Sammlung: Crede Family Papers

Verfasser: Therese Crede (Winhold)

Empfänger: Hermann Carl Crede

Bezeichnung: Brief von Therese "Rosel" Crede (Winhold) an Hermann Crede, 17. November 1886.

Therese “Rosel” Winhold to Hermann Crede, November 17, 1886

Original text

[roman:] Cassel [/roman] den 17./11. 1886.

Mein innig geliebter [roman:] Hermann [/roman]!

Deinen l. Brief vom 5 v. M. habe ich in den ersten Tagen d M. erhalten, er war sehr lang auf Reisen. Herzlich danke ich Dir für die Geburtstagswünsche, mein Geburtstag ist ganz gemüthlich verlaufen, L. von Wahlershausen & Onkel [roman:] Curt [/roman] waren da & haben wir viel von Dir, mein Liebling gesprochen. Ach, mein liebstes Herz könntest Du doch hier sein, Du glaubst nicht wie sehr ich mich nach Dir sehne, ich komme mir jetzt schon immer so einsam & verlassen vor, mir graut wenn ich an später denke, ich bin ein richtiger Hase geworden, alle Energie ist dahin. In dem Jahr bin ich so alt & langweilig geworden, daß ich mir selbst

nicht

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nicht mehr gefalle, wie kann ich es da von andern erwarten. — Ada geht es jetzt Gott Lob ziehmlich gut, das arme Kind war fast ein viertel Jahr krank, [roman:] Papa & Mama [/roman] geht es eine Zeit wie die Andere, Du weißt ja wie, wenn der Eine aufsteht legt sich der Andere. Zur Abwechslung muß ich von Zeit zu Zeit zur l. Tante [roman:] Louise [/roman], die immer sehr liebenswürdig ist, vor 6 Wochen ließ Tante mich rufen, weil sie sterben wollte, es war ein schauriger Tag, das gute Gräthchen war sehr gerührt, Frau [?] Christion [/?] nebst Tochter verschmolzen in Thränen, sofort sah ich, daß an sterben kein gedenken war, wenn Du den Unsinn mit angehört hättest, Du wärest auf & davon gelaufen, den Sarg wollte sie sich gleich bestellen, doch hat sie sich eines besseren besonnen & ihre Abreise noch etwas verschoben. —

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Über Deiner [roman:] l. Elisabeth [/roman] ihrer Reise nach [roman:] St. Louis [/roman] habe ich mich sehr gefreut, es war eine schöne Veränderung, nur schade daß Du, mein Liebling nicht mit reisen konntest, es ist für Dich nothwendig von Zeit zu Z. schwischen andere Leute zu kommen, sonst giebst Du auch so eine Trauerweide wie Dein [roman:] Rösel [/roman]. — Wie hat es [roman:] Elisa [/roman] gefallen? & was hat sie Euch mitgebracht? — Wie hübsch habt Ihr gehaushaltet, ich glaube schon, daß Ihr Euch immer gut gekocht habt. — Wenn wir jetzt Frankfurter Würstchen essen sagt Ada, ach, wenn doch [roman:] O. H. [/roman] ein paar hätte, denke [roman:] O. C. [/roman] wollte Dir welche schicken, über die Idee mußte ich laut lachen. — Danke doch [roman:] Carl [/roman] recht herzlich für das kleine Bild, es hat uns Allen viel Freude gemacht, es ist ein herziges Dicksäckchen, Ada ist sehr stolz auf das Bild [underline:] ihrer Nichte. [/underline] — L von

Wahler.

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O. [roman:] Curt [/roman] läßt Euch Lieben Alle, besonderst, Dich herzlich grüßen er hat uns eben ein paar wilde Enten gebracht.

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& T. [roman:] Liese [/roman] lassen Dich herzlich grüßen, ich habe sie seid meinen Geburtstag nicht gesehn, Du weißt [roman:] Papa [/roman] ist sehr ungehalten wenn ich unnöthig Geld ausgebe, da bleibe ich lieber zu Haus. — Mit meiner großen Hoffnung etwas auf mein Loos zu gewinnen bin ich auch rein gefallen, es ist ohne Sang & Klang rausgekommen, Du siehst was für ein Pechvogel ich bin, ach, wenn ich nur 2000 Thlr. gewonnen hätte, es ist schreklich ein solcher Lump zu sein & von der Gnade anderer abzuhängen. Was meinst, Du soll ich noch mal spielen? Ich habe jetzt viel Arbeit da Weihnachten bald ist & Ada Hemdchen Höschen u. s. w. alle haben soll und die Andern auch etwas haben müssen, sitze ich jeden Abend bis 1 Uhr ganz allein, dann denke ich sehr viel an Dich mein Herzblatt & an die schöne Zeit wo Du bei uns warst & hoffe ich immer daß Du wieder kommst & mich immer recht, recht lieb hast. Gelt Mätzchen, Du vergißt doch Dein Rösel nicht? Lebe wohl mein herzliebster [roman:] Hermann [/roman] 1000 Grüße & Küsse von Deiner [roman:] Rösel [/roman].

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Schreibe bald!! Grüße Deine l. [roman:] Elisabeth [/roman] & die Jungen recht herzlich von uns Allen.

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[roman:] Cassel [/roman], d. 17./11. 86.


Lieber Onkel!

Wie geht es Dir hoffentlich gut. Bei uns geht es auch ziehmlich gut. Gestern war der Schulrath da und hat uns abgefragt, ich bin oft darum [insertion:] gekommen [/insertion] und konnte alles recht gut. Ich freue mich sehr auf Weihnachten,

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Wie geht es Euch Ihr lieben jetzt? ich habe mich recht über das Bildgen von [?] Frau Anna [/?] gefreut und sage besten Dank dafür. Schreibe nur recht bald wieder wie es Euch allen geht u grüße mir Alle bestens u denk recht oft an mich. Dein lieber Brief ist dismahl recht lang unterwegs gewesen Das Wett. ist noch immer re schön. Nun mein lieb besten Grüße von Papa und Deiner Dich herzlich liebende Mutter