Sammlung: Dorothea Handel (Schuhmacher) Family Letters

Verfasser: Dorothea Handel (Schuhmacher)

Empfänger: Gottfried Handel

Bezeichnung: Brief von Dorothea Händel (Schuhmacher) an Gottfried Händel, 25. Januar 1870. Der Anfang des Briefes fehlt.

Dorothea Schuhmacher an Gottfried Händel, 25. Januar 1870

Englischer Text

Original text

Jetzt sind bald 3 Wochen u. geht imer noch ein Bischen - manch mahl wie wirkliche stücker Fleisch ich kan nich auf sinnen u mein Leib thut immer wehe ich habe kein Dokter u. auch sonst niemand - Nachbarsleute sind rahr hir wo wir sind u. von Rome ists 1/4 Stund u. Eis u. Schnee u. schlechter Weg, ich habe Dir 25 Gulden auf Neujahr schicken wollen ich habs [?] vom [/?] Butter verkaufen gespart - jetz kanst Du denken, wies ist den Johan kann Backen u kochen aber es kost viel wo er seinen Vatter nicht fodern mag wenn die Mutter noch lebte würde ichs nicht schreiben sie ist im Unglück u Jammer genug geweßt über meinen Leichtsinn ach Vater Bete, u Singe u. vergiß meiner nicht ich will [illegible] halten bis wir uns einst im Himmel umfangen - ach ich hab schon viel geweint um Dich, seit Dir geschrieben habt [strikethrough:] ich [/strikethrough] du hättest es besser wenn Du Deine Alten Tage draußen in Ruh [?] habest [/?] nun Vater, bist Du in Ruh - nein - nein - wie kanst Du in Ruh sein - Du haßt ja Dich um alles zu kümmern - wenn ich diesen Herbst nicht krank geword wär ich mit den 2 Kleinsten zu Dir kommen auf besuch, doch jetzt ist alles aus lieber Vater ich arbeite jeden Tag, Nähen, flicke, Stricken bis ich oft ohnmächtig ins Kissen fall, weißt du Vater wo ein Man nichts aus dem Christenthum macht da sinkt der Mensch tief - am Christag hat er viel für sich u. die Kinder ausgeben, mir kein Send [=Cent] - da bin ich längst darüber u. ist mir [insertion] ists [/insertion] auch gleich wenn er Abends heim kommt - so wird gefragt Buben was habt Ihr geschaft aber zu mir spricht man nicht, wie gehts -

Ich habe in den kalten Nächten nicht ein mahl Feuer im Ofen Ich denke oft heim - aber ich bin ja selbst - - - schuld Ihr nicht Die liebe selige Mutter sagte mir das of - ich glaubte nicht und mußt alles erfahren - nun genug davon, weißt Du Vater der Geist ist [?] nie satt [/?] je mehr er hatt je mehr er will - Vater laß der lieben Mutter Grab [?] bezeichnen [/?], so [?] wenn [/?] ich villeicht [several words illegible] auch Ihr Schlafstatt weis - Vater sei stark im Hern u. Verlaß Dich auf [?] Ihn [/?] Der Herr bewahre Dich vor allem Bösen u. mache Dich tüchtig zum Guten. Schwinge [?] Dich auf zu [/?] Gott - das gehort [underline:] mein [/underline] Herzlibster Vater wärst Du einige Jahre jünger so koenst Du ja noch mahl heirathen daß Du nicht so verlassen einsam wärst - denke nicht ich würde nicht gut dazu sehen - wärs nicht besser Du [illegible] deine Sachen [?] bereinigen [/?], u. auf Nürtingen gehen auf Besuch. Statt allein Leben, spahre nicht so sehr - ich habe für das daß ich kein Vermoegen hatte, [illegible] genug gehabt - ich hab wie ein Sclawe arbeiten müßen, u. alles entbehren, was Andere Menschen [?] ersehnten [/?] / ich habe hart gerungen. - wenn alles schlief nahm ich oft meine Bibel, um Mitternacht unter meinem Kopfkissen u. holte neuen Trost für den nächsten Tag - Heute den 25ten Januar sind es 4 Wochen daß ich krank bin. [illegible, two words] kein Dokter geholt - u auch kein [?] Pfarrer [/?] ich hab mir vorgenommen nichts mehr zu essen [illegible] jemanden um hülfe holen - Vater wie hart ist es, wenn mann sterben soll u. wird darauf gewartet - bis man fort ist - ich weis nicht was ich verbrochen hab [?] oehne [/?] das ich kein Vermoegen hätte u. viel [illegible] aber ich habe mich zu todt geschaft [illegible] immer nur ein ... [remainder of page illegible]

[left margin:]

Liebes Herz was hankst du an der Erde ist nicht dein Kleinod himmelwärts Steh fest auf Zions ...