Sammlung: Höfeln Family Letters

Verfasser: Babette Fischer (Tritschler)

Empfänger: Charlotte Fischer (von Höfeln)

Bezeichnung: Brief an Charlotte von Hofeln von ihrer Schwester Babette Tritschler, 28. Januar 1883.

Babette Tritschler an Charlotte von Höfeln, 28. Januar 1883

Original text

Kirchheim d. 28 Januar 1883 Liebe theure Schwester! Dein langes Stillschweigen lies mir nichts gutes ahnen, & sagte zur Marie es ist gewiß ein Todesfall eingetretten! Die l. theure Pauline ist also nicht mehr unter den lebend der l. himlische Vater der nichts thut als was weiße & gut ist wird es auch mit dem l. Kind gut gemacht daß Er Sie aus dem Lande der Unvollkommenheit in das Land des Lichts & der Seeligkeit versetzt hatt zu unsren l. vorangenen die Eitelkeiten der Welt werden Ihr jetzt nicht mehr wichtig sein weil Sie dort viel herlicheres finden wird als was die Welt biten kann; für dich l. Schwester ist gewiß besser daß der Herr dein l. Kind vor dir heimgeholt hatt, weil es dir beim abscheiden von der Welt schmerzlich gewesen wäre Sie zurük zu lassen leid ist es mir daß ich das gute Kind nicht im Leben gekannt habe obgleich die Phothographien gewiß gut sind auch sehr fein gemacht das Bild Deiner l. Schwigertochter ist sehr hübsch & läßt auf ein gutes Herz schlißen nur wird sie jünger aussehen als das Bild darstellt auch die l. Pauline sieht älter aus das l. Kind ist das allerschönste & hatt einen so liblichen Ausdruck ich möchte fast sagen schon etwas entschidenes in seinem Gesichten die Bilder machten uns große Freude als ich das schöne lange Haar erblickte sagte ich sogleich die l. Pauline ist gestorben der leidende Zug ist im Bilde deiner l. Tochter deutlich wahrzunehmen so wäre es auch bei meiner l. Marie, ich & die Marie freuen uns über die schönen Bilder & danken dir von Herzen dafür meine beiden Enkel werden auch bald abgenomen werden nur ist die Johanna wirklich gar mager in folge des starken wachsens & des vielen lernens der Max ist schwächlicher als Johan, er hatt öfter Husten & Kopfweh, die beiden müssen gar zu viel lernen wenn sie in die lateinische Schule gehen Liebe Schwester es wird gut sein wenn du in deinem Eigenthum bleibst so haben doch die l. Julie & Johanna bei dir eine Heimat, die l. Johann[a] wird dir auch wie eine Tochter sein weil Sie die l. Pauline so treu helfen gepflegt hatt so kann ich doch auch mit Ruhe an Sie denken der Herr wird dir die l. treulich vergelten. Von Nürnberg habe ich mit dem neuen Jahr keine guten Nachrichten bekommen der gute Wilhelm schreibt daß Er in folge von Erkältung den ganzen Sommer krank gewesen sey viel habe im Bette ligen müssen Die Mutter unsere Schwägerin leide schon ein ganzes Jahr an einem bösen Fuß in folge des übertrettens haben sich die Sehnen verzogen alle ärtztlichen Mittel waren bis jetzt vergebens so lange hatten Sie nicht geschriben weil Sie den Zins an Pfar. Finckh nicht bezahlen konnten [?]auch[/?] an Lichtmeß 82 waren zwei Zinsen zu bezahlen, da habe ich einen bezahlt mit 11 Mark 58₰ und Ihnen geschriben den anderen möchten Sie bezahlen habe Ihnen dann wider durch Gelegen heit ein freundliches Brifchen geschriben das war im letzten Frühjahr aber nicht keine Antwort erhalten die Babette könne auch nicht viel ver= dinen weil Sie die Haushaltung zu besorgen habe denn Sie haben 3 Gimnaßten in Kost & Logie den die Schwägerin kann blos unter großen Schmerzen auf den Fuß tretten sei immer recht traurig & betrükt es sey eben arg wenn man gar nichts zum zusetzen