trostes & Starkung zugerufen. Das Haus ist jetzt an einen Artzt vermithet worden, welcher es an Martini beziht den die Theilung ist noch nicht vorbei es erben blos Ihre zwei Brüder Die Hanne hat Ihren ganzen Theil nach der Mutter Tod empfangen Sie hatt verschidene Legaten vermacht Krankenhaus Pauline Pflege Armenverein, auch ich bekam 100 Mark worüber ich sehr erstaunt aber auch erfreut war weil ich es gut brauchen kann ich wollte das Geld sogleich ausleihen nun hatte ich aber schon längst gerne einen kleinen Ofen in meinem Zimmer gehabt aber wen die besitzerin des hauses nicht gerne verlangt mir dieses Opfer zu bringen, so will ich sehen ob es auszuführen ist es ist nemlich kein Camin da das wird umständlich & kostspilig sein Doch will ich sehen ob es zu machen ist. Daß dein l. Sohn nun ein kaufmännisches Geschäft hatt & nicht mehr weit von dir entfernt ist wird dir recht lieb sein zumal dir auch deine l. Schwigertochter so gerne hast und das l. Enkelchen dir viele Freude bereitet so könnte es jetzt fast nicht schöner sein auch würde ich an deiner Stelle gerne in meinem Hause hast den schönen Garten dabei & Rauhm genug die deinigen aufzunehmen wenn Sie dich besuchen wünsche dem l. Alexander von herzen glück zu dem neuen Geschäft. Mein l. Tochtermann hat seit ein paar tagen Vacanz und sogleich eine Reiße angetretten Er hatt schon seit längerer Zeit Schmerzen in den glidern da hatt Ihm der Artz verordnet ein Badekur in Baden Baden zu gebrauchen Er machte die Reiße in Gesellschaft eines andern herrn großtentheils zu Fuße dort hin auch wegen der Gesundheit die Marie hatte wider keinen so gesunden Sommer u es wäre für Sie auch nothwendig gewesen wider ein Baad zu gebrauchen. Sie stand aber gerne um ihres Mannes willen zurück. Wir haben heuer einen nassen Sommer man glaubte man könne vor vielem Regen die Ernte nicht heim bringen da schickte der l. Gott einige recht gute Tage das mann tausende von Garben heim bringen konnte, Wein gibt es ganz wenig weil er erfroren ist Kirschen hatt es gar keine gegeben aber Birnen & Zwetschgen Apfel gibt es auch nicht viel, bei euch sollen die Pfirschige auch erfroren sein & die Hitze gar gros schreiben die auswanderer Die Frau Hentzel wirst doch noch erinnern bei den en der Fritz eine zeitlang in der Schwe[i]tz war hatt einen Sohn in St. Luis der dort verheurathet und Advokat ist lies sich nicht abhalten mit Ihrer jüngsten Tochter zu diesem Sohn auszuwan= dern das war im heurigen frühling, & vor 6 Wochen sind Sie schon wider zurük gekommen jetzt hatt Sie ihr weniges Geld verreißt und muss an den ihrigen wider froh sein, Sie hätte gar nicht nothwendig gehabt zu gehen denn Ihr Sohn hatt einen grossen Hoof bei Horb & Ihre Tochter hatt nicht weit davon einen Hof wo man die Schwester gut brau= chen kann diese ist aber ganz ungerne mit gegangen die Frau vom Rudolph in St. Luis ist eine Amerikanerin & habe 4 recht unartige Kinder auch war die Frau sehr unfreundlich gegen ihre Schwigermutter Sie sind zuletzt beide zum Heinrich wo es Ihnen besser gefallen hätte aber dort hatten Sie ihres bleibens auch nicht vileicht erreicht der l Gott um seinen Z[w]ek besser bei dieser Frau da Er Sie noch mehr die demuthigungs wege geführt hatt bei uns hatte Sie gar nicht Abschid genommen war überhaupt nicht mehr freundlich gegen uns weil meine Marie Ihren Sohn Otto nicht geheurathet hatt weil Er ein leichtsiniger Mensch war & zu viel getrun= ken hatt da habe ich Ihr gar nicht zu spre= chen mögen. Meine Gesundheit war diesen Sommer auch wider wakelich es war heuer schon zum Drittenmal daß ich im Monath Mai eine Art Ohnmacht bekam daß ich plotzlich zu beste Bette mußte & erst nach acht tagen wider etwas thun konnte späther hatte ich längere Zeit abweichen welches mich auch sehr schwä chte der Herr mir nur damit sagen wollen daß ich mich bald reißefertig machen solle die blätter wirst du erhalten haben ich habe zwei mal fortgeschickt es kommen rechte hübsche sachen darinnen unsere Kinder sind wirklich in Holz= gerlingen auch in der Vacanz so sind wir zwei allein haben aber verschidene Geschäfte auf diese Zeit aufgespart, aus den Blättern wirst du ersehen wie es in Deutschland aussiht was wir für schwere Hagelwetter hatten der Schaden ist ganz enorm doch Gottlob Kirchheim mit der Umgebung ist verschont gebliben, ich muß dir doch auch mittheilen daß man die Besen wo man dort macht hier jetzt auch eingeführt sind Deine Teppiche haben mir schon die besten Dienste gethan aber jetzt ist ihr Ende da. Lebe recht wohl l. Schwe[ste]r ich grüsse und küsse dich in aufrichter Liebe mit Allen den l. Deinigen auch die l. Julie & Johanna auch die besten grüss von meiner l. Marie Deine dich libende Schwester Babette Tritschler