Sammlung: Benecke Family Collection

Verfasser: Josephine Amerlan (Benecke)

Empfänger: Lucia Benecke (Zillman)

Bezeichnung: Brief von Josephine Benecke an ihre Tochter Lucia Zillman vom 29. Juni 1907, den sie während ihrer Reise nach Deutschland im Jahr 1907 schrieb. Diese Reise war Josephine Beneckes erste Reise zurück in ihr Heimatland seit vielen Jahrzehnten. Zu den im Brief erwähnten Familienmitgliedern gehören Josephine Beneckes Tochter Theodora ("Dora") und ihr Ehemann Frederick ("Fritz") Sasse, Lucias Sohn Theodore Zillman ("Teddy") und ihr Ehemann Christian C. H. Zillman ("C.C.") sowie Josephine Beneckes Schwester Frieda ("Friedchen").

Josephine Benecke an Lucia Zillman, 29. Juni 1907

Englischer Text

Original text

June 29. 1907.

Meine geliebte Lucia!

Unsere Briefe, die ja auch für dich bestimmt sind, haben dich jedenfalls von unserem Ergehen unterrichtet, u. dir gesagt wie sehr wir uns amüsiren. - Das Eine, das mich nur in meiner Heiterkeit stört, ist die Unmöglichkeit Anfang [roman] September [/roman] zurückzukehren, wie wir uns vorgenommen. - Du kannst denken wie ich deinetwegen besorgt sein werde, u. mir wünschte dort zu sein um [roman] Teddy [/roman] bei mir haben zu können. Ich hoffe aber du ziehst; her zu [roman] Dora [/roman] u. [roman] Fritz [/roman]. Beide lieben ihn so sehr, daß er dort besser aufgehoben ist, als bei dem besten Mädchen; und du selbst kannst dich ruhig pflegen u. weißt den Kleinen vergnügt u. glücklich. - Da Dora u. [roman] Alma [/roman] kürzlich bei dir, haben sie ja seine Bekanntschaft erneuert, u. er ist zu jung um Heimweh zu bekommen. - Sieh tapfer

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Allem entgegen was da kommt. Das Zweite ist nicht ganz so schlimm wie das Erste. Gott sei mit dir mein Kind! - Wir verleben wirklich eine herrliche Zeit, der Harz ist herrlich, ich habe keine Idee gehabt, daß er [underline] so schön [/underline] und interessant. Die alten Burgen, in Feld u. Stein gehauen, zu durchstöbern ist ein großes, Vergnügen, u. dann von Thurmeshöhe auf Millionen von Bäumen u. Wäldern, auf Thäler u. Klippen herabzublicken ist erhaben. Und die Waldesluft voll Sommerduft muß einem wohlthuen. Wir wandern auch täglich meilenweit u. genießen was uns geboten. Ich habe keine Sehnsucht nach Italien oder Paris, es ist [underline] zu schön [/underline] hier. Ich wünschte nur ich könnte Euch Alle hier haben.

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Tante Friedchen u. ich sitzen im Garten u. schreiben, [?] Sofie [/?] liest: "Den Raubgrafen" von Julius Wolf, der in der hiesigen Gegend spielt. Tante ist lieb wie immer u. wir schmelzen in Jugenderinnerungen: - Von zu Haus habe ich unsere Briefe, Dora schreibt nie lang u. ausführlich, wofür ich ihr dankbar bin, natürlich kann ich manches nicht beantworten, da Alle meine Antwort lesen, sage du ihr doch, wie sehr ich sie genieße u., daß sie dabei bleiben soll. Von dir hoffe ich auch bald zu hören u. hoffentlich nur Gutes. Hat [roman] Teddy [/roman] Tante Friedchens Karte bekommen?

Lebe wohl, mein Herz. Bleib gesund u. muthig. Hoffentlich ist das Wetter so angenehm bei Euch, wie hier. [roman] Teddy [/roman] drücke u. küsse für mich. [illegible, 2 words] erzählt oft von seinen kleinen Heldenthaten u. bedauert Tante F. daß sie seinen [roman] Teddy [/roman] nicht kennt.

Mit Grüßen von Sofie u. Tante F. für dich u. C. C. u. Kuß von Mama.