habe den der Vater habe von unsrer Mutter nichts be= kommen die Schwägerin hatt auch nicht viel gehabt & zu hoffen hätten Sie auch von keiner seite nichts das hatt die Schwägerin zu mir gesagt als ich dort war ich sagte Ihr daß unser Bruder eben die Leichtsinnswege gegangen sei & Sie sehr dadurch beileidiget[parts of the word overwritten] habe wo Sie hätte ein gutes Alter bei Ihm im Friden hätte verleben können wenn Er brav gebliben wäre! auch die Schwägerin hatt schweres mit Ihm durchzumachen gehabt weil er im Wirtshaus gespilt & in die Lotterie gesetzt hatt, ich glaube daß er in der bezihung hätte keine bessere Freuden können die in so in ein geordnete Lage hätte bringen können & das mit lauter liebe & S [?]heimig[/?] der Schwägerin einzige Freude sei noch das l. Enkelkind auch daß das Kathchen einen so braven Mann bekomen hatt, ich habe Ihnen geschriben daß ich einen von den zwei Zinßen wider bezahlen wolle & dich bitten ob du nicht den andern entrich ten möchtest dann wären Sie doch diese Sorge los den so viel auf einmal könte ich unmöglich entrichten das ist die reine Wahrheit die Christkindchen kosten mich jährlich viel Geld im Hause alleine fünf dan habe ich Enkelkinder von meinem Manne hier & in Eßlingen die Eßlinger sind besonders liebe & recht anständige Mädchen eine ist zu hause die andre in einem Pfarrhaus zur unterstützung der Hausfrau der älteste Sohn ist als Pfarrer bei einer Seckte in Straßburg angestellt man heißt sie die Irrwegianer da ist Er eigentlich Reiseprediger mit einem schönen Gehalt der zweite Sohn ist gegen wärtig Soldat in Schlettstadt noch weiter als Straßburg seinem Beruf nach ist Er Kunstgartner, von den zwei Söhnen welche die Sophie hinterlassen hatt ist der älteste auch Soltat den loben die Eltern nicht sehr der zweite ist als Contittor in Zweibrüken dieser ist ein recht braver & sparsamer Mensch hatt recht viel ahnlichkeit mit meinem Mann heißt auch Fritz, weil du Mine & Sophie gut gekant hast denke ich es wird dir nicht uninteresant sein etwas von ihren Kindern zu wissen ich empfele diese Enkel meines Mannes täglich dem Schutze Gottes Er möchte Sie doch behüthen vor dem Argen & seiner schrecklichen Macht den die Gottlosigkeit ist wirklich sehr groß auf der Welt aber die Gerichte Gottes welche Er über die abgefallene Menschheit schütet haben schon in erschreckender weiße ihren Anfang genommen. Die ungeheuren Überschwemmungen besonders an den Rhein & Donaugegenden zeugen davon ich sandte dir damit du es [?] bälter [/?] lesen kannst blos noch 4 Sontags= blätter nun hast du alle bis auf zwei [strikethrough:] da [/strikethrough] will dir nun immer 4 schiken damit solche nicht so altgebacken werden du bezahlst ja das Porto so reichlich, das Lesungs= büchle wirst du erhalten haben habe alle Jahr eines von der l. Nane erhalten nun habe ich es mir für dieses Jahr selbst angeschafft & und dir auch eines deines lies ich blos Broschiren wegen des Portos in [?]Pregendekor[/?] schwarz eingebunden haben die Büchlein ein ganz anderes aussehen mache es deswegen immer so Denke nur die l. N. Kreusser hatt auch mich in Ihrem Testament bedacht ich bekam 100 Mark dieses wäre mir nicht im schlaf eingefallen hatt mich natürlich sehr gefreut habe mir davon einen neuen [strikethrough:] kleinen [/strikethrough] Kohlenofen setzen lassen welchen ich nothwendig brauchen konnte das ganze übrige Geld fand seine Verwendung für verschidene noth= wendige Sachen die ich immer aufgeschobent z.b. auch einen Muff. Die Mark