Sammlung: Dorothea Handel (Schuhmacher) Family Letters

Verfasser: Gottfried Handel

Empfänger: Dorothea Handel (Schuhmacher)

Bezeichnung: Brief von Gottfried Händel an Dorothea Händel (Schuhmacher), 6. Februar 1868.

Gottfried Händel an Dorothea Schuhmacher, 6. Februar 1868

Englischer Text

Original text

Bretten den 6ten Februar 1868 am Dorothea Tag

Gottes väterlicher guter wille zum Gruß an Euch alle. mit Schwermuth und Herzeleit Ergreife ich die Feder und Schreibe Euch so kurz es sein kann, anfangs Juni hätte sich die liebe Muter und Reiße Gefertin gelegt mit einem starken Krampf-huschten und Schleimfüber, ich hatte so viel mit ihr zu thun alle 2. Stund zu Essen Medicin und Naßtücher zu waschen Better zu Droknen Tag und nacht daß ich kaum Zeit hatte vor mich etwas kochen selten Zeit nur ein Stückchen Brod zu Esen ich Muste alles schafen laßen, die Liebe Muter hat sich oft ausgesprochen sie [?] Lest [/?] Euch uhm Gottes willen, uhm der Heiligen Jesu wunden willen Bietten, Eure Liebe Kinder Christlich zu erziehen auf sie hocheilige Dreyeinigkeit mehr Brauche kein Mensch - was sie befohlen hat kann ich nicht alles Schreiben, im Spätjahr sind es 9. Jahr her wo die L. Muter am Kartofel raus machen die Ruhr im höchsten Grad [4 words illegible] gehabt 4. Monat auf Lichtmeß Tag Hatt die [?] Glied [/?] Krankheit angefangen und Hatt den ganzen Sommer nichts thun können. Vor 2. Jahr kamm sie mit 1. Korb voll Welschkorn ganz am Graben unter ein wagen, da hat sie mehr zu klagen gehabt, vergangenen Wünter Hat sie 3 Böße Fünger gehabt und ich habe 4. Monat den Rechten arm von der Aksel an bis Füngergipfel Dickgeschwollen da ist Uhngemein fühl Uhnrath aus dem arm welches noch herkamm von dem Brand am Stephanstag 1832. ich mußte oft Eßen mit der Linken hand, schon 4. Winter Besonders Hatte die Muter mit dem Krampf-Husten Hard zu kämpfen, von Sept. an wurde eine Zehrung, von August an 4 mahl geschwolen Füß, der unterste Leib war aufgeschwollen, vor NeyJahr sind übernacht ihre Füße und Schnekel Hard geschwollen Bies es an die Brust kamm mann Glaubte oefters Jetz ging es aus mit Ihr 10 bies 12. Tag vor dem Ende; Sie ist Gottes und Heilands Bedürflich Betent Entschlafen unter meinen Händen und Augen den [underline] 25. Januar [/underline] am PaulibekerungsTag vormittags 10 Uhr beerdigt 27. 10 Uhr sie Hat oefters gesagt ich werde Behandel wie eine adliche Persohn ich habe ihr geholt was sie verlangte, und wonich sind Tage vergangen wo sie nicht mehr oder wenicher Reichlich Eßen bekommen hat, da hat Sie untertränen gedankt, der Liebe Heiland wolle es in der Seeligen Ewigkeit Belohnen, der Konrad Walz hat mir Jede Woche geld gebracht Summe 26. gulden und [?] Liebs [/?] gaben gegen 6 f. den 30 Jan. haben die Weisen=richter die Hausmobielien aufgenommen ich habe gesagt das Konrad Walz seyn Befolmächtigter Stadtdeiner so Haben manches [?] vorgeschey [/?] so Bies er es zu und ich auch - Aber die Uhnkosten sind groß seit der [word missing] Freyheit, so muß ich mit mihr anfangen laßen - was sie wollen [words missing] wie der Zeit her

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Bis 8 Mai 66 Jahr

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So will ich weiter kurz Berichten daß ich die äckerlein Jetz nicht Verkaufen kann den wirklich ist eine Stockung aller art nur die Helfte koennte Erloest werden, villeicht wird es wieder Beßer wenn ich Jemand Brauche zur arbeit ohne Kost so muß ich mehr Lohn bezahlen in Kleider stick sind wir Beßer als im Jahr 54.

Wir haben ganz einfach gelebt und haben ein ruhich Gewießen doch ist die Liebe Muter gegen die Ihriche oft zu weichlich geweßen viel oefter zu ihr gesagt worden ihr seit nicht gescheidt Euer Meidle ist fort und der Vatter gleich es ist vom Leidichen Saatan und Feind es ist Wahrheit vor Euch ist es Beßer aber vor mich nicht. wer die Sache kennt und genau durch fürt kann es glauben so biette ich Euch als menschlicher Vatter ihr so gleich schreiben Euhre [illegible], ob ihr komen wolt oder nicht die Liebe Muter glaubte es wirde noch ein Tag kommen uhm meiner willen ich gab ihr Jedes mahl zur antwort was Gottes guter Gnädicher Wille Sey verzwingen Läst sich nicht, den zum 8. über das Meer kostet Geld, ich Hatte noch villes zu Schreiben nehmt dieses zu Herzen Ich grüße Euch alle Herzlich als Vatter und Großvater ich sehe nicht mehr

Johann Gottfried Handel