Sammlung: Crede Family Papers

Verfasser: Heinrich Carl Crede

Empfänger: Hermann Carl Crede

Bezeichnung: Brief der Familie Crede, 2. November 1882.

Crede family letter, November 2, 1882

Original text

[roman:] Wahlershausen d 2t. November 1882. [/roman]

Liebe SchwiegerTochter!

Besten Dank für Ihren lieben Brief vom 1. October d. J. Es war uns recht erfreulich, daß Sie uns einmal geschrieben haben und hätten Sie uns nichts angenehmeres mittheilen können, als daß Sie und unser lieber [roman:] Hermann [/roman] recht glücklich zusammen leben, möge dieses gute Verhältniß durch Ihr ganzes Leben in liebreichster Weise fortbestehen; ist ja doch das häusliche Glück das größte und reinste, was uns dieses Erdenleben bieten kann. Mit Bedauern entnehmen wir aus Ihrem Schreiben, daß Sie an Brustfieber und heftigen Husten so leidend gewesen sind, hoffentlich geht es Ihnen jetzt wieder

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wieder gut. Ich habe in letzter Zeit neben meinem rheumatischen Leiden auch an heftigen Husten viel aushalten müssen und hat mich derselbe erst seit Kurzem ziemlich verlassen. Für die überschickten Bilder sagen wir herzlichen Dank und sehen der weiteren Uebersendung einer Photographie mit Freuden entgegen. Könnten wir gelegentlich auch Bilder von den Kindern erhalten, so würde uns dies recht erfreulich sein, da wir ja doch wohl dieselben nie persönlich sehen werden._ Mit großer Freude hören wir, daß es mit [roman:] Hermanns [/roman] Gesundheit wieder gut geht, doch sind wir recht besorgt, daß er sich bei seinem häufigen Reisen nicht genug schont, die Einnahme die ihm dadurch zu Theil wird, ist ja recht angenehm u. nützlich

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nützlich, doch kann solche Gesundheit, das höchste Gut des Lebens nicht ersetzen. Von [roman:] Wilhelm [/roman] haben wir auch kürzlich Nachricht gehabt, die recht zufriedenstellend lautet, da er eine gute Ernte gemacht hat u. sie Alle mit Ausnahme von Robert, der das Unglück gehabt hat, sich einen Arm aus dem Gelenk zu fallen, gesund sind. Die guten Ernten fallen dort leider weniger in das Gewicht, wegen der bedrückenden Entfernung von größeren Städten, würden Sie in der Nähe von Cassel wohnen, dann würden Sie sicher mit Schweinen u. Kühen keine Aepfel füttern, diese kosten hier von guter Sorte 3 Pfennige das Stück, also 110 Stück für 1 Dollar der Zentner / 100 Pfund / Kartoffeln 1 Dollar, Schweinefleisch 4 1/2 Pfund u. Rindfleisch 5 1/4 Pfund p Doll. Schinken

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Schinken u. gute Wurst gibt es 2 1/2 Pfund für 1 Doll._ und so stehen alle Lebensbedürfnisse in so hohen Preisen, daß man selbst bei gutem Einkommen nichts übrig behält._ Die Ernte ist dieses Jahr größtentheils nur eine mittelmäßige gewesen, da wir monatelang sehr viel Regen gehabt haben, der auch bis jetzt ziemlich anhält. Von [roman:] Hermann [/roman] haben wir_seinem Versprechen gemäß_ schon lange Nachricht erwartet, mahnen Sie ihn, daß er bald meinen letzten Brief beantwortet. Wir hatten noch immer die Hoffnung gehegt, [roman:] Hermann [/roman] bei unseren Lebzeiten einmal noch bei uns zu sehen-, doch scheint sich diese Hoffnung nicht zu erfüllen. Seien Sie, [roman:] Hermann [/roman] u. Kinder herzlich von uns Allen gegrüßt. Mit den besten Wünschen für ihr Aller Wohlergehen verbleibe ich Ihr treuer Sch. Vater Crede.