Sammlung: Schulz Family Letters

Empfänger:

Empfänger: John L. Schulz

Bezeichnung: Brief der Familie Schulz, 3. Januar 1898.

Brief der Familie Schulz, 3. Januar 1898

Original text

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1.

Issigau, den 3t Januar 1898.

Werther Freund Johann!

Zum Jahreswechsel Gesundheit u. Gottes
reichsten Segen, wünsche ich Dir und Familie.
Mein werther Freund, endlich erhälst auch Du von
mir ein paar Zeilen, bin Gott sei Dank mit
Familie gesund u. hoffe ein gleiches von Dir
u. Bruder Nikol zu erfahren. Zuerst meine
Familienverhältniße, wohne im Haus des kl. Münch
etwas umgebaut und mit Weihsen Scheune,
habe hiezu Oeconomi/ 4 Stück Vieh,
betreibe Baugeschäft und Sparerei-Laden,
Laden ist ausgebaut mit Firma,
wie in der Stadt./: der kleine Münch
hat das Hagers Karls Anwesen neben Schödel
gekauft u sehr schöngebaut, war
mein erster selbständiger Bau, habe
die Bauschule in München besucht zur Zeit
damals dort gearbeitet, habe eine Frau aus
Schauenstein geb. Seifert und hiezu Kinder
Der älteste ist Bahnmeister in Hof verheirathet.
Der 2t ist Kaufmann hat ein Geschäft in Berlin.
Der jüngste zu Zeit auf der Bauschule in [insertion:] unnah [/insertion]
Nürnberg bei Johannes Richter, der von hier weg dort verzogen.

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2.

Die älteste Tochter hat den Schreiner Saalfrank
geheirathet und ihr Wohnhaus ist zwischen Oberlands-
Scheune u. Stumpf Hanzadel unter der Straße; oberhalb
der Distriktsstraße (dieselbe) stehen 2 Häußer das nächste
an Dorf habe ich erst dieses Jahr gebaut / alle 3e./
Die 2 Mädchen sind noch zu Hause die ältere besorgt
den Laden, die jüngere den Stall.
Issigau hat 2 Gasthäußer und 2 Bierwirtschaften
Vereine;, Harmonie, Gesangverein, Militärverein, Turnverein,
Liederkranz u. Feuerwehr, Dieselbe
habe ich gegründet, und dieses
Jahr ein Ehrenzeichen zu tragen
bekommen dass.1 mehrere
Kammeraden / für 25 jahrige Dienstzeit.
Münch's Wirtschaft wird auf den Oberlandshaus
betrieben die Öconomi hat Georg Lang von
Eichenst2 gepachtet, also Münch u. Lang mein
Nachbar. Gasthof zum Löwen ist Karl Fiedler der Sohn
des Mühl Erhardt und hat meine jüngste Schwester
zur Frau. umgebautes Wohnhaus/Bauernhaus
des Erhardt Tanzsaal 1896 u. Kegelbahn
1895 erbaut, die Mühle besitzt mein
Bruder Johannes der morgen
als den 4 l. M.3 beerdigt wird.

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3

BierwirtschaftThus, Sohn des Thusenschmides
von Reitzenstein umgebautes Wohnhaus des schwarzen
Brandler (Wilhelm wird in Amerika als Prediger leben)
Wirtschaft Eberdt umgebautes Wohnhaus Metzgers
Kathrina Schloßhof Einfahrt.
Das Schloß Issigau mit Reitzenstein
Guter Wald u Mühle gehört Freiherrn von
 Reitzenstein ist sehr schön als Stamm Schloß
umgebaut, hat einen sehr schönen hohen Thurm
der der Gegend zur Zierde ist (habe geb:) [?] ich habe sie gebaut [/?]
Des gleichen die Mahl u Schneidmühle abgt4:
u neugebaut. Brendels Johann neben Johannes Brandler, hat das [?] Luncenbeiers [/?] Gut gekauft u das Haus neben
Andreas Strobel ist eingetragen , Johannes Brandler
sammt Frau u Tochter Maria sind gestorben der
Karl ist Lehrer u Cantor in Kirchrußelbach5
6 St. von Erlangen  eine schöne Stelle, mein
Vater meine Mutter Bruder Georg u meine
zweite Schwester u jetzt Johannes sind gestorben,
Mein älteste Schwester war an Erhardt Ohswald
verheirathet derselbe ist auch gestorben , von
Ohswalds Söhnen lebt noch Heinrich Ostwald.

