Sammlung: Crede Family Papers

Verfasser: Heinrich Carl Crede

Empfänger: Hermann Carl Crede

Bezeichnung: Brief an Hermann Crede, 10. Juni 1883.

Brief der Familie Crede, 10. Juni 1883

Original text

[roman:] Wahlershausen [/roman] d, [roman:] 10. Juni 1883 [/roman].

Mein lieber [roman:] Hermann! [/roman]

Besten Dank für Deinen lieben Brief vom [roman:] 23/4 c. [/roman] aus welchem wir mit vieler Freude ersehen, daß Ihr Alle Euch einer guten Gesundheit erfreut, möge Euch auch ferner eine solche beschieden sein. Mit Deiner guten Mutter [insertion:] u. mir [/insertion] geht es eine Zeit wie die andere, nicht besser, doch auch nicht schlechter-, nur gut, daß uns bei all unserm Leiden noch Speiß u. Trank schmeckt u. wir nicht von Kräften kommen u. so darf ich doch wohl hoffen, daß wir unsere goldene Hochzeit, welche am [roman:] 21. April 1885 [/roman] eintritt, noch zusammen feiern werden_. So Gott will!_ [roman:] Therese [/roman] ist uns ein recht gute Pflegerin, leider ist sie auch schwächlich u. bin ich für ihre Zukunft sehr besorgt-, so lange ich lebe, wird es ihr an nichts fehlen_. Die kleine [roman:] Adele [/roman] / Th. Töchterchen / nimmt zu an Geist u. Körper u. macht uns viel Freude. [roman:] Adelheid [/roman] u. Familie gehts gut, ihre beiden Töchter _ [roman:] Clothilde [/roman] u. Rosa - sind schon große Mädchen: Leider gefällt es Allen in [roman:] Homberg [/roman] sehr

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sehr schlecht u. sehnen sie sich fort von da; [roman:] August [/roman] wird deshalb so bald er eine günstige Gelegenheit findet, sich an einen andren Ort versetzen lassen. Die Gerichtsferien, die am [roman:] 1. k. M. [/roman] beginnen u. mit den Schulferien zusammen fallen bringt die ganze Familie [roman:] Stock [/roman] bei uns zu, wo es dann in unserem stillen Haushalt auf 5 Wochen etwas Leben gibt. Ich habe nur zu bedauern, daß ich die Ausflüge nach [roman:] Wilhelmshöhe [/roman] nicht mitgenießen kann, weil mir das Gehen zu sauer wird, wegen meinen steifen [roman:] Füßen p. [/roman] Deiner Tante [roman:] Louise [/roman] gehts _ obgleich schwächlich_ doch ziemlich gut, wir haben sie kürzlich besucht, was mir, obgleich wir per Eisenbahn von hier nach [roman:] Kaufungen [/roman] fahren, doch recht sauer geworden ist; ich sah mich aber dringend zu dieser Reise veranlaßt, um mich von dem Befinden unseres alten, braven Freundes [roman:] Spieß [/roman] zu überzeugen, den ich an Wassersucht, leidend in einem sehr bedauerlichen Zustande fand, der keine Hoffnung zu seiner Wieder


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Wiederherstellung zuläßt, um so weniger ist dies zu erwarten, da er bereits im 78t. Lebensjahre steht. So bleibt den [strikethrough:] [illegible] [/strikethrough] [roman:] Adolph [/roman] von der ganzen Familie allein noch übrig_.

Daß die in dem Kriege gebliebenen Tapferen nach dem Kriege eine angemessene Ruhestätte gefunden haben, bezeugt einen wahren Edelsinn der Nation, jedenfalls, hat die weitere Beerdigung in Massengräbern stattgefunden, ich habe solche auf den französischen Schlachtfeldern, die ich s. Z. besuchte, gefunden, worin 500-1000 Mann, Freund u. Feind zusammen ruheten._

Der Frühling ist auch hier, gleich wie bei Euch spät eingetreten u. mußte wegen Nässe u. Kälte die GartenAusstellung weit hinausgeschoben werden u. werden wir frisches Gemüße aus unserem Garten wohl kaum die 4 Wochen beziehen können.-

Wir haben nunmehr auch eine anderweite Wohnung gemiethet u. zwar an der holländischen Straße

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Straße - nahe der Stadt -, eine I. Etage für jährlich 180 Thaler / die früher wohl kaum 60 rt kostete /. Die schöne Umgebung werden wir sehr vermissen, doch ist die Wohnung bequem und ein ziemlich großer Garten dabei, worin wir auch ein Stück Land bekommen. Ein großer Nutzen ist nicht daraus zu ziehen, doch macht mir es viel Vergnügen, wenn wir nur unser Gemüße selbst beschaffen können. Unsere neue Wohnung werden wir [underline:] Ende [roman:] September [/roman] [/underline] oder [underline:] Anfangs [roman:] October [/roman] [/underline] beziehen u. wirst Du dann meiner Adresse die Bezeichnung der Wohnung [underline:] holländische Straße Nr. 25. I [/underline] beifügen, da Kassel Großstadt geworden ist u. sich außer mir noch ein Kanzleirath [roman:] Credé [/roman] daselbst befindet. Kassel zählt jetzt 64,000 Einwohner gegen 26,000 im Jahr 1831 = Im Verhätniß der Zunahme der Einwohnerschaft ist nicht gebaut worden, daher die hohen Miethpreise._

Briefe [underline:] Anfangs [/underline] [roman:] September [/roman] befördert, treffen uns