Sammlung: Crede Family Papers

Verfasser:

Clotilde Schröder (Crede)

Heinrich Carl Crede

Empfänger: Margarete Versen (Schröder Classen)

Bezeichnung: Brief von Carl Heinrich Crede und Clothilde Crede an die Mutter von Clothilde Crede, Margarete Classen, 9. April 1847. Der erste Teil des Briefes (Seiten 1, 2 und der Anfang von Seite 3) wurde von Carl Heinrich Crede geschrieben, der Rest von Clothilde Crede. In diesem Brief geht es um Erbschaftsangelegenheiten, die die Familie von Margarete Classens erstem Ehemann, Franz Anton Schröder, betreffen, der der Vater ihrer drei Kinder Clothilde, Hermann und Christiane war. Margarete und Franz Anton Schröder wanderten mit ihren Kindern Hermann und Christiane, die Friedrich Charles Huber heiratete, in die Vereinigten Staaten aus. Nach dem Tod ihres ersten Mannes heiratete Margarete Johann Classen. Um das ihr zustehende Erbe aus dem Nachlass von Franz Anton Schröders Vater zu erhalten, wird Margarete aufgefordert, ein notariell beglaubigtes Schreiben einzureichen, in dem sie erklärt, dass sie vor ihrer Heirat mit Classen mit den Kindern aus ihrer ersten Ehe eine Vereinbarung über das Erbe ihres Besitzes getroffen hat, und dieses Schreiben von ihrem Sohn Hermann und von Friedrich Huber bestätigen zu lassen (ihre Tochter Christiane war Jahre zuvor gestorben). Am Ende des Briefes teilt Clothilde Crede die Namen und Geburtsdaten ihrer Kinder mit.

Carl Heinrich und Clothilde Crede an Margarete Classen, 9. April 1847

Original text

Kassel, am 9t. April 1847.

Liebe Frau Mutter!

Unterm 7te. März d. J. habe ich Ihnen zwar erst geschrieben und darf wohl hoffen, daß mein Brief, da ich solchen mit Begleitungsschreiben an den Kurhessischen Konsul [roman] Faber [/roman] in [roman] New York [/roman] schickte, bei Ihnen angelangt ist — indessen haben wir auf mehrere unserer früheren Briefe von Ihnen eine Antwort nicht erhalten — welche Sie [underline] vielleicht [/underline] nicht bekommen haben und wäre es möglich, daß unser obiger Brief ähnliches Schicksaal hätte, weshalb ich die Gelegenheit ergreife, wo ein Jugendfreund von mir nach [roman] Amerika [/roman] auswandert, Ihnen nochmals zu schreiben. Mein Freund, [1 word, illegible] Ranspach aus Oberkaufungen, der sich dort anzusiedeln gedenkt, hat mir versprochen Ihnen womöglich diesen Brief selbst zu behändigen — was mir äußerst erfreulich sein würde, da Ihnen derselbe noch mündlich berichten könnte, wie es hier geht; sollte solches der Fall sein, so bitte ich recht dringend den p. Ranspach — nach Ihrer Ihnen eignen Gastfreiheit — gütig aufzunehmen und demselben Ihre Erfahrungen die Sie dort bereits gemacht haben und demselben gewiss von Nutzen sein können, mitzutheilen.

Für den Fall Sie mein letztes Schreiben nicht erhalten haben sollten, will ich Ihnen den wesentlichen Inhalt hier nochmals mittheilen. Es betraf solcher hauptsächlich die Kammerrath Schröder'sche Nachlasssache. Im Anfang des vorigen Monats erhielt nemlich meine liebe Clothilde einen Brief von [roman] Madame Herle [/roman] zu [roman] Paderborn [/roman], worin ihr dieselbe schrieb, daß endlich ein Weg gefunden sei, die noch immer schwebende Hofkammerrath Schrödersche Sache zu beseitigen. Die Herle fügte ihrem Briefe gleichzeitig ein Schreiben des Justizcommissärs [roman] Barre [/roman] zu [roman] Paderborn [/roman] bei welchem eine Urkunde beigefügt war, welche meine Clothilde gerichtlich ausstellen sollte — / [?] Brief Notarstücke [/?] theilte ich Ihnen in meinem Briefe abschriftlich mit.

Nach dem Briefe des p. [roman] Barre [/roman] verlangt das Gericht, daß derselbe eine Schichtungsverhandlung die Sie mit Ihren Kindern erster Ehe, vor Eingehung der anderweiten, geschlossen, vorlegen soll, damit Sie zur Empfangnahme [roman] respv [/roman] als Erbin des verstorbenen Schwiegervaters legitimirt erschienen. Durch die Urkunde die dem Schreiben des p. [roman] Parre [/roman] beilag, sollte meine Frau erklären, daß Sie die volle Dispositionsbefugniss u. das volle Eigenthumsrecht über das früher mit dem verst. Schwiegervater gemeinschaftlich besessene Vermögen hätten, auch sollte Clothilde dieses namentlich in Bezug auf den Erbantheil,

welcher

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welcher ihren Vater, jetzt Ihnen an dem Nachlass desselben, bezüglich Ihres verstorbenen Schwiegervaters zustehe, thun. Nach dem Rathe eines tüchtigen Juristen hat Clothilde die verlangte Urkunde [underline] nicht [/underline] unterschrieben.

Die Beendigung der Schröderschen Sache hängt jetzt lediglich davon ab, daß Hermann sowie Ihr Schwiegersohn Huber — wenn letzterer mit der verstorbenen Christiane Güter- gemeinschaft hatte — eine Erklärung obigen Inhalts in gehörig glaubhafter Form bei einem dortigen Gericht abgeben. Hat se. Christiane keine Gütergemeinschaft mit Huber gehabt, so ist solches ebenwohl unter Beifügung eines Todtenscheins zu beurkunden.

