Sammlung: Crede Family Papers

Verfasser: Clotilde Schröder (Crede)

Empfänger: Hermann Carl Crede

Bezeichnung: Brief an Hermann Crede, 11. Februar 1879.

Brief der Familie Crede, 11. Februar 1879

Original text

[roman:] Straßburg [/roman] d [roman:] 11.t Februar 1879. [/roman]

Mein lieber [roman:] Hermann! [/roman]

Vor Allem meinen besten Glückwünsche zu Deinem bevorstehenden 43t. Geburtstage, möchtest Du diesen Tag noch vielmals, gesund u. zufrieden im Kreise Deiner Familie erleben!

Mit Spannung habe ich seither einer Nachricht von Dir entgegengesehen, um das Ergebniß der BeamtenWahlen & namentlich zu erfahren, ob Du wieder zu einem Amte gewählt und die Wahl angenommen hast; wovon Dein Besuch bei uns in diesem Jahre wohl abhängen wird. [roman:] Wilhelm [/roman] schrieb vor Kurzem, doch nichts über die Wahlen_.

Bei Deiner Schwester [roman:] Therese [/roman] ist am 6. November d. J. ein kleiner Bube angekommen, Deine Mutter befindet sich bereits seit Anfang [roman:] October [/roman] v. J. hier &. ich bin am 1. d. M. hier eingetroffen u. werden wir, da es jetzt einerlei ist, wo wir unser Geld verthun, wohl bis zum nächsten Herbst in [roman:] Straßburg [/roman] verweilen. Bei günstiger Jahreszeit werde ich dann wieder den Schwarzwald u. die Vogesen besuchen, wo man die großartigsten Partien findet.

Der Frühling wird hier nun bald einkehren, was hier immerhin um einige Wochen früher der Fall ist, als in Kassel; ich hoffe, daß sich dann auch mein rheumatisches Leiden in Händen u. Füßen bessert, es ist dies zwar erträglich, indeß sehr unangenehm ständig mit Schmerzen behaftet zu sein, wenn solche auch nicht sehr erheblich sind. Deiner Mutter geht es jetzt gut, sie kann noch tüchtig arbeiten u. hat [roman:] Therese, [/roman] die sich kein Mädchen hält, eine sehr wesentliche Stütze an ihr._ [roman:] Adelheid [/roman]

[page 2:]

[roman:] Adelheid [/roman] nebst Familie befinden sich wohl, ihre beiden Mädchen, wovon das älteste 7 u. das andere 5 Jahr alt gewesen, wachsen schön heran &. sind recht liebe Kinder, die uns viel Freude machen. [roman:] Theresens [/roman] ältestes Töchterchen wird in der Kürze 2 Jahre alt u. ist ein prächtiges Kind, dagegen ist der neue Ankömmling ein ziemlicher Schreier, der sich indeß wohl bei zunehmenden Alter bessern wird.

Tante [roman:] Louise [/roman] in [roman:] K [/roman] gehts gut, sie erinnert sich Deiner stehts mit großer Liebe; Du solltest ihr mal schreiben, worüber sie sich gewiß recht freuen würde. Sie hat trotz ihres vorgerückten Alters immer noch einen Schwarm kleiner Zöglinge &. läßt es sich recht sauer werden, obschon sie es nicht nötig hätte, da sie in guten finanziellen Verhältnissen lebt_, doch des Menschen Wille ist sein Himmelreich._ Auf der alten Hütte ist eine Veränderung eingetreten, unsere beste Freundin, Frau [roman:] Spiehs [/roman] ist Ende v. J. in ihrem 80t. Jahre verstorben, sie war längere Zeit recht leidend u. hatte Gesicht u. Gehör verloren, so daß ihr recht wohl war, daß sie von Ihrem Leiden erlößt wurde. Freund [roman:] Spiehs [/roman] ist noch rüstig u. befindet sich wohl. Seinen Söhnen [roman:] Carl [/roman] u. [roman:] Adolph [/roman] gehts auch gut. Unseren Verwandten in [roman:] Helsa [/roman] geht es ebenwohl gut._ Nachdem ich Dir nun FamilienRapport abgestattet, erwarte ich nun auch recht bald von Dir recht speziell zu hören, wie es Euch Allen ergeht, namentlich wird es mich sehr freuen, wenn Du recht ausführlich von Deinen Kindern schreibst.

