Sammlung: Dreyer Family Papers

Verfasser:

Hinrich Wehland

Gesche Wehland

Empfänger:

John Dreyer

Anna Döscher (Dreyer)

Bezeichnung: Brief von Hinrich und Gesche Wehland an Anna und John Dreyer, 14. Januar 1869.

Hinrich und Gesche Wehland an Anna und John Dreyer, 14. Januar 1869

Original text

[page 1:]

Köhlen d 14te Januar 1869.

Lieber Schwager und Schwiegerin.
Euren lieben Brief von 10 Decmb. vorigen Jahres
ist uns zu Händen gekommen aber mit tränenden
Augen und blutenden Herzen haben wir ihn gelesen
da der Erhalt desselben uns sehr betrübt hat nem
lich das unser lieber Sohn Claus am 10 Novem-
ber gestorben und in die Ewigkeit hinüber ge-
rufen ist was für uns eine harte Nachricht ist
da alle unsere Hoffung zu nichte geworden
den die noch übrigen sind zum theil noch klein
aber wie du schreibst wir müssen uns in
Gottes Fügung ergeben den was er thut das
ist Wohlgethan und sein weiser Rathschluß ist es
gewesen ihn aus diesen Jammerthal zu nehmen
den er ist viel Leiden und Trübsal aus dem
Wege gegangen und dabei können wir unsere
Nichtigkeit erkennen den unser Leben steht in
Gottes Hand den wer heute Frisch und Gesund
ist kann Morgen schon im Grabe liegen und
was ist der Mensch nichts als ein Blühendes

[page 2:]

Blume die doch bald welk wird und wir wollen
hoffen das wir wen einst auch unsere Stunde schlägt
unsern geliebten Sohn werden wieder sehen wen
auch nicht in diesem Leben doch in der Ewigkeit.
Ferner Lieber Schwager und Schwester haben
wir aus euren schreiben gesehen das ihr da
auch viel Trübsal und manche Kummervolle Nacht
durchgemacht habt und das ihr Euren so eben gebor-
nen Sohn in diesen schrecklichen Ereignissen
auch verloren habt und mehre andere wobei du
Liebe Anna deine Wochenzeit hingebracht hast
was dir woll lästig genug geworden ist
wobei aber der Herr dir Treulich zu Hülfe
gestanden hat was du auch in deiner Jugend
gelert hast das wir auf den Herrn all unser
Vertrauen setzen müssen und was du wie
wir aus deinen Brief vernommen haben nicht
vergessen in deiner Trübsal zumal da dein
lieber Mann auch noch schlim krank geworden ist
und ihr ganz mit Gott allein Euer Leiden
habt ausgestanden den daran können wir erst
recht erkennen wen wir in Noth sind das Men-

[page 3:]

Menschen Hülfe nichts ist. Nun lieber Schwager
und Schwester es freuet uns das unser Sohn bei
Euch gewesen ist den wir haben uns viele Sorgen
darum gemacht wie wir es von andern Leute
gehört haben das er Tod sein den wir waren ganz
besorgt darüber das er im Krankenhaus sei und
keine gute Aufwartung bekommen hätte den mei
ne Frau weis es auch und hat es erfahren wie
es da ist wir sagen Euch unsern vielen schul
digen Dank dafür wir können es Euch nicht Lohnen
aber wir wollen Beten zum Vergelter alles
guten und Bösen das er Euch segnen möge
mit seine besten Segen wozu wir arme
schwache Menschen Kinder nicht im Stande sind.
Du schreibst von sein [added above] Zeug was du damit machen
sollst das steht ganz zu deiner Verfügung
wen dein Mann die Strümpfe und noch sonst
was von brauchen kann das könnt ihr behalten
das übrige könnt ihr J. Barg [lat.] geben. Nun
Liebe Schwester und Schwager wir müssen
mit einander Trösten und in unser Leid fügen
den wir haben auch vieles durchgemacht was

[page 4:]

uns ganz zurück gestzt hat den wen wir alles
vorher wüßten den hätten wir unsern Sohn nicht
nach Americka geschickt und hätten ihn bei uns behal-
ten diese kurze Frist welche ihm noch gegeben
war und an aufwartung hat es da bei euch auch
nicht gefehlt und ihr habt woll alle Eure Kräfte
zusammen genommen und nichts daran fehlen lassen
welches wir uns Trösten können. Uebrigens wollen
wir hoffen das wir euch alle mit diesem Schreiben
bei guter Gesundheit antreffen mögen den was
anbetrift sind wir noch so ziemlich munter aber
unsere übrigen Kinder sind alle schwach und
kränklich. Jetzt muß ich schließen indem ich meinen
Briefe nicht besonders mehr beizufügen weis
vergesst daher das wieder schreiben nicht.
den wir haben auch einen Brief an Euch abgeschickt
wie wir es hörten von Claus und Grüßet Catrina
ihre Kinder vielmals [insertion:] sie möge auch schreiben [/insertion] von uns und zuletzt seid
den alle viehlmahls gegrüßt von Euren euch
lieben Schwager und Schwester und Kinder
Hinrich Wehland
und Frau