Sodann würden Sie Clothilde zur Ausstellung der vom Gericht verlangten obigen Urkunde, dadurch in Stand setzen, daß sie derselben, ebenwohl durch gerichtliche Urkunde einen gewissen Antheil aus der Hofkammerrath Schröderschen Nachlassenschaft tedirten und das Gericht zu Paderborn ermächtigten, derselben solchen Antheil zu verabfolgen. Sodann haben Sie durch weitere Urkunde einen Bevollmächtigten hier zu bestellen, der für Sie in der frgl. Sache handeln und über das Ihnen zukommende Vermögen aus der Nachlassenschaft Ihres verstorbenen Schwiegervaters rechtsgültig quittieren u. solches für Sie in Empfang nehmen kann.

Alle jene Urkunden müssen von dortigem Gericht glaubhaft aufgenommen u. alles Förmliche dabei gewahrt werden, damit sie das hiesige Gericht nicht zurückweist. — Wie die p. Herle schreibt ist wegen dieser Sache wiederholt an Sie bereits geschrieben worden, eine Antwort aber nicht erfolgt.

Meine Frau hat nun alsbald an die p. Herle sachgemäß geschrieben und namentlich um Bezeichnung des Anwalts gebeten, der Ihr Interesse wahrt — auch an Derenthal habe ich geschrieben — aber von beiden Seiten eine Antwort nicht erhalten. Es ist nun an Ihnen, daß Sie die Sache von dort aus in der beschriebenen Art betreiben, wenn nicht Alles — was übrig geblieben ist — noch verloren gehen soll. —

Meine Dienstverhältnisse sind leider noch immer dieselben und ich muss es mir recht sauer werden lassen, meine Familie, die aus 7 Gliedern besteht — namentlich bei der jetzigen enormen Theurung ehrlich durchzubringen, besonders da unsere Kinder sehr viel für Unterricht pp. kosten. — Doch leiden wir keine Noth. —

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Wir hoffen w. wünschen nun recht sehnlichst bald von Ihnen etwas zu hören und bitten inständigst uns recht bald mit einem Briefe erfreuen. — Mit besonderer Hochachtung u. Liebe verbleibe ich unter den herzlichsten Grüßen an Hermann u. Huber — immer Ihr aufrichtiger S.Sohn Credé.

Seihe den Fall das Du meinen Brief vom 7t. May nicht erhalten hast theile ich Dir den haupt. Inhalt noch mal mit. Daß Du wieder verheiratet bist, haben wier von Derenthal gehört und ich freue mich warhaft darüber, indem ich Dich doch nun nicht mehr so verlassen in der Weld weiß, ich hoffe und wünsche von ganzem Herzen, daß Du glücklich sein mögest. Ich meinerseits habe richt. viel gelitten, denn mehrere mehrere harte Krankheiten haben mich heim gesucht wodurch ich recht abgenommen habe, Du würdest mich schwer wieder erkennen, ich habe nun auch schon 5 Kinder, die ich Dir mit Namen nennen will. 1 Hermann Carl gebor d. 25 Febru 1836. 2 Wilhelm Ernst Hermann, geborn den 20 August 1837, 3 Albert Carl, gebor d. 25. Aprill 1840. 4 Margaretha Christine Marie Angelina — gebohrn den 8 Oktob. 18 1843 und 5, August Wilhelmin Pauline Louyse, geboren den 1 November 1845.

Die Kinder sind unsere ganze Freude denn sie sind alle gesund, kräftig und von hübschen Äußern, dabei folgsam und von guten Herzen. Die drei altersen besuchen die Schule und machen gute Fortschritte. — Der Himmel moge geben daß sie gut einschlagen, wozu wir bis jetzt die besten Aussichten haben. Die beiden kleinen Mädchen erheitern uns manche trübe Stunden. Daß mein einziger Bruder mir nicht einmal geschrieben hat nehme ich im recht übel, ich hätte doch gar gern etwaß über sein Schicksahl gehört, sage ihm doch er möchte diesen Fehler recht bald damit gut machen, daß er mir recht ausführlich über alle seine Verhültnisse schriebe. Mein Mann welcher mich recht innig liebt, bietet alles auf mich glücklich zu machen, er ist außer ordentlich fleißig und verdient viel Geld, so daß wir unßer gutes Auskommen haben und werden wir im Stande sein unseren Kindern eine gute Ausbildung zu geben, daß sie sich mal in der Weld selbst fort helfen können. Es ist hier jetzt alles sehr theuir, daß Viertel Korn kostet beina 11rtl das Viertel gute Kartoffel 4 ½rtl und so müßen alle Lebensmittel in diesem Verhältniß bezahlt werden Wie glücklich bin ich daß ich einen so guten, braven Mann habe, der zu rechten Zeit für alles sorgt.

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Sonst bin ich auch gannss verlassen, denn meine Verwanten lassen nichts von sich hören und sehen wie schmerzlich ich liebende Verwanten entberen muß und in meinen vielen Krankheiten etbehrt habe brauch ich Dir nicht zu sagen Du wirst es wohl auch schon empfunden haben u währest Du noch auf [1 word, illegible] welch ein Glück für mich und, mein Kinder doch ich will nicht klagen es wahr ja Dein freier Wielle und ich wünsche Dir recht recht viel Glück. Ich muß schließen den mein klein Augelien ist sehr krank und nicht alle augenblick noch mier Leberecht wohl lieb gute Mutter und schreibe recht bald an Dein Dich lieben Tochter Clothilde Crede