Sammlung: Dreyer Family Papers

Verfasser: Johann Selk

Empfänger: John Dreyer

Bezeichnung: Brief von Johann Selck an John Dreyer, 27. Januar 1861.

Johann Selck an John Dreyer, 27. Januar 1861

Original text

[page 1:]

Bremervörde, 27 Januar 1861
Lieber Schwager!
Hoffentlich Dir und Deine Frau gesund und
wohl mit meinen schreiben angetroffen das
wird mein größter Wunsch sein, was mir
und den meinen anbetrifft sind wir Gott
sei Dank Alle munter und gesund, aber
lieber Johann ich muß Dir die Nachricht mit
theilen daß der lieben Gott unsern Vater
aus dieser Welt zu sich gerufen hat, so
ist am 10. Januar Nachts um 1 Uhr von dieser
Welt geschieden, Er hat mich den Mittag vor-
her noch mit gegeßen, aber gleich nach her aber
sehr schlimm wurde, ich ging noch den Abend
mit meine Maria nach Ihrer Hause da sag-
te unser Vater aber wenig mehr und er hat-
te ein furchtbaren Schweiß so das ihm das
Naß so vom Kop herunter lief, ich sagte aber
gleich das jetzt sein Ende nahe war, wir
ließen den Doktor wohl kommen, und Er ver-
schrieb moch mal von Medizien wovon Er aber
nur einmal einnahm, so sagten wir das
Du lieber Schwager mit Deine lieben Frau
mit uns unserm von uns geschiedenen lieben
Vater betrauern werden, und einen
herz- [Weiser]

[page 2:]

herzlichen Antheil an unsern Verlust nehmen
Er hätte noch groß nöthig gethan weil August
noch zu jung und unerfahren ist. Er jat
sich bei die Weberei begeben wo er erst gar
keine Lußt zu hatte, es fehlt ihm aber
noch die Kenntniß es alleine fort zu setzen,
wozu er Vater noch sehr nöthig hatte, wenn
er auch nicht mehr arbeiten könnte bloß
anweisung gab, aber den lieben Gott hat
es anders gefallen, Gottes Gedanken sind
nicht unsere Gedanken und seine Wege
sind nich unserer Wege, wen hat des
herrn Sinn erkannt und wer ist sein Rath-
geber gewesen. Unser Vater hat lange
nich viel mehr können bloß er besorgte doch
alles, vergangenen Sommer hat er noch
die Haus reparatur besorgt, und wovon
Du mir geschrieben hast damit habe ich
Ihnen unterstützt, das Sie keinen Man-
gel gelitten haben. Nun sind wir in
die Meinung Sie müsten ein guten Gefallen
nehmen der August unterrichten kann, das
sie es den so fortsetzen wenn es irgend
gehen will, Gredchen und Ernst werden
Ostern Komfermiert, denn ist bloß Fritz
noch der in die Schule geht, so wollen
wir den von Gott das beste hoffen das Der
Ihnen beisteht und seinen Segen geben mag

[page 3:]

„Denn an Gottes Segen ist Alles gelegen,
Gott schlägt oft Wunden Er heilt sie aber auch
wieder, das habe ich auch schon mehre mahle er-
fahren, Er hat mir zweimal was mir theuer
und lieb war genommen von meiner Seite,
aber der liebe Gott hat mir eine wieder
zugeführt die mir lieb und theuer ist wo ich
meine Lebenszeit mit beschließen kann, ich le-
be mit meine Maria in Liebe Friede und
Einigkeit, und genisen uns beide glücklich das
Gott unsere Herzen zu einander gewendet hat
auch kann ich Euch mittheilen das der liebe
Gott uns eine Tochter beschert hat. Sie ist den
9 Februar schon ein Jahr alt. Sie ist gesund
und eine Freude der Eltern. Schließlich will
ich Dir auch mittheilen das Anna erst geschrie-
ben hat aus Astoria bei Newjorck Sie wünscht
auch das Du mal an Ihr schriebst.
Hiermit werde ich für diesmal schließen
und hoffe ein baldiges wiederschreiben.
Viele Grüße von mir meiner Frau und Kinder
und wünschen Euch beständiges Wohlergehen
ich verbleibe
Dein
dich liebender Schwager
Johann Selk.