Sammlung: Dreyer Family Papers

Verfasser:

Johann Selk

Maria Selk

Empfänger:

John Dreyer

Anna Döscher (Dreyer)

Bezeichnung: Brief von Johann und Maria Selk an Anna und John Dreyer, 29. Januar 1866.

Johann und Maria Selk an Anna und John Dreyer, 29. Januar 1866

Original text

[page 1:]

Bremervörde d 29 jan 1866.
Vielgeliebte Schwager Schwiegerin und Kinder!
Euren Brief haben wir erhalten und
darauf ersehen das Ihr Gott sei Dank Alle
gesund und munter seid welche uns sehr erfreud
hat, wir hatten schon so lange auf ein Brief
von Euch gehoft, - bis uns endlich die Freude zu
Theil wurde, es waren einige Tage vor Wei-
nachten wie H Burfeindt uns den Brief und
das geld brachte, Eliese war auch gerade in unserm
Hause und emfing auch den Brief und das Geld
welches auch einen Freude für Ihre war, was
wollte es für eine Freude für unsere Liebe
Mutter gewesen sein wenn Sie von Ihre Kinder
ein solches Weinachtsgeschenk bekommen hätte?
aber meine Lieben Sie hat jetzt nicht mehr
nöthig, Sie ist wo kein Leid und kein Schmerz mehr
ist, Sie ist bei Gott und Jesu, und Gekrönnt mit
die Krone des Lebens, Sie hat keine Leiden
mehr zu tragen, was und noch trifft, auch
uns hat der liebe Gott unsere kleine Tochter
wieder genommen was uns sehr bekümmert
machte, Es war ein kleines zufriedenes Kind
ich hatte meine Freude daran, aber was sollen
wir dabei machen wir müßen uns trösten
was Gott thut das ist wohlgethan. Sie starb
den 14 September, und den 19 Decembr hat der liebe
Gott uns eine kleine Tochter wieder geschenkt
und es befinden sich kind und Mutter gans
wohl [Weiser]

[page 2:]

wohl, auch Eliese hat zwei Kinder verlohren,
so viel wie das Vergangene Jahr gestorben sind
sind noch nie hier gestorben es sind in unsere Ge-
meine 180 Gestorben, was sonst 100 das mehste gewesen
ist, auch Wilhelm Weber hat zwei Kinder ver-
lohren, wir haben einen ganzen heißen truckenen
Sommer gehabt, unsere Ernte ist nicht reichlich
gewesen der Rocken war so kurs das er kaum
zu binden war, auch war wenig Heu, gute
Katoffel sind gewachsen, wir haben bis jetzt
auch noch gar keinen Winter gehabt, Weinachten
da hatten wir einige Tage frust, wir haben
aus Eurem Brief vernommen mit das Erdbeben
welches auch sehr schrecklich ist, aber wir müßen
doch mit Gottes schickung zufrieden sein, Er wird
doch alles zum besten lenken.
Lieber Schwager wir sagen Euch allen unsern
herzlichen Dank für das schone Geld was
Ihr geschickt habt, wir werden es zu den Zweck
gebrauchen, wir finden es Aller seits am
besten einen großen Familien-Stein machen
zu laßen, wo Alle die Selig verstorbenen
Ihre Namen auf kommen, und Ihnen Geburts
tage und Sterbetage, Es ist einen großen
sehr hübschen Stein und ist schon in Arbeit,
dieses Geliebte wird Euch doch auch wohl recht
sein? auf der einen Seite kömmt einen
gestenden fers, und darunter, Gewitmet
aus Kindlicher Liebe und Dankbarkeit.
Auf der andern Seite erst oben Familien be-
grabniß Carl Dreyer, und dan folgen die Namen

[page 3:]

Es wird nur so eleganter Stein wie man aufn
Kirchhoff ist, ein schönes Denkmal, ferner schreibt
Ihr wir sollen und doch die beiden Geschwistern
annehmen Frits kommt jeden Abend und besucht
uns, Er ist bei Cord Lützen, Gretchen diennt
bein [?] Caditer [/?] Rohenbusch, meine Frau hat Ihnen
Beiden von Eure geschicktes Geld ein Weinachts-
geschenk gemacht, weil Eliese ein Weinachtsgeschenk
bekam, welches Euch Geliebte doch gewiß wird
recht sein;
Ferner kann ich Euch benachrichtigen das Eurer
Elter Haus verpachtet ist, auch mehre Jahren
Carl Dreyer hat die eine Seite und Hinrich
Warnche die andere, es kömmt das Haus
und Garten an 38 Thlr auch die Ländereien
sind alle verpachtet es kömmt so viel heraus
das es die Zinsen und Abgaben befriedigt
es giebt jetzt weit mehr Orts abgaben wie
früher, es wird jedes Jahr mehr, bei uns
wird es immer schlegter, wer bei uns Brod
haben will der muß tüchtig arbeiten, und
sparsam leben, es geht auch Alles nach America
weil da mehr verdient wird, auch unsern Kinder
sprechen auch schon immer von America wenn
Sie man erst aus die Schule sein, unsern älte-
ste Tochter ist 13 Jahr gewesen, und wird Ostern um
Jahr Comfermiert, die Kinder werden doch Gott
lob immer größer das Sie uns bald zu hülfe
kommen, meine Arbeit wird auch bald schwächer
ich kann es jetzt schon spühren, ich kriege schon
diesen [Weiser]

[page 4:]

Sommer das 30 Lebensjahr, den nehmen die
Kräfte zum arbeiten schon ab, ich habe meine
Lebenszeit auch sauer werden laßen, der liebe Gott
schenke uns Allerseits nur die Gesundheit und
Zufriedenheit, das wir unsere Lebenszeit in Friede
und Einigkeit hinbringen mögen, so lange wir
es den lieben Gott gefällt.
Wenn H Burfeindt wieder abreist so wollen
wir Euch unser Familien-Bildniß schicken
das Ihr auch uns in Eure Gegenwart habt
wenn wir uns woll nicht in Natur wieder
zu sehen kriegen, wir wollen es schwar hoffen
das wir noch Alle uns mahl wieder sehen und
sprechen, tadten, ach was sollte es für eine
Freude sein wenn wir Euch Geliebte noch mal
wieder bei uns hättet, und wir könnten
uns Mündlich unterhalten, wir wollen
die Hoffnung nicht sinken laßen, Bei Gott
ist kein Ding unmöglich hiermit muß ich für
diesmal schließen, und werden hoffen auf ein
baldiges wiederschreiben, schließlich wollen
wir Uns Alle in Gottes weise Rathschluß
und seine Hand uns anvertrauen, Er wird
Alles herlich hinaus führen.
Es grüßet und wünschet Euch ein herzliches
Lebewohl
[letter crossed out] Euer
liebender Schwager und Schwester
Johann Selk und Maria Selk
Es grüßet Euch vielmals Gretchen und Frits.

[page 4, left margin:]

bitte lieber Schwager gebe einen Brief an Anna und
einen an Ernst.