Sammlung: Crede Family Papers

Verfasser: Heinrich Carl Crede

Empfänger: Hermann Carl Crede

Bezeichnung: Brief an Hermann Crede, 2. Februar 1883.

Brief der Familie Crede, 2. Februar 1883

Original text

[roman:] Wahlershausen [/roman] d [roman:] 2t. Februar 1883. [/roman]

Mein lieber [roman:] Hermann! [/roman]

Vor Allem bringe ich Dir zu Deinem bevorstehenden 47t. Geburtstage meine innigsten herzlichen Glückwünsche dar; mögest Du diesen Tag bis zum hohen Alter gesund u. zufrieden im Kreise der lieben Deinigen zu feiern das Glück haben!_

Es ist dies nun mein dritter Brief an Dich bzw. Deine liebe Frau, worauf ich mit Sehnsucht einer Antwort entgegensehe, da ich Dir namentlich mehrere Fragen stellte, deren Beantwortung von besonderem Interesse für mich sind. In Deinem letzten Schreiben versprachs Du so fest, öfter Nachricht von Euch zu geben_, doch will ich Dir keinen Vorwurf machen._ Seit meinen letzten Schreiben hat sich bei uns nichts verändert

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ändert. Mein Gesundheitszustand u. der Deiner guten Mutter hat sich in keiner Weise gebessert_, ich habe seit [roman:] August v. J. [/roman] das Haus nicht verlassen, da nun das Gehen sehr beschwerlich wird u. ich nebenbei stets sehr empfindliche Schmerzen in den Füßen habe, ebenso wie in den Händen, da mir deren Gebrauch sehr erschweren. Der Arzt will, daß ich diesen nächsten Sommer Bad [roman:] Neundorf [/roman] besuchen soll, doch verspreche ich mir davon auch nicht viel, da mir die zweimalige Cour in [roman:] Wiesbaden [/roman] nichts geholfen hat_. Von [roman:] Wilhelm [/roman] hatte ich kürzlich Nachricht u. theilt mir ders. mit, daß Du aufs Neue als [roman:] Collector [/roman] gewählt worden; so ehrenvoll dies für Dich ist, so weiß ich doch nicht, ob ich diese Nachricht mit Freude begrüßen kann, wenn ich bedenke, daß Deine Gesundheit durch außer

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außerordentliche Anstrengungen leidet. Nach Deiner letzten Aeußerung glaubte ich annehmen zu dürfen, daß Du eine weitere Wahl ablehnen würdest u. damit lebte die Hoffnung wieder in mir auf, daß wir wohl das Glück haben könnten, Dich in unserer Lebenszeit noch einmal bei uns zu sehen_, nun hast Du den Plan Deine Eltern u. Geschwister noch einmal zu sehen; ganz aufgegeben? _ Wie geht es Deinem [roman:] Carl [/roman] in [roman:] St. Louis [/roman]? Hoffentlich hat er sich nun in seine neuen Verhältnisse eingelebt u. wird Euch Freude machen. Auch über Thun u. Treiben der anderen Jungen hörte ich gern speziell ebenso über Deine Feldbestellung, Viehstand pp. wofür ich mich ebenwohl sehr interessiere. In unserem Hause ist es gegenwärtig sehr still_. Therese ist seit 14 Tagen mit ihrer kleinen Adele in [roman:] Homberg [/roman] bei

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bei [roman:] Adelheid [/roman], wird aber wohl in den nächsten Tagen zurückkehren._ Auf Anrathen unseres Arztes, der eine [roman:] Paterre [/roman] Wohnung für meine GesundheitsVerhältnisse für nachtheilig hält, sehen wir uns veranlaßt unsere gegenwärtige Wohnung zu [roman:] Michaeli [/roman] / Ende [roman:] Septbr. [/roman] d. J. zu verlassen, was mir bezüglich des Gartens u. der schönen Gegend recht leid ist. Wir werden dann wieder nach [roman:] Cassel [/roman] ziehen, was auch manches für sich hat, auch ist dies gut wegen unser kleinen [roman:] Adele [/roman] die den Herbst schulpflichtig wird._ Deiner Tante L. geht es gut, obgleich 70 Jahre alt, kann sie sich noch immer nicht von ihrer Schule trennen. Wie sauer mir das Schreiben wird, kannst Du wohl meiner schlechten Schrift abnehmen, ich schließe deshalb für jetzt mit den besten Wünschen für Euer Aller Wohlergehen u. sehe recht baldiger Nachricht entgegen. Dein treuer Vater