Sammlung: Crede Family Papers

Verfasser: Heinrich Carl Crede

Empfänger: Hermann Carl Crede

Bezeichnung: Brief an Hermann Crede, 1. Februar 1881.

Brief der Familie Crede, 1. Februar 1881

Original text

[roman:] Cassel, [/roman] d [roman:] 1t. Februar 1881. [/roman]

Mein lieber [roman:] Hermann! [/roman]

Mit tiefstem Bedauern entnehmen wir aus dem von [roman:] Wilhelm [/roman] vor einigen Tagen erhaltenem Schreiben, daß Du das Unglück gehabt hast, zwei Deiner lieben Kinder durch den Tod zu verlieren. Wie schmerzlichen Antheil wir an Deinem so herben Verluste nehmen, wird keiner Versicherung bedürfen. Wie hart es für Eltern ist, Kinder zu verlieren, haben wir leider hinreichend erfahren u. vermag nur die Zeit unserem Kummer u. Schmerz zu lindern. [roman:] Wilhelm [/roman] nimmt an, daß Du uns von diesem Trauerfall bereits Mittheilung gemacht hättest u. gibt daher nicht die Kinder noch sonst etwas über die traurigen Todesfälle an; wir hoffen deshalb recht bald von Dir Näheres darüber zu hören.

_ Bei 

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Bei uns geht es leider auch nicht gut. Mein rheumatisch Leiden in Händen u. Füßen hat sich eher verschlimmert als gebessert. Obgleich ich außerdem gesund bin, so wird mir doch das Gehen sehr sauer u. habe ich ständige Schmerzen in meinen steifen Händen, sowie einen schlechten Schlaf. An eine Besserung ist bei meinem vorgerückten Alter / bald 70. J. / nicht wohl mehr zu denken u. so muß ich mich in mein Schicksal finden._ Deine gute Mutter ist auch fast stets leidend, indeß erträgt sie ihre Schmerzen mit großer Geduld_. Der Familie [roman:] Stock [/roman] u. Deiner Tante [roman:] Louise [/roman] geht's gut._ [roman:] Theresens [/roman] Prozeß ist zu ihrem Gunsten entschieden, die Trennung ausgesprochen u. der Schurke in die sehr beträchtlichen Kosten u. Alimente verurtheilt; da er indeß wegen Trunksucht pp entlassen u. schwerlich eine sichere Existenz wieder

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wiedererlangen wird, so wird nie etwas von ihm zu haben sein u. muß sich [roman:] Therese [/roman] mit dem gerichtlichen Urtheil begnügen._ Mit Freude entnehme ich aus [roman:] Wilh. [/roman] Schreiben, daß Dir die Stelle als SteuerEinnehmer bei der Wahl zu Theil geworden, womit ein jährl. Einkommen von [roman:] 1500 Dol. [/roman] verbunden sein soll. Ich denke mir dies Geschäft von solchem Umfange, daß Du wohl im Stande bist, solches ohne fremde Hülfe zu bewältigen u. wirst Du die desfallsigen Kosten wohl aus Deinem Einkommen zu bestreiten haben? Hoffentlich hast Du nun wohl nicht mehr so viele Reisen zu machen. Es wird mich interessiren, über die Ant. u. den Umfang dieses Geschäfts, demnächst von Dir zu hören._ Du lässest uns wieder recht lange ohne Nachricht von Euch, Dein letztes Schreiben ist vom [roman:] 6 August [/roman] v. J. u. hoffen wir nun recht bald von Dir zu hören. Du solltest uns doch öfter

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öfter mit einem Brief erfreuen!_ Dieser Winter ist, wie ich höre, bei Euch streng-, wir haben bis Ende v. J. weder Frost noch Schnee gehabt; wogegen uns, der [roman:] Januar [/roman] v. J. Schnee u. Kälte bis zu 20° K. gebracht hat-, jetzt haben wir des Tags über immer mehrere Grad warm, wobei es indeß wohl noch nicht bleiben wird._ Zu Deinem bevorstehenden Geburtstag mein lieber [roman:] Hermann [/roman] sende ich Dir meine herzlichen Glückwünsche, mögest Du denselben noch vielmals gesund u. zufrieden im Kreise Deiner Familie feiern.

Unser alte Freund Spieß hat das Unglück gehabt, seinen Sohn [roman:] Carl, [/roman]der BergInspektor zu [roman:] Saarbrücken [/roman] war, vor Kurzem durch den Tod zu verlieren. Derselbe hinterläßt Frau v. 3 kleine Kindern. [roman:] Spiess[/roman] hat Pension genommen u. wohnt seit Ostern v. J. in [roman:] Kaufungen [/roman]: Schließlich bitte ich Dich nochmals uns recht bald u. öfter als bisher Nachricht von Euch zu geben. Die herzlichsten Grüße Deiner lieben Frau, Dir u. den Kindern. Dein treuer Vater.