Sammlung: Dreyer Family Papers

Verfasser:

Hinrich Wehland

Gesche Wehland

Empfänger:

John Dreyer

Anna Döscher (Dreyer)

Bezeichnung: Brief von Hinrich und Gesche Wehland an Anna und John Dreyer, Dezember 28, 1860.

Hinrich und Gesche Wehland an Anna und John Dreyer, Dezember 28, 1860

Original text

[page 1:]

Köhlen, den 28. Dec. 1860
Schwager & liebe Schwester!

Euer lieber Brief hat uns viele Freude gemacht, aber bei
uns ist diese Freude getrübt worden, durch den Tod unserer
geliebten Mutter, worüber wir Euch schon berichtet haben und
Ihr hoffentlich davon in Kenntniß seid, wenn Euch diese Zeilen
zu händen kommen. Doch unser heutiges Schreiben hat einen
andern Zweck. Ihr wißt es ja, daß Bruder Johann uns die Voll-
macht über die Annahme der väterlichen Stelle zugeschickt hat, u.
darin die liebe Mutter u. Onkel Tönjes Borchers bevollmächtigt
hat mit uns die Sache ins Reine zu bringen. Nun aber die
liebe Mutter unterdeß gestorben ist, so will Onkel Borchers
allein die Sache mit uns nicht anders gerne abmachen, bevor
er nicht auch Euer Wort vernommen. Er wünsche, daß Ihr
auch erklärt: was er in der Sache vornehme gutheißen zu
wollen, oder da Ihr, wie Euch bekannt sein wird, von väterlicher
Seite nicht zu erben erwarten könnte, schreibet: daß Ihr nichts
haben wollte, dann sei Onkel mehr frei und habe dann eigent-
lich nichts zu verantworten: bei der Sache. Nach dem Testamen
- te unserer seligen Mutter vom 21. Octobr. 1858 erbt jedes Kind
100 [?] rhr Courant [/?] wovon aber die Reisekosten nach Amerika für Jeden
abgehen [Weiser]

[page 2:]

abgehen. Da Du nun liebe Schwester zu Deiner Reise
von der sel. Mutter laut vorliegendem Schein 50 [?] rhr Courant [/?] em-
pfangen hast, so könntest Dun nun noch 50 [?] rhr Courant [/?] erben.
Das noch vorhandene Leinenzeug ist getheilt, und liegt dein Theil
zur Empfangnahme bereit. bemerke dabei, daß wir gerne
bereit sind es Dir aufzubewahren, müssen aber dabei bevor-
worten, daß wir nicht gut dafür haften können, wenn es
solte, was Gott in Gnaden verhüten wolle, durch ein Unglücks-
fall verloren gehen. Auch hat die liebe Mutter Dir ihr Bette
vermacht. Schreibt daher recht bald zurück und erklärt Euch über
die Sache und nehmt es uns nicht ungut, wenn wir Euch solches
vorschlagen, denn wir können die Sache nicht anders ins Reine
bringen, und daß wir es doch endlich gerne einmal so weit ha-
ben möchten, die wir all so lange auf’s Ungewisse gelebt haben
u. dazu auch so viele Leiden mit unsern lieben Kindern zu tragen
haben, werdet Ihr Euch vorstellen können. Darum hoffen
wir zuversichtlich Ihr werdet uns keine fehlbitte thun lassen.
Wir sind jetzt ziemlich munter, bis auf den kl. Johann der noch immer
sehr leidend ist, und wünschen Euch ein Gleiches
Unter vielen Grüßen von uns u. unsern Kindern, sowie von Onkel
Borchers mit Familie an Euch zeichnen sich
Euer Schwager & Schwester
Hinrich u Gesche Wehland
 

[page 3:]

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John Dreyer San Francisco Californien Vereinigt. Staat. Nordamerica

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