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4.

Der weitaus größte Theil der Häußer ist von
mir umgebaut und sieht die Straße [?] Holte Berg[/?]
ganz Anders Münchs Gasthof ist auch Neubau
Das umgebaute Hagarhaus ist Stall u. [illegible, 2 words] Tanzsaal
Verdienst hier ist Weberei sämmtlich zur [?] Gorg [/?] Otto.
Petzen Georg, hat das vodere halbe Weißen Haus
nach der Pfarr zu, ist reich geworden, Schusterei
nach Schuhfabrick Naila, Weißwaaren nach
Sachsen 6 ; dann Fabrickarbeiter nach Höllenthal,
Blankenstein u. Blankenberg.
Von Bahnhof Marxgrün u. Blankenstein
aus können wir leicht nach Süd u. Nord vereißen,
gegenwärtig wird von Marxgrün nach Steben
gebaut; das E. vermessen von Marxgrün nach
Blankenstein durch das Höllenthal.
Die Hölzer Bahn [illegible, 1 word]
sind Eichenst: Seite schon gefällt,
von Hölle nach Blankenstein führt eine
gute Straße (neue Anlage) Postverkehr haben
wir 2 mal, mit Marxgrün ein fahrenden
Postboden, wird täglich 2 mal ausgetragen
Post: ist Ernst Müller (Pfarr Heiner) ganz umgebaut
Mathesen Heinrich's Anwesen ist abgetragen.
Bäyreuther' Erde ist Neu gebaut.7

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5

Fabrick Höllenthal ist Holzschleife
ist bei der Biegung Eichelleuthe auf der
Lichtenberger Seite erbaut u. verschleift ein sehr
großes  Quantum Holz, dadurch die Bierwirtschaft
jetzt Gasthof Höllenthal  sehr besucht,
auch Blankenstein hat einen neuen Gasthof
zum Rosentahl und der Verkehr von Holz-Bauern
großartig, ist Holz Papierfabrick
Eichenstein hat sichs sehr geändert; doch das
wirde mich zu weit abführen.
Hof hat einen neuen großartigen Bahnhof
weit entfernt nach Süd, von der Stadt, allein
bereits bis dahin wieder verbaut, die Marienst:
ist die schönste seinerzeit bei Dir Felder, der alte
Bahnhof ist Post und was nach Naila dazu gehörte
ist jetzt eine bedeutende Weberei "Vogtland" ,
vergrößert sich sehr schnell, hat sehr viele Fabrik
und schöne Läden, wie Leipzig und Berlin.
Plauen ist durch die Bahnen über nocheinmal
so groß. Hirschberg  hat eine u. zwar die größte,
Lederfabrik von Europa von der [?] Brücke [/?] weit nach
Sparnberg zu um bis zum Gasthof u. nach Bahnhof  u.
an der Saale ist alles zur Fabrick.

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6

Lichtenberg ist die Rathhausseite abgebaut
mit Rathaus umgebaut (schönes Rathaus)
Steben  hat außer Anbau an "bayrischen Hof"
ein neues Kurhotél mit Park viele Villen
und eine katholische Kirche, vergeßen Hof
hat eine sehr schöne große katholische Kirche
Altstadt eine Zierde von Hof überhaupt die
Ludwigstraße u. am obern Thor abget: u. hoch
gebaut.
Naila wirdest Du nicht mehr erkennen, ist
seiner Zeit bis auf nur wenige Häußer vollst:
abgeb: sogar die Särge in den Gruften sind mit
verbaut, hat eine sehr schöne Kirche mit hohen
Thurm, weithin sichtbar ein neues Rathaus
2 Dampfbrauereien 1 Weberei und Teppich
fabriken, sowie die erwähnte Schuhfabrik, die
Gebäude Pieroff Kulmitz sind erkauft u. wird
eine Schuhf: zu Naila.
Die Ernte war dieses Jahr "mittelmäßig"
Heuernte gut Kornernte zu heiß; dann faßt alle Tage
Regen und zu bald Frost. Kartoffel genug doch

