Sammlung: Crede Family Papers

Verfasser: Therese Crede (Winhold)

Empfänger: Hermann Carl Crede

Bezeichnung: Brief von Therese "Rösel" Crede Winhold an ihren Bruder, Hermann Crede, 11. Februar 1889. In diesem Brief sendet Rösel ihrem Bruder gute Wünsche zu seinem bevorstehenden Geburtstag, drückt ihre Traurigkeit darüber aus, dass sie gerade das erste Weihnachten und Neujahr seit dem Tod ihrer Mutter hinter sich hat, und dankt ihm für die Zusendung eines Fotos seines Sohnes Adolph. Sie kommentiert auch einen Brief, den sie kürzlich von ihrem Bruder Wilhelm (der ebenfalls in Missouri lebte) erhalten hatte, in dem er die Heirat seiner Tochter mit einem Mann aus armen Verhältnissen beschreibt.

Therese "Rösel" Winhold an Hermann Crede, 11. Februar 1889

Original text

[stationery:] flower motif and embossed "T" and "W" [/stationery]

Cassel den 11/2. 1889.

Mein herzliebster Hermann!

Viel tausend Glück & Segenwünsche, sende ich Dir zu Deinem Geburtstag, möge der allgütige Gott Dir Deine Wünsche die zu Deinem Wohle sind alle erfüllen, möge er Dir vor allen Dingen Gesundheit & Zufriedenheit schenken, & Dich diesen hohen Tag noch recht oft froh & heiter im Kreiße Deiner Lieben erleben lassen. Ach wie gern würde ich diesen Tag auch einmal bei Euch sein, jedoch wird das stets ein frommer Wunsch bleiben. — Mein liebstes Mätzchen, ich danke Dir recht herzlich für Deinen lieben Brief vom II Dezember, ich war sehr erfreut daraus zu erfahren, daß Ihr

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Ihr Lieben Alle gesund seid. Ich freue mich immer so sehr wenn ich einen Brief von meinem Liebling erhalte & würde auch gern mehr schreiben wenn ich nicht immer in so trauriger Stimmung wäre. Ehe Du mit mir böse bist, daß ich Dir so wenig schreibe, solltest Du erst mal den bösen Mätzchen tüchtig den Marsch blasen, daß nicht mal seinem [roman] Rösel [/roman], was ihn so lieb hat, zum Geburtstag gratuliert hat, gelde Herzchen da habe ich doch wieder recht. — Weihnachten & Neujahr waren diesmal sehr traurig für mich aller Schmerz bricht auf solchen Tagen von neuen los, ich habe an unserer guten [roman] Mama [/roman] zu viel verloren, denke auch Du recht oft an [roman] Mama [/roman] vergiß sie nie, sie hatte ihre Kinder über alles lieb. —

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Papa geht es Gott Lob ziehmlich gut, er steht zwar mit klagen auf & legt sich mit klagen nieder, aber ich denke Gott wenn es nur so bleibt, dann will ich gern zufrieden sein. Ada ist ein herziger Vlege, aber wild wie ein böser Junge. — Besten Dank Deiner l. [roman] Elisabeth [/roman] für die Kartoffeln die sie uns schicken möchte, ein kleines Schwein — darf auch ein großes sein — wäre mir lieber, das käme mir gerade recht. — Ich bin ganz stolz daß Adolph mir so ähnlich sieht, ach, könnte ich ihn doch mal hier haben. — Du mußt schön dick geworden sein, wenn Du 185 ℔ wiegst, bist Du wohl noch stärker wie [roman] W. Lampmann [/roman]. — Heut morgen war [roman] W. L. [/roman] hier, er läßt Dir auch zum Geburtstag gratulieren Euch Alle

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Alle herzlich grüßen, ebenso die beiden Liesen, die vor einigen Tagen hier waren. — Von [roman] Wilhelm [/roman] haben wir vor kurzem auch Nachricht erhalten, sie sind alle gesund was immer das Beste ist, er theilt uns auch die Verheirathung seiner Tochter [roman] Marie [/roman] mit, mit einem Mann der in [underline] bedürftigen [/underline] Verhältnißen lebe, o lieber Gott, denkt er denn nicht weiter, das Unglück kommt schon von selbst, muß das Kind gleich rein heirathen, warum hat er das zugegeben, ich habe die ganze Nacht vor entsetzen nicht schlafen können. — Bitte liebster [roman] Hermann [/roman] schreib mir doch darüber. Wenn Du Carl schreibst, grüße ihn & Familie von uns allen, eben so[roman] Wilhelm [/roman] & Sohn. Der l. [roman] Elisab. & Adolph [/roman] senden wir Alle tausend Grüße. — Vor allen Dingen sei Du liebes Geburtstagskind viel tausendmal gegrüßt & geküßt & hab immer recht, recht lieb Dein Dich innig liebendes Rösel. —