Sammlung: Höfeln Family Letters

Verfasser: Babette Fischer (Tritschler)

Empfänger: Charlotte Fischer (von Höfeln)

Bezeichnung: Brief an Charlotte von Hofeln von ihrer Schwester Babette Tritschler, 14. Mai 1883.

Babette Tritschler an Charlotte von Höfeln, 14. Mai 1883

Original text

Kirchheim am Pfingstfest 1883

Liebe theuerste Schwester!

Durch Krankheit verhindert konnte ich Deinen l. Brief nicht bälder beantworten, es sind bereits 6 Wochen daß ich von heftigen Glider schmerzen befallen wurde in folge einer verbil- tung doch geht es Gott sei dafür gelobet seit den zwei letzten Wochen wieder besser, die Schmerzen waren hauptsachlich im Gesäß wie man hir sagt den ich konnte fast nicht sitzen vor Schmerzen auch nicht ligen das war auch so arg das waren recht elende Nächte auch war der Appetit weg ich gebe [?]nichts[/?] blos Hemeopathie meine Marie hatt ein kleines Apothekle & das Buch von Luca wo alles genau angegeben ist dem Herrn danke ich tausendmal dafür daß Er meine Seufzer erhört hatt bei Nacht habe ich zwar immer noch Fiber & kan lange nicht einschlafen & fühle mich noch recht schwach besonders auf die Füßen.

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Mit deiner Gesundheit geht es also auch nicht welches mir recht leid thut, du hast eben mit deiner l. Tochter in der letzten Krank= heit hauptsachlich vieles durchgemacht neben der verpflegung auch die ängstliche Sorge Sie zu verliren & bis man sich dann in den Willen Gottes gibt ders aber Alles gut macht den Ihr Tod war doch eine Erlößung von langem Übel obleich du an dem l. Kinde recht viel verloh= ren hast so wird die l. Johanna dir so viel als möglich an Liebe zu ersetzen suchen was du an Ihr verlohren, & die schöne aussicht des Widersehens ist vileicht auch nicht so ferne mehr, meiner l. Marie geht es seit einiger Zeit besser mit ihrer gesundheit ist kräftiger & kan viel mehr leisten in den häuslichen geschäften sonst wäre es gefehlt gewesen so denn ich konnte gar nichts thun als striken wenn ich auf war sie gebraucht auch Heme opathie von einem Stuttgarter Artzt der Leibartzt bei der Konigin ist der gibt die Mittel selber her immer auf 4 Wochen das kostet jedes mal 6 Mark bei ihr ist es Blutarmuth & zerütete Nerven.

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Liebe Schwester hast du auch die Blätter erhalten & das Losungsbüchle welches ich dir ausgang Decembers geschickt habe Wen das Tüchle deinen Beifall hatt so freut es mich dopelt du wirst doch nicht glauben daß es aus Intresse geschikt & müßtest Geld dafür schicken die Marie hatt es recht gerne gehäckelt sie ist darin geschikt & geht ihr auch recht schnell bei Euch wird es wohl die Garn nicht geben wenn Johana es wünscht könnte die Marie Ihr einige Muster schicken zum abhäkeln.

Du hast mir von denen großen Ausga= ben geschriben welche du schon dieses Jahr hattest diese sind aller dings nicht unbe deutend aber auch auserordentliche darunter es wird dir schmerzlich gewesen sein daß die Ruhe deines l. Mannes gestört hatt werden müssen durch das ausgraben der neue Gottesaker wird nun weit von der Stadt entfernt sein wo man weit zu gehen haben wird.

Die Frau Pfarrer Mauch Karoline mit dem Vornamen ist anfangs Merz gestorben nach schweren Leiden.