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7.

sehr brandig, theils auch gefroren u. jetzt weich
faul. Mann muß aber Gott für Alles danken
Nicht zum besten geht es Heinrich Thuhs.
Ders. Gottfried Köcher/ Hogottfried. David
Werner der in Hof wohnt ist zeitweise
Ganz von Gedanken (spricht zu schnell u. z. dumm)
Von alten Männern haben wir noch Ad. Völkel
(Porstadel) Peter Lahn (Langes Peter.) und
Wilhelm Frank wohnt auf dem Bachsteinshaus
neben Fiedler's Heinrich) auch gest: Neugebaut.
Die Häußer haben meistens Andere Besitzer, muß
eben einer den Andern Platz machen, die
Verhältniße in Issigau sind jetzt besser wie
frührer, dadurch das einige Bauernhäußer zrteil
vrst: [?]verkauft[/?] wurden und haben viele ein Geschäft
und 2 Kühe, Vergnügungen hie zu viel dieses
Jahr, waren es 35, wahrlich zu viel, die Jugend
will sich nicht mehr in den Schranken bewegen.
Nun muß ich aber schreiben Gott sei Dank
es sind andere Zeiten, Krankenkasse, Krankenhäußer
Unfall u.Invalilität, auch Lebensversicherung.

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8.

vergeßen Land u. Forstwirthschaftliche Versicherung
Lieber Freund, die Anstalten sind wirklich gut und
werden im Bezirks Naila  mehr als 40, 000 Mark
für solche Fälle bezahlt, ohne Land- u. Forstwirtsch.
oder Militärpensionisten. Nehme es mir nicht
übel, wenn ich zu weit aushole "Mode"
Wir kleiden uns in Issigau, wie Leipzig, Berlin
oder München, Hüte, Schleier, [illegible, 1 word]
Haben sogenannten Bierpfennig der trägt der
Gemeinde nahezu 500 Mark [illegible, 2 words, separated by :]
Wäre es wie du mit Bruder Nicolaus gewandert bist
so gewesen wie heute, wirde Ihr kaum weitergegangen
sein. Nun mein bester Freund guter Johann
wie komme ich dazu dir soviel zu schreiben, glaubte
Deine Verwandten haben Dich mit unsern Verhältnißen
jetzt nicht vertraut gemacht. Bitte willst Du noch
etwas von hir oder Umgegend berichtet haben, so
schreibe das mir.
Werthester Freund, sehnsüchtsvoll trage ich Verlangen
nachdem Befinden meines Nicol, schließe mit den
besten Wünschen und Grüßen an Dich sammt Familie u.
Nicol. u. zeichne
Heh Brandler, Zimmermeister
No. 65. Issigau, b. Hof  [illegible, 1 word]

[page 8, right margin:] Viele Grüße von Frau Schulz u. ihrer Tochter geht ihnen gut sind gesund.

  • 1. "dass." = "dasselbe".
  • 2. "Eichenst" = "Eichstein".
  • 3. "4 l. M." = "4t. des laufenden Monats".
  • 4. "abgt" = "abgebaut".
  • 5. "Kirchrußelbach" = possibly "Kirchrüsselbach".
  • 6. "Sachsen" = possibly "Sachsenvorwerk".
  • 7. The writer refers to construction; "geb." = "gebaut", "abget." = "abgetragen".

Notes
  1. "dass." = "dasselbe".
  2. "Eichenst" = "Eichstein".
  3. "4 l. M." = "4t. des laufenden Monats".
  4. "abgt" = "abgebaut". 
  5. "Kirchrußelbach" = possibly "Kirchrüsselbach".
  6. "Sachsen" = possibly "Sachsenvorwerk".
  7. The writer refers to construction; "geb." = "gebaut", "abget." = "abgetragen".