Sammlung: Dorothea Handel (Schuhmacher) Family Letters

Verfasser: Dorothea Handel (Schuhmacher)

Empfänger: Gottfried Handel

Bezeichnung: Brief von Dorothea Händel Schuhmacher an ihren Vater, Gottfried Händel, 15. Januar 1870.

Dorothea Schuhmacher an Gottfried Händel, 15. Januar 1870

Englischer Text

Original text

Rome den 15ten Januar 1870

Lieber Vater?

Gottes Kraft u. Hülfe, für uns Beide zum Neuen Jahr herzliebster Vater gelt ich hab Dir schon lange nicht geschrieben - Ja es hat alles ein warum, ich bin schon lange kränklich, doch hab ich imer hart arbeiten müßen manch mahl für 2. - letzes Spätjahr im 5ten September wurde der Ernst sehr krank, [strikethrough] Son [/strikethrough] Dienstags, der Heinrichs Mittwochs der Georg, Montags darauf die Luise da war ich beinah zu allen schaffen allein, bei Tag hart Arbeiten, Nachts aufbeiben - der Peter ging immer in seine Werkstatt. [?] Jann [/?] war fort 22 Meilen und war Angst er wird auch krank, ließ ich ihn nicht hohlen, endlich wird eins besser, u. dann der Karl krank. wir hatten Korn und Buchweizen u. Kartoffeln im Feld. Das Vieh kam über zaun u. Hecken u. fast alles verdorben ich konnte die Kinder nicht liegen lassen u. Zäune flicken, u. Herr Peter Schuhmacher wollte nicht zu Hauße bleiben und es selbst thun - so gings Hansjörg laß Gehen - - - so wurde ich endlich vom Arbeiten , u. Machen recht krank. ich konte kein Kopf oder Glied regen - die Kinder wurden besser aber ich fühlte nicht zum Aufstehen. Johnn kam heim das half mir viel aber alle so schwach wir konten nicht arbeiten, aber auch in 5 Wochen fragte mein Herr Schuhmacher nicht ein einzig Mahl wie ich fühle - oder wie mann eben

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[left margin] Auf meinem Bette geschrieben - u. Dir - oder dem Conrad anvertraut - sonsten solls niemand erfahren - Das Schreiben kommt mich hart an - aber ehe ich sterbe müßt ihrs wissen - das der Teufel Euch vormachen kann - wie gut ichs hatte

Herz fast zusamenbrach, endlich an einem schönen Tag gingen wir alle aus Kartoffel ausmachen eben wie - wir konten kaum laufen oder stehen - doch der liebe Gott stärkte uns - wir thaten was wir konten - dann kam kalt u Regen Schneh u. Eis, wir mußten einhalten. bis anfang November kam wieder schön Wetter aber das Boden, naß u. kalt - ich verkaltete mich sehr u. gerade 3 Monat hatte mein Geblüt auf gehoert, ich wußte nicht ob noch etwas nach kommt oder obs vieleicht ganz aufhoert in diesem Land haben die meisten Frauen den [?] Jahren [/?] schon ganz verlohren - so sagte ich nichts lange bis im dritten Monat, sagte ich daß ich so müde fühle u. denke ich werde krank - bekam aber keine Antwort auf meine Rede - ich betete u. am Morgen auf mein Geburtstag da brach um 4 Uhr das Geblüth an, den ganzen Tag hat ich keine Schmerzen aber nächsten Nacht und Tag so hart, das ich oft wünschte wenn nur Jemand bei mir wär, er kam abends heim fragte nicht u. sagte nichts, ich weinte u. Jammerte Nachts im Bett, da wurde noch geflucht mann kann nicht schlafen - vor mir - nun, ich ließ alles gehen nächsten Tag ließ ich Jemand holen, die Frau erwärmt mich u. macht mir Thee - dan Abends Siben Uhr kam so viel Geblüt und lauter Klumpen die Frau mußte es stillen - alles war schwarz u. [?] vesessen [/?]