Sammlung: Crede Family Papers

Verfasser:

Therese Crede (Winhold)

Ada Winhold

Empfänger: Hermann Carl Crede

Bezeichnung: Brief von Therese "Rosel" Winhold an ihren Bruder Hermann Crede, 10. Februar 1887. Der Brief enthält ein kurzes Postskriptum, geschrieben von Thereses Tochter Ada.

Therese Winhold und Ada Winhold an Hermann Crede, 10. Februar 1887

Original text

[roman:] Cassel [/roman] den 10./2. 1887.

Mein innig geliebter [roman:] Hermann! [/roman]

Die herzlichsten Glückwünsche, rufe ich aus weiter Ferne, Dir, mein innig geliebtes Herz zu Deinem Geburtstage zu, mag doch der allgütige Gott meines Herzens heißes Flehn erhören, & alle Wünsche die ich für Dich, mein Liebling hege & die zu Deinem Besten sind, erfüllen. Wie glücklich würde ich sein, wenn ich nur diesen einen Tag bei Dir mein Mätzchen sein könnte, ich habe Dir so viel zu erzählen was ich gar nicht schreiben kann. — Für Deinen l. Brief & die Neujahrswünsche, danke ich Dir recht herzlich ich bin immer sehr glücklich, wenn ich einen Brief von Dir bekomme, wenn ich so lange

darauf

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darauf warten muß, so denke ich gleich Du hättest mich auch nicht mehr lieb. — [roman:] Papa & Mama [/roman] lassen Dich viel tausendmal grüßen & senden Dir die innigsten Glückwünsche zum Geburtstag leider könnten sie Beide Dir nicht mal ein paar Zeilen schreiben. — Bei uns hat es den ganzen Winter über schlecht gegangen; [roman:] Mama [/roman] ist fortwährend krank, & [roman:] Papa [/roman] sehr oft. Das Leben ist sehr schwer, ich habe jetzt wieder rechte Sorge um [roman:] Mama [/roman], die zu ihren vielen Leiden nun noch Herzrheumatismus bekommen hat, der Dr sagt heute es sei besser. Die arme [roman:] Mama [/roman] muß entsetzlich viel Schmerzen aushalten, & doch ist sie viel geduldiger wie [roman:] Papa [/roman]. Mir liegt es immer auf den Herzen ich könnte immer weinen, denke, Dir nur was für eine langweilige Heulliese Dein [roman:] Rösel [/roman] geworden ist, der

Dr

Mama geht es etwas besser. —

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Dr sagt, wer nicht hören will muß fühlen, der gute Herr glaubt ich könnte alles thun was er sagt, doch weiß er nicht wo der Hase im Pfeffer liegt. — Bald hätte ich vergessen, daß dies ein Geburtstags Brief sein soll, da muß ich wohl mit den Klageliedern aufhören, verzeih mein Liebling, doch wo das Herz von voll ist geht der Mund über. — Die Tante [roman:] Louise [/roman] ist immer noch der alte Liebling. Ada geht es gut, sie ist immer ziehmlich artig. — Du frägst ob ich brav gewesen bin, welche Frage, na ich will mich nicht selbst loben, aber verdenken kannst Du mir doch nicht, wenn [underline:] ich wennigsten [/underline] eine [underline *2:] sehr gute Meinung [/underline *2] von mir habe, freilich scheint das Christkindchen anderer Ansicht gewesen zu sein, es hat sich dies Jahr recht lumpig benommen. Es war dies Jahr recht

still

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Der Brief hat sich wieder ein paar Tage geruht [roman:] Papa [/roman] wollte gern ein paar Zeilen schreiben konnte es aber nicht fertig bringen.

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still bei uns wir waren allein [?] f. d. [/?] [roman:] O. Curt [/roman] war da, wir alle sind immer sehr froh wenn er kommt, [roman:] Mama [/roman] sagt er sei unser Blitzableider er ist unser einziger Besuch. [roman:] L. [/roman] von [roman:] Wahlershausen [/roman] habe ich in diesem Jahr noch nicht gesehn, es ist nicht hübsch bei alten kranken Leuten, deshalb ziehn sie gewiß vor nicht zu kommen, na da muß ich mich auch trösten. Heut bekam ich eine Einladung von Familie [roman:] Stock [/roman], zur [roman:] Conformation [/roman] von [roman:] Fyller & Rose [/roman], wie ich Dir wohl früher geschrieben habe sind die Kinder seid Ostern in [roman:] Fulda [/roman] & soll ich mit Ada nach dort auf Ostern kommen. Wie gewöhnlich fand es [roman:] Papa [/roman] sehr unnöthig, da er meint es könne mir doch nicht einfallen nach [roman:] Fulda [/roman] reisen zu wollen & doch verreißt ich so gern einmal. — Mein innig geliebtes Herz lasse mich nicht so lange auf einen Brief warten. Sei tausendmal gegrüßt & geküßt von Deiner Dich herzlich liebendem [roman:] Rösel [/roman] .

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Ada hat Dir eine Karte ohne mein wissen für Dich gekauft, sie hat Dich sehr lieb & hofft, daß Du bald kommst. ([strikethrough:] f [/strikethrough] over word "gekauft"]) ---

Der l. [roman:] Elisabeth [/roman] & den Kindern Gruß & Kuß.

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meinem lieben Onkel. zum Geburtstage sendet mit Gruß und Kuß

[roman:] Cassel 10/2 87. Ada [/roman]