Lebe recht wohl lieber [roman:] Hermann [/roman] u. sei mit den Deinigen auf das Herzlichste gegrüßt von Deinem treuen Vater.

[underline:] Adresse. [/underline]

An den Königlichen Kanzleirath Credé Straßburg im Elsaß [underline:] Neukirchplatz 10. III. [/underline]

N. S. Hast Du von [roman:] Albert Harnickell [/roman] nichts gehört? Seit Jahren ist wede von Ihm, noch von seiner Schwester [roman:] Minchen [/roman] eine Nachricht hierher gekommen_.

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Strasburg, de 24 Febual 1879.

Mein vielgelibter Hermann!

Zu Deinem Morgieren Geburtstag die besten der besten Wünsche möchest Du den Tag recht froh gesund u zufrieden im Kreise Deiner 6 Söhne ferlebe u Dirder lieb Gott daß geben was Euch allen gut Du helsam ist, ach es ist eine so lange Zeitt da ich Dich als prechtiges Wickel Kind zu erst in mein Armen hatt u ich soll mich Dich jetz als Mann von 43 Jahre u als Vater von 6 so prechtigen Kine denke ich sehe Dich noch immer als 17 Jahr Jüngling da Du diesen Tag zu letzt bei uns feierst u ich Euch Junge erlaubt [insertion:] bei [/insertion] Sigar u für Euch zu vergnügen, auch daß sind nun schon 26 Jahr u solte ich es wohl noch erleben Dich jeh wieder zu sehen. Doch es ist mir ein sicher Trost zu wisse daß Du Dein gutes Auskommen hast u Du ein brafer geachteter Mann bist waß Du am ende hier bei redligen Bemühen u fleiß doch kaum erreichst hättest den es ist hir recht schlecht Zeiten u alle Weld hat Sorgen u Nod Behalt nur ja Dein Junge alle so nahe wie möchlig bei Dir, ach Du kanst gar nicht glaube wie schrecklig es ist die, die mann so sehr liebt nicht erreichen zu können u wie schön muß daß sein wenn Du Dein 6 Söhne in Dein Nähe als brafe Männer u Vater hast u Du als Großpapa, Jedem [illegible] helfent zur Seite stehst. Kenst

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schon so lange warten wir wieder vergebens auf einen Brief von Dir u hattest uns doch versprochen jetzt öfter zu schreiben aber bis jetzt ist es nur beim Wollen geblieben, da ist doch Wilhelm ein ganns andrer Mann ich weiß daß Ihm das Brfschreiben schwerer wie Dir u wihr bekommen doch alle par Wochen von Ihm einen recht schönen Brief, ich bitt Dich laß auch recht bald von Dir etwaß höhren, wir sind den die Wahlen in diesem Jahr ausgefallen, u hast Du wieder eine Stelle bekommen ich bin deshalb sehr neugierig u waß mache Deine Söhne alle schreibe nur doch von jeden etwaß u da hast Du doch Stoff genug zum Schreiben._

Ich bin nun schon wiede seit dem 20 Oktobr hir bei Therese um Ihr zu hälfen ach die arme Frau ist hir so recht von aller Weld verlassen denn es ist hir gar nicht gut leben, es sind hir gar bose Verhältnisse u die deutschen Beamtte ist ein aus allen deutschen Leuden zusammen gewürffeltes [?] Fohr [?] u da sind die Ersten grade nicht hir zusammen gekommen, u die Befölkerung ist es den Deutschen auch grade nicht besonders gut u so gar nicht gut! hir leben u The wird sich nie hier wohlfühlen u so ist es nur ein Trost bei Ihr zu sein Nun mein lieber Hermann für dißmahl lebe recht wohl, grüße mir alle die lieben Deinigen den Frau Karl John, Willie, Adolf, Hermann, Franz, u seihe Du gegrüßt u geküst von Deiner Dich herzlich liebende Mutter,

Die herzlichsten Glückwünsche & tausend Grüße & Küße sendet Dir liebster Hermann Deine Dich liebende [roman:] Therese [/roman]