sind auch begriflich viel bälder ausgegeben als früher die Gulden; der Herr sorgt immer [strikethrough:] das [/strikethrough] wenn man (man) Ihn sorgen läßt, den mit unsren Sorgen ist doch nichts gethan. Bei der theilung des Vermögens der l. Nane sind auch Unannehmlichkeiten vorgekommen: nach dem Tode der alten Frau hatt die l. Hanne ihr ganzes Vermögen bekomm= en das hatt Sie mir selbst einmal gesagt daß Sie an Ihrer Schwester nicht mehr Erbin sei die zwei Brüder glaubten gar nicht anders als daß Sie untereinander theilen dürfen, dem Finckh ist das Testament auch mitge theilt worden der hatt einen Advokaten genommen & das Testament angefochten es war hauptsächlich in dem früheren Testament etwas enthalten nachdem Er auch miterbe gewesen wäre ehe es die zwei Brüder zu einem Proceß haben kommen lassen haben Sie lieber mit Finckh ac[o]rdirt somit hatt er noch [?] 560 [/?] M 5600 Mark bekommen das hatt mir der Pfarrer Alles mitgetheilt der hatte eine große Arbeit mit der Nane schriftlichen Hinterlassenschaft war sehr anstrengend für Ihn den Er wird im Merz 80 Jahre alt ist [strikethrough, 1 word, illegible] noch ganz aufrecht aber mager & runzlich sein Bruder Karl hingegen ist sehr stark aber auch schon grau der Fritz könnte den Nürnbergern das kleine Capithal wohl schenken da Er jetzt ein so unver hofftes Erbe hatt anthun können Er wird auch sein wie die meisten Pfarrer welche [insertion:] mehr [/insertion] trachten nach dem das auf Erden ist als nach dem was droben ist und die Lebenszeit fließt so schnell dahin als flögen wir davon das Ende kommt es kommt daher wer will uns Zuflucht geben wir bitten dich O ewiger gib uns das ewige Leben. aber vielen Mensch zerrint Ihr Glück mit dem jrdischen Leben das ist sehr traurig der Herr möchte uns daher aus Gnaden seelig machen ich hoffe zu Gott daß wir uns drüben wider sehen dürfen auf dieser Welt wird es nicht mehr geschehen aber darauf freue ich mich. In vielen Orten in Amerika soll es so entsetzlich kalt gewesen sein bei uns ist der Winter sehr gelinde wie voriges Jahr es ist nie anhaltend kalt auch wechselt das Wetter beständig & kriegt mancherlei Krankheiten Ich wünsche von Herzen l. Schwester daß der l. Gott dich & deine l. Familie gesund erhalten moge & daß die lange Krankenpflege deiner zarten Gesundheit nicht noch nachträglich Schaden bringen möge, der l. Julie & Johanna viele freundliche & herzliche Grüße wie an die l. deinigen wunsche daß dein l. Enkelkind so fort gedeihen möge besonders grüßt & küßt dich deine treue Schwester Babette Tritschler N.S. l. Schwester verzeihe mein schlechtes schreiben es geschiht mir gar sauer das geschribene nocheinmal zu lesen ich denke mir daß manches fehlerhaft ist mit dem denken geht es mir eben so Die Schwachheiten des alters stellen sich nach & nach ein nach Tisch bin ich schon müde daß ich ein halbstündchen hinliegen muß auch schwäche in den Füßen doch dieses ½ stündchen Ruhe macht alles wider gut, ich danke dem l. Gott daß es noch so ist gegen andere in meinem Alter welche nicht mehr fort können oder gar den Tag über im bette ligen müssen das ärgste wäre mir wenn wol Mühe mit mir hätte mich zu bedinen aber es ist mir vor daß ich nicht lange krank sein darf der l. Gott wird wie ich hoffe mein Gebet erhoren. Du wirst bald ein schwarzwollenes gehakeltes Halstüchle bekommen wir hatten schon das Garn zu einem weißen gekauft als der trauerbrif ankam, nun wird es ein schwarzes Lebe recht wohl deine mit dir trauernde Schwester Ba[ink spot]