Sammlung: Dorothea Handel (Schuhmacher) Family Letters

Verfasser: Konrad Walz

Empfänger: Dorothea Handel (Schuhmacher)

Bezeichnung: Brief von Konrad Walz an Dorothea Schuhmacher, 3. Februar 1868.

Konrad Walz an Dorothea Schuhmacher, 3. Februar 1868

Englischer Text

Original text

Bretten den 3ten Februar 1868

Vielgelibte Freunde!

Gottes Gnade und Segn zum Gruß! Unsern Brief von Mitte November 1867 werdet Ihr wie wir hoffen, zu rechter Zeit erhalten haben denn der Freund der ihn zu besorgen übernahm ist gewissenhaft u die Adresse war genau, allein wir erhielten bis heute noch keine Antwort u es war uns doch so viel daran gelegen um Eurer l Mutter willen da Sie noch lebte. Jezt hat es Gott gefallen, Sie in die selige Ewigkeit abzurufen am Samstag den 25ten Januar. Sie hat Gnade u Vergebung u Reinigung gefunden im Blute Jesu Christi das habe ich mit meinen Augen gesehen u mit meinen Ohren aus Ihrem Munde gehöret der von Freude u Lob Gottes überflossen ist, Es war Ihr Alles in der Welt nicht mehr wichtig. Nur dieß Eine daß Sie im Blute Jesu jezt die Reinigung habe u bewahre u so ist Sie auch hinüber. - Versorgt wurde Sie wie Sie oft mit Danken sagte wie eine Gräfin. Viele gute Freunde brachten die besten Sachen so daß Nie nichts fehlte u auch in der Pflege fehlte Ihr Nichts. Gegen Letzt die 3 lezten Wochen ward Euer Vater mit Wachen unterstützt sonst wäre er unterlegen Ich gab Ihm Geld was Er brauchte. Es wird nun bereits etwas über 60 f belaufen was es bis jezt kostete die lange Zeit über mit dem Arzt, Arznei, häusliche Bedürfnisse, Beerdigungskosten - ohne was die Theilung jezt aufs Neue kostet, dazu ist Euer Vater jezt ein gebrechlicher Mann, da ich es auch auf meinem Gewissen liegen habe daß Er an seiner Nothdurft nicht Mangel leide zur Zeit wo Er Nichts verdienen kann Ich weiß das ist auch Euer Sinn u Wille nicht. Ich handle in Allem nach Pflicht u Gewissen gegen jede Seite. Ich werde Euch zur Zeit wieder benachrichten, wenn die Sache in Ordnung gestellt ist. Euer Vater versteigert jezt die Sachen die er im Haus nicht braucht u später wenn ein ordentlicher Liebhaber sich zeigt der einen annehmbaren Preiß zahlt hat Er im Sinn vor der Hand den Aker in Hoberg zu verkaufen, womit Er dann gedenkt alle diese Schulden zu bezahlen u auch noch Etwas an der Hausschuld Wir wollen also Nichts von Euch kein Geld oder Unterstüzung; aber Ihr müßt auch Gedult haben - u werdet sie auch haben, für jezt um Eures l Vaters willen

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Ich kann Euch vor der Hand Nichts versprechen das übrig wäre; für jezt. Ich hoffe Ihr werdet doch auf diesen Brief uns Antwort ertheilen u Euch deutlich aussprechen wie Eure Gesinnung ist. Wir wollen Euch keinen Vorhalt machen Es wird Euch selber weh thun daß Eure l Mutter Nichts mehr von Euch hörte - doch - freuet Euch - daß Ihr glauben dürft daß Sie selig ist u befleißiget auch Ihr Euch vor Gott Euch von Herzen zu einem selgen Wiedersehen vorzubereiten Euer Vater ergibt sich in den Willen Gottes u wird sich aufs Neue ernstlicher bekehren u an die Kinder Gottes anschließen. Gott hilft Ihm gewiß voll durch Er kann sich schicken u begnügen lassen u kann auch noch etwas arbeiten Die Zeit ist jezt hart bei uns - doch Gott hilft dennoch durch. Wir Ubrige in meinem Hause sind gesund. Wir grüßen Euch Allesamt herzlich u verbleiben

Eure Euch herzlich liebende Freunde

Euer Bevollmachter Konrad Walz