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Ihr Mann schickte mir eine Traueranzeige dan habe ich mich so gleich angezogen & kam gerade noch recht der Sarg war noch offen ich war bei ihrer Hochzeit so wollte ich auch zur Leiche & war auch eine Ehre mein kommen sie hate sich oft gefreut darüber darüber daß sie es so gut habe & so glücklich sei blos der Tod von ihrem Lottle sei das einzige gewesen was sie durchzumachen gehabt habe, etwas ist dann vieles über Sie gekomen an eigenen Körpper Sie hatten vor 8 Jahren das vormals Remschartische Haus gekauft & als Sie dieses bezogen hatt hatt Sie ein Schlag getroffen, von dem Ihr eine Verwirung im Kopfe gebliben ist. Sie ist selten hirher gekommen Sie muß selber gefühlt haben daß Sie nicht mehr unter andere Person fas[t] nicht mit Ihren Gedanken die Unterhaltung verfolgen kann 3 Wochen vor Ihrem Ende kam ein zweiter Schlag durch den Sie auf einer Seite ganz gelähmt war sich also keine Hülfe hatt mehr geben können & im Unterleib zu leiden gehabt hatt das leiden muß recht groß gewesen sein den zwei Personen hätten immer mit Ihr zu thun gehabt, nach dem ersten Schlaganfall hatt Sie die Haushaltung wider besorgt aber oft verkehrthe Sachen gemacht man hatte eine Magd & Haushälterin aber die konnten nichts recht machen, endlich hatt Ihre Schwigertoch= ter die Lolo jeden Mitag das Essen geschickt

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So habe sie in der letzten Zeit noch auf 8 Tage den Kaffe gemacht Ihr Mann hatt sich in einem Maschinle jeden Tag zweimal den Kaffe selbst gemacht & hatt Sie machen lassen. Der Pfarrer ist nun 80 Jahre alt Er hatt an Ihrem Grabe auch noch einige Worte nachgerufen auch daß Er in kurzer Zeit an Ihrer Seite ruhen werde ich weis jetzt seit der Zeit nichts von Ihm ob er in seinem Hause bleiben wird oder ob Er zu seinem Sohne in die Apotheke zihen wird nehmlich sein Haus ligt in einer düstren Seiten= gasse. jetzt sind noch zwei Schwestern da die dockterin v. Plochingen & die Pauline welche unverheurathet gebliben ist diese führt eine Haushaltung & wohnt in Göggingen.

Ich dachte es werde dich interessiren deswegen war ich so umständlich mit diesen erlebnissen Von deinen l. letzten Brif muß ein Blatt zu rik gebliben sein es heißt zu letzt: du hatest mir deine ofene Meinung geschriben das wird wegen der Nürnberg gemeint sein ich habe recht beruhen daß ich dir da etwas zu gemuthet habe wo du doch schon genug aufgeladen hast & wenn es mir nicht fast zu viel wäre hatte ich gewiß nichts davon erwähnt, den Fritz halte ich für geizig daß Er Verwanten

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nicht den verfallenen Zins erlassen hatt da Er doch vorher reich & jetzt wieder geerbt hatt & ich Ihm umständlich mitgetheilt habe wie es bei unseren Verwandten stehe & daß der gute Wilhelm der für Alle sorgen soll langere Zeit nichts verdinen konnte Ja vor diesem Menschen habe ich alle Achtung

Wie geht es bei der l. Julie es freute mich im vorigen Brif zu hören daß es besser mit Ihr geht welches mich recht freute recht viele herzl. Grüße an Sie & die l. Johanna auch von meiner Marie; unsere Kinder befinden sich Gott sei es gedankt wohl der Max geht in die Lateinschule die Johanna geht nun zu Ihrem Paappa in die höhere Schule wird bis auf den Herbst 12 Jahr alt spilt auch Clavir & der Max lernt Geigen das lautet so schön wenn sie zusammen spielen.

Du wirst wohl nimmer viel Brife von mir erhalten den ich fühle mich recht schwach jetzt wäre das Gartengeschäft da traue mir nicht zu viel thun zu können & das war mein liblingsgeschäft es war mir auch recht, nun der Herr thue was Ihm wohlgefällt ich hoffe auf seine Barmherzig keit es grüßt & küßt dich vielmal Deine Dich treu libende Schwester Babette Tritschler

[roman] Mrs. Charlotte v Hoeflin Washington jllinois Nordamerika [/roman] paid

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